Kapitel 3: Abschied

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Unsanft wurde ich von Bela B aus dem Schlaf gerissen und schoss kerzengerade in die Höhe. Verwirrt sah ich mich im Zelt um. Wo kam das denn jetzt her? Durch die Helligkeit und die Wärme im Zelt merkte ich, dass der Morgen schon angebrochen war.

Eine Bewegung neben mir ließ mich kurz zusammenzucken und ich sah langsam neben mich. Das erste was ich betrachtete war ein ziemlich knackiger Po, welcher nur von einer engen Boxershort bedeckt wurde. Und das war auch schon alles an Kleidung, die die Person neben mir trug. Und da dämmerte mir wieder, wer da eigentlich neben mir lag. Dag hatte sich auf den Bauch gedreht, die Decke irgendwo neben sich geworfen und die Arme unter dem Kissen vergraben. Seinen entspannten Gesichtszügen nach zu urteilen befand er sich noch im Land der Träume. Doch Bela trällerte weiterhin „Lied vom Scheitern" und ich ließ meinen Blick durch das Zelt wandern. Dags Handy lag neben ihm vor dem Zelteingang. Vermutlich hatte er sich gestern noch einen Wecker gestellt. Da der werte Herr aber nicht den Eindruck machte, dass er bald aufwachen würde, seufzte ich genervt und schälte mich aus meinem Schlafsack. Kurz darauf folgte der Pullover und ich zupfte das Tanktop, welches ich darunter trug, zurecht. Wie kam ich jetzt am besten an das Handy ohne mich total zu blamieren?

Vorsichtig lehnte ich mich über den schlafenden Berliner, schaffte es aber nicht es in die Finger zu bekommen. Mit einem Bein stieg ich, galant wie eine Katze, über seine Hüften und versuche Halt zu finden damit ich nicht noch auf ihn draufkippte. So schaffte ich es endlich, das Handy zu greifen und stellte den Wecker aus. Ich warf einen Blick auf die Uhrzeit. Kurz nach 8. Ich legte das Handy wieder an dieselbe Stelle und gerade als ich versuchte auch noch das andere Bein hinterherzuziehen um aus dem Zelt rauszukommen, drehte Dag sich plötzlich auf den Rücken und durch die Bewegung der Matratze kam ich ins straucheln und verlor das Gleichgewicht. Und fiel natürlich worauf? Genau, auf den dunkelhaarigen Mann unter mir. Und so kam es, dass ich nun auf seiner Hüfte saß und ihn mit großen Augen anstarrte. Natürlich war er durch meinen Fall wach geworden und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Dann schlich sich ein grinsen auf seine Lippen und er lehnt sich etwas nach oben und stützte sich mit seinen Ellenbogen hinter dem Rücken ab.

„Na das ist doch Mal ne' Begrüßung", brummte er und ich zuckte leicht zusammen. Was ich mir gestern noch vorgestellt hatte, bewahrheitete sich jetzt. Seine Morgenstimme war um einiges tiefer als seine Tagstimme.

Noch immer machte ich keine Anstalten von ihm zu klettern. Ich war wie angewurzelt und konnte mich nicht bewegen. Das Grinsen auf seinen Lippen wurde noch ein bisschen breiter, ehe er sich etwas zu mir hochbeugte, unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt. Ich hielt die Luft an und starrte in seine blauen Augen. „Für ne' kurze Nummer hab' ich bestimmt noch Zeit", raunt er mir. Und dieser Spruch holte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nicht ganz so elegant schaffte ich es von seinem Schoss zu klettern. „Wovon träumst du nachts?", schnaufte ich und war schon dabei den Reisverschluss des Zeltes aufzuziehen. Doch Dag griff nach meinem Handgelenk und ich stoppte in der Bewegung. Unschuldig grinsend sah er mich an. „War nur n' Spaß, Mina. Danke nochmal das ich bei dir pennen durfte", sagte er und in seinem Blick konnte ich sofort die Aufrichtigkeit hinter seinen Worten erkennen. Das zauberte nun auch mir ein kleines Lächeln ins Gesicht und ich nickte nur. Dag ließ mein Handgelenk los und sofort vermisste ich seine Berührung. Er ließ sich wieder zurück auf die Matratze fallen und nun hatte ich einen guten Ausblick auf seine Vorderansicht. Unauffällig, hoffte ich zumindest, ließ ich meinen Blick von seinen tätowierten Armen und der Brust nach unten wanden. Und schaute sofort peinlich berührt weg, als ich die Ausbeulung in seiner, viel zu engen, Boxershort erblickte. Was ist nur los mit mir? So verklemmt war ich doch sonst nicht? Als ob ich noch nie einen halbnackten Mann gesehen hätte. Aus dem Augenwinkel schielte ich wieder zu ihm. Doch, hatte ich. Aber noch nie einen Mann wie ihn.

Um die Situation, für mich, etwas zu lockern schlug ich ihm mit der flachen Hand sanft auf den Oberschenkel, was ihn zusammenzucken ließ. „Komm schon, du willst doch bestimmt noch nen' Kaffee bevor ihr zurückmüsst". Mit diesen Worten zog ich den Reisverschluss auf und kletterte hinaus.

Wie es geht || Dag-Alexis KopplinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt