Kapitel 46

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,,Laufen wir jetzt einfach weiter quer durch den Wald?", wollte ich von ihm wissen. Ich konnte mir für meinen Tag wesentlich bessere Sachen vorstellen, als durch den Wald zu stiefleln.
,,Eigentlich wollte ich noch zu einem Grenzposten.", sagte er zögerlich: ,,Das ist eine ziemliche Strecke, dass ist mir bewusst. Wenn ich mich zu einem Wolf wandeln würde und dich tragenm würde, wären wir wesentlich schneller da, doch glaub ich nicht, dass dir das recht wäre." 
Erschrocken schüttelte ich den Kopf.
Nein. Außer in Notfallsituationen würde ich am liebsten gar keinen Kontakt zu den Wölfen haben.
Schon im menschlicher Gestalt war mir es ja eigentlich zu viel.
Am liebsten wäre mir gar kein Kontakt überhaupt, doch war es wohl einfach keine wirkliche Alternative mehr.
Meine eigene Entscheidung konnte ich eben aktuell und vermutlich auch zukünftig nicht durchsetzen.
Musste ich Jared deshalb vielleicht sogar gerade dankbar sein, das er rücksicht nahm?
Immerhin schien es ihm ja bewusst zu sein, was halbwegs in mir vorging.
Aber ehrlich gesagt war ich da durchaus zwiegespalten.

,,Gut, dann machen wir uns als Menschen daran weiter zu kommen.
Wir können aber gerne, wenn du es brauchen solltest, eine Pause zwischendrin machen. Du bist halt einfach noch nicht so ausdauernd. Auch wenn ich vor deinen Kletterkünsten ziemlichen Respekt habe.", lächelte er mich an.
Wir machten uns also doch wieder auf den Weg.
Zurück zu dem Haus der Beiden war wohl keine Möglichkeit. Das meinte ich jedenfalls aus der kleinen Anspielung auf meine Kletterkünste heraus zu hören.
Und vermutlich lag es an der gestrigen Auseinandersetzung mit Luke, dass Jared vielelleicht auch nicht wollte, dass ich den Tag wieder bei seinem Zwilling verbrachte.

Nach dem wir wieder ein ganzes Stück durch den Wald liefen fiel mir jedoch eine Sache ziemlich auf: den Mangel an anderen Tieren, die größer sind als ein Vogel.
,,Habt ihr hier eigentlich alle Tiere hier schon verscheucht, oder gibt es hier noch andere als euch."
Jared zog nur eine Augenbraue nach oben.
,,Hast du Werwölfe eben als Tiere bezeichnet?"
,,Menschen seid ihr ja nicht."
Er verdrehte daraufhin nur die Augen.
,,Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: Ja es gibt in unserem Territorium auch noch Tiere. Hauptsächlich Hirsche und Rehe und südlich von uns haben wir seit ein paar Jahre eine ziemliche Hasenplage."
,,Also habt ihr sie doch noch nicht durch eure Anwesenheit verscheucht."
,,Ich glaube du sitzt da gerade einem Irrglauben auf. Es gibt kaum einen Flecken Erde, der niemanden gehört. Die Tiere sind also fast ausschließlich in einem Rudelterritorium unterwegs."
Ich nickte nur uns sah mich immer mal wieder um.
Eigentlich wollte ich weiter auf das Thema eingehen, doch blieb mein Blick an etwas hängen, dass gerade noch in Sichtweite war.
,,Ist das das, was ich denke."
Kurz verwirrt sah Jared in die selbe Richtung, sah mich dann aber wieder etwas skeptisch an.
,,Naja es ist ziemlich offensichtlich was dieser Ort ist."
,,Ist es auch der Ort?", wollte ich von ihm wissen.
Er seufzte.
,,Lass mich raten: Lily hat es dir erzählt?"
Ich nickte.
Erneut seufzte er.
,,Können wir da hin?", fragte ich ihn.
Jared verzog ein wenig das Gesicht.
,,Luke hält davon aktuell noch nichts."
,,Und du hältst wirklich was von Lukes Meinung?"
,,Auch wenn es nicht immer so scheint, halte ich viel von seiner Meinung, insbesondere was Medizin angeht.
Ich muss ihm nicht in allen Sachen zustimmen, aber da hat er einfach eine größere Expertise als ich."
,,Aber ich will da hin. Und muss ich es nicht am besten wissen? Ich muss damit ja klar kommen und jetzt habe ich es von weiterweg doch sowieso schon gesehen.", argumentierte ich.
,,Ach, ich weiß nicht...", meinte er zögerlich.
,,Bitte...", kam es mir leise über die Lippen.
Er musterte mich für eine Sekunden, bis er wieder was sagte.
,,Na gut, komm. Aber wenn Luke nachher mies gelaunt ist, ist das deine Schuld."

Wolfsseele - Gefährtin von ZwillingenWhere stories live. Discover now