Kapitel 8

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Es klingelte erneut, während ich versuchte nicht auszurutschen und mich in ein Handtuch zu wickeln. Wäre es Julia, hätte sie ja einen Schlüssel. Aber wenn sie es nicht ist, wo könnte sie dann eigentlich sein? Sicher hat sie mir eine SMS geschrieben, seit ich in der Wanne war.

Noch einmal klingelte es sturm und ich seufzte genervt.

»Ja?«, fragte ich ungeduldig in die Gegensprechanlage, bevor ich erstarrte.

»Mach endlich auf. Es ist schweinekalt hier unten«, beschwerte sich ausgerechnet der Mann, den ich heute nicht mehr sehen wollte. Oder am liebsten nie wieder, wenn es sich vermeiden ließ. Nur schwer konnte ich mich zusammenreißen, lehnte mich gegen die Wand, als ich überlegte, was ich tun sollte.

»Verschwinde«, blaffte ich in den Hörer und war ein wenig stolz auf mich, dass ich mich wütender anhörte, als ich mich fühlte. Dieses kurze Hin und Her am Wochenende mit Philipp zerrte an meinen Nerven. Wenn das so weiter ging, war ich Weihnachten ein Wrack.

»Ganz sicher nicht. Ich will mich entschuldigen.«

Trocken lachte ich auf, als ich seine Worte hörte, und war versucht, den Hörer einfach aufzuknallen.

»Bitte«, hörte ich ihn jedoch und ich konnte nicht anders. Mein Daumen bewegte sich von ganz allein zum Knopf und mit einem Klicken öffnete sich die Haustür.

Erst jetzt fiel mir auf, wie ich gerade hier stand, aber ich hatte weder die Lust, noch die Kraft mich jetzt in Hast umzuziehen.

Sicher war es nicht der beste Aufzug, um Philipp zu begegnen, aber so konnte er wenigstens sehen, was er sich da versaut hatte.

Ich lief nur schnell in mein Zimmer, sah auf mein Handy und atmete erleichtert auf, als ich die SMS meiner besten Freundin las, die heute bei Theo schlafen wollte. Zwar war ich nicht begeistert, dass sie mich alleine ließ, aber ich gönnte es ihr einfach von Herzen.

»Tanja?«, klang Philipps Stimme durch die Wohnung ich stöhne genervt. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Hatte ich nicht eben erst entschieden, dass er Geschichte war.

»Was willst du hier?«, forderte ich sofort unfreundlich zu erfahren und ignorierte die geweiteten Augen, als er mich in nur in meinem Handtuch sah.

»Ähm!, setzte er sein, seine Augen immer noch auf das Handtuch fixiert. Ein wenig mulmig wurde mir zumute, als er mich so anstarrte, aber dennoch war auch wieder dieses Prickeln auf meiner Haut, das nur er mit seinen Blicken auslösen konnte. Ich verfluchte meinen verräterischen Körper für seine Reaktion und verschränkte die Arme nur noch ein wenig mehr. Erst als ich Philipps Blick bemerkte, stellte ich fest, dass das eine dumme Idee war, denn so waren meine Brüste nur noch weiter nach oben geschoben. Wie ich feststellte, als ich an mir herabsah.

»Ja?«, drängte ich ihn zu einer Antwort und zwang ihn so, mich endlich wieder anzusehen. Seine Augen waren ein dunkles Grün, das aufgeregt funkelte.

»Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Was ich gesagt habe, war falsch und unendlich dumm. Es ist völlig egal, ob du Erfahrungen hast oder nicht. Und ich weiß sehr genau, was ich von dir will«, platzte es nun wie ein Wasserfall aus ihm heraus und ich konnte nicht abstreiten, dass sich ein kleiner Teil in mir darüber freute, dass er wieder hier aufgetaucht war. Der wesentlich größere Teil aber war davon überzeugt, dass er selbst Schuld war das er mir hinterher laufen musste und das er es auch hätte verhindern können. Sich jetzt zu entschuldigen war einfach zu spät. Zumindest redete ich mir das ein, während ich den Blick nicht von ihm reißen konnte.

»Du bist wahnsinnig heiß, weißt du das eigentlich?«, setzte er fort und kam mir schon wieder näher. Scheinbar machte es ihm großen Spaß, mich nicht nur aus der Reserve zu locken, sondern mich auch noch immer wieder in die Ecke zu drängen. Seine Worte schmeichelten mir, selbst wenn ich es gar nicht so empfinden wollte. Sein Tonfall war leise und seine Stimme rau.

LESEPROBE - Unvergessenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن