Kapitel 7: Millionen Liebeslieder

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Nachdem wir uns eine ganze Weile im Studio umgesehen und Robin und Niklas sich in der Tonkabine ausgetobt hatten, machten wir es uns auf den Ledersofas bequem. Es gab für jeden eine Tasse Kaffee oder ein Bier. Ich blieb lieber noch beim Kaffee.

„Und was wollen wir jetzt noch so mit dem angebrochenen Tag anfangen?" fragte Feli, welche ihre Beine über meine gelegt hatte und mit dem Kopf auf Niklas Schoss lag. Dag und Vincent hatten ihre Akustikgitarren ausgepackt und zupften auf den Saiten zusammenhangslos irgendwelche Melodien.

„Ich wäre für Shoppen. Ich brauche für heute Abend unbedingt noch was zum anziehen", schlug Lola vor. Ich wendete meinen Blick von Dags Fingern, welche mit Leichtigkeit die Saiten spielten und schaute sie irritiert an. „Du hast nen', bis zum Rand vollgestopften, Koffer dabei, der für zwei Wochen Urlaub reichen könnte. Da ist mit Sicherheit was drin, was du anziehen kannst", sagte ich, doch auch Feli schaltete sich ein. „Ich könnte auch noch was neues brauchen."

Die Männer stimmten etwas widerwillig zu und ich ließ mich gegen die Lehne des bequemen Sofas sinken. „Ich hasse shoppen", murmelte ich vor mich hin und verschränkte die Arme vor der Brust. 

Doch die anderen gingen darauf gar nicht ein, denn Lola lenkte das Gespräch schon wieder in eine andere Richtung. „Spielt ihr uns was vor?", fragte sie an Dag und Vincent gerichtet, welche beide in ihren Bewegungen innehielten. „Kommt schon. Ihr könnt uns nicht hierher einladen und dann nichts für uns spielen", fuhr sie fort und warf Vincent einen treudoofen Blick zu. Der schaute zu Dag, welcher mit den Schultern zuckte, und nickte schließlich. „Was wollt ihr hören?", fragte er und schon ging eine riesige Diskussion los, aus welcher ich mich raushielt. Auf mich würde eh keiner hören, weswegen ich die Kraft gar nicht aufbringen wollte. 

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Dag mich ansah und drehte meinen Kopf etwas zu ihm. „Was willst du hören, Prinzessin?".

Augenblicklich verstummten meine Freunde und richteten ihren Fokus auf uns. Etwas unwohl rutschte ich auf dem Leder hin und her und setzte mich schließlich in einen Schneidersitz. Den Song den ich gerne hören würde, würde bei den anderen vermutlich wieder für wilde Spekulationen sorgen. Aber wie oft bekam man schon die Chance auf ein Privatkonzert von SDP?

„Millionen Liebeslieder."

Wie erwartet fingen alle um mich herum wie auf Knopfdruck an zu grinsen und am liebsten hätte ich alles wieder zurückgenommen. Doch Dag grinste nicht. Seine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen, während er mich weiterhin einfach nur anschaute. Ein angenehmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit und ich lächelte ihn an. Froh darüber, dass er nicht darüber lachte, was für ein Klischee ich hier bediente.

Kurz darauf erklangen die ersten Klänge der Gitarre und Vincent begann zu singen. Ich zog die Beine an meinen Körper und legte mein Kinn darauf ab. Mein Blick wanderte zu Lola und ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Mit großen, strahlenden Augen hing sie an jedem einzelnen Wort welches Vinces Lippen verließ und ich erkannte, wie verknallt meine beste Freundin wohl sein musste. Wir hatten schon oft über ihre Gefühle zu Vincent gesprochen, aber noch nie war es mir so bewusst geworden wie in diesem Moment. Ich konnte nur hoffen, dass die beiden sich in nichts verrannten was keine Zukunft hatte.

Als Dags Part kam, schloss ich meine Augen und lauschte seiner unbeschreiblichen Stimme. Eine Gänsehaut nach der anderen zog sich über meinen Körper und absolute Faszination machte sich in mir breit. Es war die eine Sache, die beiden Live auf einem normalen Konzert zu erleben. Aber wie sie hier vor uns saßen, nur mit ihren Gitarren und ihren Stimmen, das was nochmal etwas komplett anderes.

Ich öffnete meine Augen und beobachtete den braunhaarigen Berliner. Er hatte seine Augen geschlossen, während er Zeile für Zeile sang und selbst wenn ich gewollt hätte, konnte ich meinen Blick einfach nicht von ihm wenden. Ob ich ihn wohl gerade genauso ansah, wie Lola Vincent angesehen hatte?

Wie es geht || Dag-Alexis Kopplinحيث تعيش القصص. اكتشف الآن