Wolfsseele - Gefährtin von Zwillingen

Kapitel 19

,,Komm, lass uns raus gehen. Hier drinnen fällt einem ja die Decke auf dem Kopf. Ich kann sonst eben einen Moment warten, damit du dich umziehen kannst."
Ebenso wie Lily sah ich an mir herunter.
Die Klamotten waren schon ein wenig getrocknet, doch klebten sie, immernoch feucht, nahezu an meiner Haut.
,,Ich hab doch nicht anderes als das. Dabei sind das hier ja schon nicht meine Sachen. Ich will ehrlich gesagt vermutlich auch gar nicht wissen wo meine eigentlichen Sachen sind.", murmelte ich leise.
,,Lass mir raten, die beiden Trottel sind nicht mal auf die Idee gekommen dir hier mal was zu zeigen oder?"
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
,,Oh man.", seufzte sie: ,,Dann müssen wir mal gucken wo wir was finden."
Sie stand auf und forderte mich auf das gleich zu tun.
Unsicher sah ich sie an.
,,Und du meinst es ist einfach so in Ordnung irgendwo nach neuen Klamotten zu suchen? Ich mein die beiden leben ja hier."
,,Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Schließlich bin ich die Luna des Rudels. Ich darf nahezu alles. Vor allem wenn ich sogar noch einen Grund dazu habe.
Du wirst vermutlich, wie ich, ziemlich schnell feststellen, dass Werwölfe eine ganz andere Definition von Privat- und Intimsphäre haben."
,,Was meint du damit?"
,,Naja, sagen wir es mal so: es gibt eigentlich nichts was zu privat wäre um es nicht mit dem Rudel zu teilen. Egal ob Trauer oder Freude, oder auch Sex."
,,WAS?!", erschrocken hielt ich mir selbst den Mund zu. Warum hab ich nur so laut geschrien? Garantiert tauchten gleich die beiden Typen wieder auf.
Panisch starrte ich zur Tür, wartete nur auf den Aigenblick das diese aufschlug. Es gab einfach keine Möglichkeit, dass sie das nicht gehört haben, wenn sie in der Nähe waren.
Und das sie sich nach meinem Fluchtversuch nicht weit entfernt aufhielten war selbstredend.
,,Hey, alles gut. Weißt du noch? Ich hab die beiden vorhin weg geschickt. Solange ich noch hier bin wird keiner der beiden wiederkommen."
,,Wirklich nicht?", fragte ich unsicher. Ich konnte mir das nicht wirklich vorstellen.
,,Ja wirklich nicht. Sie würden ansonsten meine Autorität untergraben und das würde keiner der beiden je wagen.
Dazu möchte ich jedoch sagen, dass du ihnen doch etwas Unrecht tust. Sie wären gekommen, da sie Angst gehabt hätten, dass dir etwas passiert. Du bist schließlich das wichtigste was sie in ihrem Leben haben."
,,Bullshit!", erwiderte ich nur darauf.
,,Nein dass ist kein 'Bullshit'. Ich weiß du kannst dich wohl nicht daran erinnern, aber als du im Wachkoma lagst, haben sie beinahe nie aus den Augen gelassen. Und selbst wenn sie es mussten nur für maximal wenige Stunden. Sie haben kaum jemanden in das Himmer gelassen, aus Angst dir könnte etwas passieren."
,,Diese Bessenheit ist doch krank!"
,,Bessenheit... naja irgendwie hast du ja recht. Man ist förmlich bessen vom anderen. Aber du solltest fernstehen, dass das etwas ist was sich keiner der beiden ausgesucht hat, genausowenig wie du.
Ob es jetzt Zufall ist, der euch zusammengeführt hat oder das Schicksaal ist vermutlich irrelevant. Doch ist diese Verbindung zwischen euch etwas was sich von Seiten eines Werwolfs nicht leugnen lässt."
,,Aber das ganze basiert doch nur auf einen kranken Zwang..."
,,Ja, als Mensch sieht man das wohl so. Ein Werwolf wäre wohl höchst beleidigt wenn man ihm das sagen würde. Sie sehen es nicht als Zwang, sondern als Chance ohne jegliche Vorurteile lieben zu können. Und es scheint ja zu funktionieren.
Es gibt in der Geschichte der Werwölfe nur einzelne Ausnahmen wo eine Werwolfbeziehung nicht funktioniert hat. Und diese hatten bei weitem schlechtere Bedingungen als deine oder meine."
,,Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass es schlimmeres gibt als wenn diese Bestien deine Familie vernichten?"
,,Vermutlich gibt es nicht viel was schlimmer ist und die Geschichten sind leider nicht vollständig bekannt, da sie teils Jahrhunderte oder Jahrtausende her sind. Doch soweit man den schriftlichen, wie mündlichen Quellen glauben will, gibt es Dinge die noch viel schlimmer sind und ich bin versucht diesen zu glauben. Denn wenn der Verlust der Famile das allerschlimmste Übel der Welt wäre, müsste ich wohl keinerlei Angst mehr vor möglichen Dingen in der Zukunft haben. Das wäre aber vermutlich einfach nur naiv."