Kapitel 13

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Den restlichen Abend verbrachten wir zu viert auf dem Sofa und schauten weiter Filme. Julia schmollte ein wenig mit mir, dass ich mich ebenfalls über sie lustig gemacht hatte, aber lange würde das nicht anhalten. Sie war einfach nicht die Person, die einem lange böse war. Zumal es überhaupt keinen Grund dafür gab. Ohne darüber nachzudenken, zog ich Philipp spät in der Nacht in mein Zimmer und wieder schlief er bei mir. Doch dieses Mal blieb es dabei. Wir beiden hatten keine große Lust Julia und Theo als Zuhörer zu haben. Und scheinbar ging es den beiden ebenso, denn es war kein Ton zu vernehmen. Am Sonntagmorgen wurden Julia und ich mit einem leckeren Frühstück geweckt, nachdem sich die Jungs verzogen. Ich wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte, konnte aber den Stich nicht ignorieren, der mein Herz traf, als Philipp mir zum Abschied nur winkte. Und Theo meine beste Freundin küsste. Mir war klar, dass ich auf solche Dinge kein Anrecht hatte. Philipp und ich waren kein Paar und wollten auch keins sein. Soviel hatten wir bereits rausgefunden. Und doch schlug mein dummes Herz in seiner Nähe schneller und ich wünschte mir für einen winzigen Moment das, was Julia hatte. Doch dieser Gedanke verflog so schnell, wie er kam, ebenso wie der Schmerz im Herzen und ich konnte lächeln. Auch wenn es sich nicht richtig anfühlte.

Ich verfluchte mich selbst, dass ich ihn so nah an mich rangelassen hatte und wollte gleichzeitig keine Sekunde davon missen. Zu beflügelnd waren diese Gefühle in mir.

»Und jetzt rück endlich raus mit der Sprache«, drängte Julia in der Sekunde, in der die Tür hinter Theo und Philipp ins Schloss fiel. Ich konnte das Grinsen nicht mehr unterdrücken, als ich mir die Bilder ins Gedächtnis rief. Von dieser einen besonderen Nacht oder auch davon, wie er mich im Arm hielt. Sie alle waren so perfekt, dass ich kurzzeitig vergaß, dass Philipp nicht der Lage sein würde, mich so zu mögen, wie ich es verdiente.

Da ich Julia kannte, berichtete ich ihr alles. Von den ersten Treffen, von den Raufereien. Selbst wenn sie einiges davon schon kannte, hing sie an meinen Lippen. Vor allem als es darum ging, wie er mich verführte oder wie ich ihm das erste Mal Vergnügen schenkte. Ich steigerte mich immer mehr rein und bekam dabei rote Ohren. Julia dagegen grinste mich amüsiert an und schüttelte am Ende nur leicht den Kopf.

»Und dabei dachte ich immer, dass du für so etwas nichts übrig hast. Also für Männer, Sex und Blow-Jobs«, kommentierte sie und zwinkerte mir zu. Dagegen konnte ich nichts sagen, zuckte lediglich mit den Schultern, denn sie hatte ja recht. Dasselbe hatte ich auch immer gedacht.

»Dem war auch so. Oder beziehungsweise ist es noch so. Andere Männer sind mir so egal. Selbst im Büro. Da laufen ja nun wirklich einige Schnuckelchen rum. Aber sie interessieren mich nicht. Ich kenne Philipp seit einer Woche und er bringt alles durcheinander. Mich, mein Leben, meine Vorhaben. Und ich kann dem nichts entgegen stellen«, seufzte ich und konnte mich selbst nicht verstehen, wie ich das zu ließ. Theo hatte mich bereits gewarnt, dass Philipp mich verletzten würde. Seine eigene Aussage, dass er sich irgendeine Frau suchen wollte, um mich zu vergessen unterstrich das auch nur. Und trotzdem konnte ich mich seinem Einfluss nicht verwehren. Seine Anziehung.

»Ohja im Büro gibt es wirklich einige Leckerbissen«, lächelte Julia verträumt und es war an mir den Kopf zu schütteln. Sie war einfach unverbesserlich, selbst wenn sie einen Freund hatte.

»Aber mal ehrlich, Tanja. Willst du das wirklich fortsetzen? Du weißt, ich würde dir niemals reinreden, aber er wollte lieber irgendeine, als dich? Und brauchte eine Woche UND Alkohol, um hier aufzutauchen? Wie soll das weitergehen?«

Ich wusste, sie machte sich nur Sorgen und hatte eben denselben Gedanken gehabt. Und trotzdem verletzte es mich. Es war vollkommen unlogisch und dumm, aber ich hatte das Gefühl, ich müsste Philipp in Schutz nehmen. Es war etwas anderes, wenn ich selbst dachte, als wenn sie es laut aussprach. Sie kannte ihn noch weniger als ich und hatte kein Recht dazu.

LESEPROBE - UnvergessenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora