Kapitel 10: Happy Birthday, Prinzessin

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Erfurt, September 2018

Immer wieder schob ich die Gardine beiseite und sah neugierig auf die Straße hinunter. Doch als ich kein Auto oder ein bekanntes Gesicht erkennen konnte, schob ich sie seufzend zurück und suchte in der Wohnung nach etwas, um mich abzulenken.

Seit meinem letzten Besuch in Berlin waren mittlerweile ganze 9 Monate vergangen und in denen war ziemlich viel passiert.

Nach Dags betrunkenem Anruf, rief er mich am nächsten Tag an, um sich zu entschuldigen und das er überhaupt keine Ahnung mehr hatte, was er überhaupt gesagt hatte. Und an diesem Tag beschloss ich, dass ich von Männern wirklich die Schnauze voll hatte.

Wenige Tage später beendete ich die Beziehung mit Henry, welcher nicht wirklich überrascht gewirkt hatte. Das löste bei meinen Freunden natürlich Freude aus und sie waren der Meinung, ich würde mich gleich in die nächste Beziehung mit Dag stürzen. Doch dem war nicht so.

Ich hatte allen klipp und klar gemacht, dass ich erst einmal Single bleiben wollte. Und Dag verstand das.

In den vergangenen Monaten hatten wir uns regelmäßig gesehen. Wenn Vincent Lola besuchte, war Dag immer wieder dabei gewesen und obwohl wir weiterhin super miteinander auskamen, stand da immer noch etwas zwischen uns. Die Tatsache, dass wir von den Gefühlen des jeweils anderen wussten, aber ich nicht handeln wollte.

Vince hatte versucht mir ins Gewissen zu reden, doch für mich stand die Sache fest.

Doch ganz so einfach wurde es dadurch natürlich nicht. Die Gefühle für Dag verschwanden nicht, so wie ich es naiverweise gehofft hatte, und ich befand mich im absoluten Zwiespalt.

Eine Bewegung in meinem Augenwinkel riss mich aus meinen Gedanken und wieder schaute ich zum Fenster raus. Vor dem Haus parkte ein schwarzer VW-Bus, aus welchem in diesem Moment mehrere Personen ausstiegen. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich Felis rote Mähne erkannte. Endlich waren sie da.

Die Beifahrertüre öffnete sich und sofort klopfte mein Herz schneller, als ich erkannte, dass es Dag war. Trotz des regnerischen Wetters, trug er eine Sonnenbrille und eines seiner heißgeliebten Hemden, bei welchem die obersten Knöpfe natürlich offenstanden.

Schnell wuselte ich zur Haustüre und wartete nur darauf, dass die Klingel ertönte. Als es endlich soweit war, drückte ich sofort den Summer und öffnete unten die Haustüre. Fußstapfen und laute Stimmen waren zu hören und es dauerte nicht lange, bis Niklas Blondschopf am obersten Ende der Treppe erschien. Dieser grinste mich breit an und sofort öffnete ich meine Arme, um meine Freunde in Empfang zu nehmen.

„Hier nen Parkplatz zu finden, ist ja schlimmer wie in Berlin", grummelte Vincent mir zur Begrüßung entgegen und lachend schubste ich ihn in die Wohnung. Der letzte war Dag, welcher seine Sonnenbrille mittlerweile auf dem Kopf trug und mich breit anlächelte.

„Hey, Prinzessin", flüsterte er mir ins Ohr, nachdem er mich in seine Arme gezogen hatte. Ich drückte ihn fest an mich und zog seinen gewohnten Geruch ein, der in mir sofort eine innere Ruhe auslöste. Als wir uns losließen, musterte er mich einen Moment und zog die Augenbrauen zusammen. Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. „Neue Frisur?", fragte er und griff nach einer Strähne meiner, noch immer, blonden Haare. Ich nickte und war zufrieden, dass es ihm gleich aufgefallen war.

Vor einer Woche hatte ich genug von meinen langen Fransen gehabt und hatte, in einer spontanen Entscheidung, einen Termin beim Friseur ausgemacht. Seitdem trug ich meine Haare als Long-Bob und auch einen Pony.

Dag ließ die Strähne wieder los und wiegte den Kopf hin und her. „Gefällt mir", gab er schließlich seine Meinung und ich trat einen Schritt zur Seite, damit er ebenfalls die Wohnung betreten konnte.

Wie es geht || Dag-Alexis KopplinWhere stories live. Discover now