Kapitel 4: Du bist so wunderbar, Berlin

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Berlin, Oktober 2017

„Beweg' doch endlich mal deinen Arsch, sonst schaffen wir die Bahn nicht mehr!", rief meine beste Freundin mir über ihre Schulter zu während sie sich durch die Menschenmassen schlängelte. Schnaufend versuchte ich mit ihr Schritt zu halten, einen großen Koffer hinter mir her ziehend. „Ist ja nicht so, dass 10 Minuten später die nächste fährt", keuchte ich, verlangsamte mein Tempo aber nicht.

Wir waren vor gerade einmal 15 Minuten mit dem Zug angekommen und schon artete alles wieder in Stress aus. Seit dem Southside waren 4 Monate vergangen und jetzt waren wir in Berlin um Robins 30. Geburtstag zu feiern. Natürlich wollten wir uns das nicht entgehen lassen und deshalb würden Lola und ich ein verlängertes Wochenende in Berlin bleiben.

Mit Dag hatte ich in den letzten 4 Monaten sporadischen Kontakt gehabt. Die Jungs steckten in der Planung für die Tour die im November starten würde. Dag hatte mir außerdem erzählt, dass er nicht der Typ Mensch war, der ständig am Handy hing. Doch wir schafften es hin und wieder miteinander zu schreiben, zu fragen wie es dem anderen gerade ging und was es neues gab. Und das wars auch schon. Wenn ich ehrlich sein sollte, vermisste ich ihn und hatte gehofft wir könnten uns treffen, wenn Lola und ich in Berlin waren. Doch gegen alle Erwartungen hatte er keine Zeit. Anscheinend waren er und Vincent ausgerechnet an diesem Wochenende gar nicht in Berlin.

Lola und Vincent standen in regem Kontakt zueinander, weswegen es die Blondine wirklich traf ihn nicht treffen zu können. Ich freute mich für sie, anscheinend könnte zwischen ihr und Vincent wirklich was laufen. Auch wenn die beiden mehrere hundert Kilometer trennten und sie sich ebenfalls seit 4 Monaten nicht gesehen hatten.

Wir schafften die Bahn gerade noch so und ließen uns geschafft auf zwei Plätze fallen. „Das du immer so nen' Stress machen musst", sagte ich zu ihr, doch Lola hatte schon wieder ihr Handy in der Hand und den Chatverlauf mit Vincent geöffnet. Seit die beiden Nummern getauscht hatten hing Lola ständig am Handy um mit Vincent zu schreiben oder mit ihm zu telefonieren. Ich seufzte leise und holte ebenfalls mein Handy aus meiner Jackentasche. Es war mittlerweile Ende Oktober und die Temperaturen waren ganz schön in den Keller gegangen. Lange würde es bis zum ersten Schnee wohl nicht mehr dauern. Ich öffnete den Chat mit Dag. Das letzte Mal hatten wir vor 2 Wochen miteinander geschrieben. Ob ich ihm wohl erzählen sollte, dass wir gut in Berlin angekommen waren? Einen Moment überlegte ich, ließ es dann aber doch bleiben. Entmutigt steckte ich das Handy wieder in die Jackentasche und sah auf die LED-Anzeige die über unseren Köpfen hing. Gerade hielten wir am Olympiastadion was bedeutete, dass wir noch 3 Stationen bis Spandau hatten. Robin wohnte zum Glück in der Nähe des Spandauer Bahnhofs, weswegen wir nicht umsteigen mussten.

Nach wenigen Minuten schleppten wir uns mit unseren Koffern aus der Bahn und machten uns zu Fuß auf den Weg. Ungefähr 10 Minuten später schon standen wir vor dem riesigen Altbau in welchem sich neben Robins bestimmt noch 40 weitere Wohnungen befanden. Zwischen den etlichen Nachnamen suchte ich nach ‚Rieker' und als ich die Klingel endlich gefunden hatte, drückte ich wie eine verrückte immer wieder drauf. Es knisterte kurz und schon erklang Robins Stimme. „WAS?", schrie er genervt, was Lola und mich zum lachen brachte. „Hey Schnucki, mach' mal auf. Wir frieren uns hier den Arsch ab", rief Lola und kurz darauf ertönte schon der Summer. In diesem Haus befand sich zum Glück ein Aufzug, denn Robin wohnte im 7. Stock. Oben angekommen fielen wir Robin sofort um den Hals als er uns die Türe öffnete. Zu dritt taumelten wir in seine Wohnung. „Nicht so stürmisch, ich freu' mich auch euch zu sehen", lachte der dunkelhaarige und wir drückten ihn noch ein wenig fester. Robin schleppte unser Gepäck direkt ins Gästezimmer, welches Lola und ich uns für die nächsten 3 Tage teilen würden. Danach machten wir es uns im Wohnzimmer bequem und quatschten über Gott und die Welt. Da Robins Geburtstag am Samstag war, würde die Party morgen stattfinden, denn er wollte gerne reinfeiern. Lilly und Frieda waren ebenfalls schon in Berlin, würden aber bei Feli und Niklas schlafen. Der Rest der Bande würde morgen aufschlagen und bei den Vorbereitungen zu helfen.

Wie es geht || Dag-Alexis KopplinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt