Prolog

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Lev PoV

„Uuuund das war's! Die Bilder sind im Kasten! Danke Lev! Deine Managerin hat nicht zu viel versprochen, das ging wirklich schnell! Schön, dass das so unkompliziert geklappt hat", rief die Fotografin und lächelte mich freundlich an.

Ich atmete erleichtert aus. So sehr ich die Arbeit vor der Kamera liebte, so anstrengend war es manchmal am Ende eines besonders langen Shootings. Und dieses hier wurde so kurzfristig eingeschoben, dass ich echt Mühe hatte, mich noch zu konzentrieren.

Ich lief hinter die Kulisse des Studios, welches für das Shooting eines Parfüms herhalten musste und steuerte die Tür meines eigenen kleinen Backstage-Raumes an. Als sie hinter mir ins Schloss fiel atmete ich tief durch und ließ mich auf die Couch neben meine Schwester Alisa fallen.

„Sei vorsichtig, sonst zerknitterst noch deinen Anzug", sagte sie, ohne von ihrem Handy aufzuschauen. „Hm", grummelte ich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ich genoss die einvernehmliche Stille zwischen uns bis sie sie unterbrach.

„Super Arbeit heute! Mika war schon hier und hat dich gelobt", sagte sie und ich nickte nur. Mika, unsere Managerin, lobte uns selten sondern machte uns meistens Feuer unterm Hintern, weshalb ich es sehr wertschätzte das zu hören.

„Die Bilder werden heute noch bearbeitet und sollen nächste Woche schon auf den LED-Wänden laufen... irgendwie ziemlich krass oder? Wenn man bedenkt, dass wir letztes Jahr noch für Kataloge von dieser altmodischen Klamottenfirma fotografiert wurden?", lachte sie und auch ich musste grinsen. „Sie haben uns nur die Hälfte gezahlt, weil sie behauptet hatten wir seien zu jung... da war ich gerade mit der Schule fertig... und damals gab es Mika noch gar nicht... Wahnsinn", murmelte ich und schwelgte ein wenig in Erinnerung.

„Levochka?", fragte meine Schwester nach einigen Minuten und ich öffnete die Augen um sie anzuschauen. „Er landet morgen oder?", fragte sie. Ich musste sie nicht fragen, wen sie meinte. Ich nickte. „In zehn Stunden und zwanzig Minuten um genau zu sein", erwiderte ich nur und sie hob eine Augenbraue.

„Oh man... dass es dich immer noch so erwischt hat... komisch, dass er ausgerechnet aus Russland wiederkommt", sagte sie nachdenklich. „Ich meine... wir haben dort nie gelebt... aber wenn du ihm wirklich so egal wärst... ist ja schon ein krasser Zufall gewesen als er das angekündigt hat..." - „Alisa! Ich will nicht drüber reden, okay?", unterbrach ich sie genervt.

Reicht schon, dass er mir nach wie vor im Kopf herum schwirrt... und das obwohl er mir vor einem Jahr eine Abfuhr erteilt hat, als ich ihm zu meinem Abschluss eine gestammelte Liebeserklärung vor die Füße geworfen hatte.

„Ich werde sowieso bald weg sein... werde lieber ohne mich glücklich", hatte er damals gesagt. Doch wie sollte ich glücklich werden, wenn er schon längst einen riesigen Teil meines Herzens eingenommen hat? „Ich sag's ja nur", meinte Alisa jetzt und hob beschwichtigend die Hände. „Er hat dir nie gesagt, dass er dich nicht mögen würde... wahrscheinlich war er genauso überfordert wie du... und jetzt kommt er zurück und ihr könntet es ja vielleicht noch einmal richtig versuchen", sagte sie lächelnd und ich rollte mit den Augen.

Alisa meinte es nur gut, das wusste ich. Doch tief in meinem inneren war mir bewusst, dass er sich niemals für mich entscheiden würde. Womöglich war jemand wie Noya viel eher sein Typ. Oder eins der Mädels aus dem Managerteam seines Vereins in Russland.

Ich spürte wie ich einen Klaps auf den Hinterkopf bekam und mein Kopf nach vorn ruckte. „Aua!", rief ich erschrocken und rieb mir die schmerzende Stelle, während ich meine Schwester ungläubig anschaute. „Ich seh ganz genau, wie du dich innerlich wieder schlecht redest. Hör sofort auf damit! Er liebt dich genauso, wie du ihn, ob du es glaubst oder nicht!", rief sie wütend und ihre Augenbrauen trafen sich fast, so sauer schaute sie. Dann entspannte sich ihr Gesicht jedoch wieder und sie seufzte.

„Ich darf mich nicht so aufregen... sonst bekomm ich noch Falten wegen dir", sagte sie ruhiger und massierte sich ihre Stirn. Ich schmunzelte und schaute auf mein Handy. „Vielleicht hast du ja recht", sagte ich versöhnlich und sie nickte. „Natürlich hab ich recht. Und jetzt komm, pack zusammen und dann ab ins Hotel. Vielleicht bekommen wir auf dem Weg noch etwas Essbares!", sagte sie und stand auf.

Ich folgte ihrem Beispiel, packte meine Sachen zusammen und verließ mit ihr das Set. Dabei blieb ich jedoch still und hing meinen Gedanken nach. Denn so gern ich meine letzten Worte und meine Zustimmung gern ernst gemeint hätte, so sehr wusste ich, dass ich das nur gesagt hatte um einer weiteren Diskussion mit Alisa zu entgehen.

Denn ich wusste, dass er niemals das gleiche fühlen wird, wie ich. Schließlich hatte er mir das mehr als klar gemacht. Alisa und ich holten uns noch einen kleinen Snack auf die Hand und schlenderten in unser Hotel. Ich genoss den geschäftigen Trubel des Feierabends auf den Straßen mit dem Wissen, heute und die kommenden Tagen nicht mehr arbeiten zu müssen.

Wir bogen gerade in das Hotel ein und waren schon auf halben Weg durch die Eingangshalle, als uns eine lautstarke Diskussion am Rezeptionstresen auffiel. Wir blieben stehen und schauten neugierig nach rechts. Und was ich dort sah ließ mir das Lächeln auf dem Gesicht gefrieren.

„Was ist daran so schwer zu verstehen? Ich will doch nur wissen in welchem Zimmer er ist? Haiba Lev! Ich weiß, dass er in diesem Hotel untergebracht ist!", rief ein junger Mann vor dem Tresen aufgebracht. Die Rezeptionistin verbeugte sich beschwichtigend und erwiderte: „Es tut mir leid, aber ich kann ihnen nicht einfach so Auskunft über unsere Gäste geben, verstehen Sie das doch bitte."

Der Mann rieb sich müde die Schläfen und sagte genervt: „Hören Sie, ich hatte einen echt anstrengenden Flug hinter mir, weil ich extra eine andere Verbindung genommen habe um eher hier zu sein... und jetzt stehen Sie hier und verhindern, dass ich mit ihm reden kann?"

Alisa griff aufgeregt in meinen Arm und holte mich so aus der Trance. Dort stand wirklich er. Mein Senpai. Meine erste Liebe. Der, der mich abserviert hat. Der, der jetzt nach mir verlangt. Nervös trat ich näher an den Tresen. „Yaku?", fragte ich ungläubig und er drehte sich erschrocken herum. „Lev", flüsterte er ungläubig und seine Augen wurden ganz groß.

Stay with me || Lev x YakuNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ