Kapitel 20

10.1K 446 8
                                    

,,Warum haben sie so viele Frauen Sachen?", wollte ich von Lily wissen, während wir diesen Schrank durchwühlten, nach etwas was ich tragen konnte.
,,Sie sind deine Gefährten. Es ist ihre größte Pflicht und Aufgabe sich um dich zu kümmern und jeden möglichen Wunsch zu erfüllen."
,,Auch den, mich in Ruhe zu lassen?"
Lily zog nur die Augenbrauen nach oben.
,,Für eine kurze Zeit, vielleicht. Aber da reden wir im extremsten Fall vom maximal wenigen Tagen. Auf Dauer wirst du sie so auch nicht los. Sich von dir zu entfernen widerspricht gerade alle ihren Instinkten.
Wenn sie könnten, und du nicht schreiend davon laufen würdest, würden sie wohl am liebsten in ihren Wolfsformen mit dir kuscheln."
,,Bitte was?!", fragte ich entsetzt.
Werwölfe und kuscheln?! Die Idee klang ja fast so bescheuert, als hätte sie gerade gesagt, ich solle mit einem Bären kuscheln.
,,Glaub mir, dass ist weniger Schlimm als man vielleicht im ersten Moment, wenn man die Werwölfe als Monster sieht, denkt.
Ihr Fell ist echt weich und speichert verdammt gut Wärme.
Es ist quasi so, als würdest du mit einer lebendigen, flauschigen Heizdecke kuscheln."
Verstört sah ich die blonde Frau an.
Hatte sie etwa den Verstand verloren?
,,Ja, ich sehe schon, du glaubst mir nicht. Würde ich an deiner Stelle wohl auch nicht.
Oh guck mal, was hältst du von den Sachen. Die sollten warm genug für das Wetter draußen sein."
Sie holte aus den Schrank eine dunkle Hose und ein blaues Oberteil.
,,Blau?", fragte ich nur skeptisch. So würde ich doch nur unnötig in der Natur herausstechen.
,,Ja, warum nicht. Das sieht mit deinen dunklen Haaren sicherlich gut aus."
Doch dann schien es wohl auch bei ihr Klick gemacht zu haben, was mein Problem mit der Farbe war.
,,Ich... ich will dir jetzt nicht deine Illusion rauben, aber weg kommst du hier nicht mehr. Die Zwillinge und das ganze Rudel werden dich, nach deinem Fluchtversuch, nicht mehr aus den Augen lassen. Solltest du draußen allein herumlaufen ist jeder Werwolf angehalten, dich auf der Stelle zurück zu deinen Gefährten zu bringen..."
Ich musste schlucken.
Hatte ich mir jetzt wirklich mit meiner ersten misslungenen Flucht, jegliche anderen Fluchtmöglichkeiten beraubt?
Lily lächelte aufmunternd.
,,Ich weiß, dass das gerade furchtbar klingt und es für jemanden wie dich auch garantiert furchtbar ist, aber das ist das normale Prozedere in einem Rudel, wenn bei einem Gefährten oder einer Gefährtin Fluchtgefahr besteht. Und seien wir mal ehrlich: Du hast das ganze Rudel, einschließlich deiner Gefährten echt überrascht.
Luke war sich noch ziemlich sicher, dass du noch Nachwirkungen von den Medikameten und deinem Wachkoma hattest. Niemand hätte je gedacht, dass du trotz dessen so klettern kannst. Das hat bei einigen wirklich Eindruck hinterlassen."
,,Ich will niemanden hier beeindrucken. Ich will doch nur hier weg!"
,,Ich weiß. Aber das Schicksal hat eben etwas anderes vorgesehen, und auch wenn du jetzt darauf fluchen wirst, gibt es keinen anderen Weg, als dieses Schicksal zu akzeptieren und zu schauen was du damit machst.", sie machte einen kurze Pause beim Sprechen: ,,Komm wir sollten vielleicht wirklich frische Luft schnappen. Vielelicht hilft dir das etwas klarer zu denken und über deine Möglichkeiten nachzudenken. Und wenn du möchtest kannst du auch eine andere Farbe anziehen."
Sie wühlte kurz wieder in dem Schrank.
,,Hier wie ist es mit dem?"
Sie zog einen dunkel grünen Perlover hervor und reichte mir diesen zusammen mit der Hose.
Unsicher sah ich zu ihr und dann zu den Fenstern im Schlafzimmer. Sollte ich mich wirklich hier umziehen?
,,Wenn du möchtest kannst du dich gerne im Bad umziehen. Die Fenster dort sind vom innen mit Spiegelfolie beklebt.
Ich hab das selbst veranlassen lassenbei Bau der Häuser, da mir das doch etwas zu öffentlich wäre, bei den relativ großen Fenstern und der guten Sicht von Werwölfen.
Da kannst du dich ganz unbesorgt umziehen."

Wolfsseele - Gefährtin von ZwillingenWhere stories live. Discover now