Kapitel 5

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Philipp blieb einen Moment zu lang hinter mir stehen, als das man es nicht anders hätte interpretieren können. Seine Lippen platzierten einen Kuss auf meiner heißen Haut im Nacken, bevor er sich entfernte und ich meinen glühenden Kopf aus dem Kühlschrank nahm. Die Hitze, die er in mir auslöste, war langsam nicht mehr zu ignorieren. Dennoch gab ich mir alle Mühe, damit er nicht bemerkte, wie er mich beeinflusste. Mit wackligen Knien ging ich wieder zu meinem Platz am Tisch zurück und beobachtete meinen Gast dabei, wie er die Tüten auspackte. Dabei fielen mir jetzt erst die Tattoos auf seinen Armen auf. Sie zogen sich über seine Unterarme auf beiden Seiten und verschwanden mit mit dünnen Linien unter den Ärmeln seines Shirts. Zu gern hätte ich gewusst, ob sie darunter weitergeführt worden oder ob nur seine Arme von der schwarzen Tinte geziert wurden. Ich stellte mir vor, wie sich die Linien fortsetzten, wie ich ihnen mit der Fingerkuppe folgte und seine Formen nachmalte. Wie Philipp unter meinen Berührungen Gänsehaut bekam und ich das erste Mal bei ihm eine solche Reaktion hervorrief. Das Schlucken fiel mir immer schwerer, als ich das Kribbeln zwischen meinen Beinen spürte und wie sich ein unbekanntes Gefühl in mir ausbreitete.

»Können wir anfangen?«, riss mich Philipp unschön aus meinen Fantasien, die so gar nicht zu mir passten, aber sich nicht verdrängen ließen. Da ich meiner Stimme nicht vertraute, nickte ich lediglich und hob meinen Blick zu seinem Gesicht. Es wirkte mal wieder amüsiert, aber in seinen Augen blitzte noch etwas anderes. Etwas, dass ich nicht deuten konnte, dass aber meine Gedanken weiteranheizte. Das Grün seiner Augen hatte eine verwegene Schattierung angenommen und waren lange nicht mehr so hell und strahlend, wie noch gestern Nacht.

»Die Tomaten vierteln, den Salat waschen und klein schnippeln. Fleisch, Dressing und die Pinienkerne übernehme ich«, verteilte er die Aufgaben und wieder nickte ich nur. Auch wenn er neutrale Dinge sagte, schwang in seiner Stimme ein Unterton mit, der mich durcheinanderbrachte. Mal wieder.

»Ich komme gleich wieder«, informierte ich ihn und stand viel zu schnell auf. Nur mit Mühe konnte ich den Stuhl daran hindern, dass er krachend auf den Boden knallte und blickte auf den Boden, als ich an Philipp vorbeiging. Er sollte nicht sehen, wie peinlich mir diese Situation war und wie heiß mir war. Ich schwitzte unkontrolliert und das, obwohl mir bis vorhin noch ein wenig kühl gewesen war. So trug ich einen dicken Sweater und eine Jogginghose. Obwohl ich ihn nicht kannte, schämte ich mich nicht für meinen Aufzug. Es war schließlich nicht meine Idee gewesen, dass er hier auftauchte. Und wenn er der Meinung war, mit mir befreundet zu sein, dass musste er mich eben so nehmen, wie ich war. Trotzdem suchte ich ihm Schrank eine ganze Weile nach einem ordentlichen Shirt und wählte ein dunkelrotes Langarmshirt, dass ein wenig zu groß war und mir über die linke Schulter rutschte. Zum Vorschein kam der Träger meines BHs, und wenn das Shirt noch weiter rutschte, sah man sogar den Beginn des Körbchens. Dazu zog ich eine normale dunkle Leggins an, die mich auf jeden Fall besser kleidete, als die unförmige Jogginghose. Ich wusste nicht, wieso, aber ich wollte, ihm gefallen. Er sollte etwas in mir sehen, was bisher keiner in mir sah und vielleicht bildete ich mir diese kurzen prickelnden Momente doch nicht ein und er forderte es ebenso heraus, wie ich mit diesem Outfit. Es war immer noch vollkommen normal und geeignet für zu Hause. Aber wäre Philipp nicht hier aufgetaucht, hätte ich es nicht gewählt. Schnell kämmte ich mir die Haare durch, schüttelte sie über Kopf aus und wartete, bis sie wieder ein wenig gefallen waren. Nicht, dass er mir ansah, dass ich das hier für ihn tat.

Vielleicht hatte ich selbst keine Erfahrungen, aber ich war oft genug dabei gewesen, wenn Julia jemanden überzeugen wollte. Es bot sich hier eine Chance für mich, die ich nicht erwartete hatte. Die mich aber von jetzt auf gleich in seinen Fängen hatte. Dieser Mann hatte sich in meinen Kopf gefressen und seine Worte und dieser Kuss im Nacken ließen mich kurz die Augen schließen. Ich stellte mir vor, wie seine Hände wieder auf meiner Hüfte lagen. Wie sie jedoch unter meinem Shirt waren, meine Haut liebkosten und wie seine Lippen mich reizten.

LESEPROBE - UnvergessenWhere stories live. Discover now