Aufwärmen

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Yaku PoV

Meine Glieder waren durchgefroren und schmerzten vor Kälte. Dass ich über eine halbe Stunde auf Lev gewartet hatte, war meinem ungeheuren Starrsinn zu verdanken. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er kommen würde. Doch jede Minute, die verging sorgte dafür meine Zweifel wachsen zu lassen.

Dass ich mich jetzt in seinen Armen befand und er mich durch den dunklen Park bugsierte, brachte mein Herz zum klopfen. Ich wollte doch eigentlich mit ihm reden. Und jetzt war ich viel zu schwach um auch nur ansatzweise aufrecht zu stehen.

"Lev", murmelte ich und schaute weiterhin auf den Fußweg vor mir. "Hm? Ist alles gut? Hast du Schmerzen?", fragte Lev sofort, sodass ich leicht Schmunzeln musste. "Ich bin echt froh, dass du gekommen bist", antwortete ich ihm nur und ich wusste, dass sich seine Wangen womöglich gerade rosa färbten. "Ist doch selbstverst-...", setzte er an, doch ich unterbrach ihn.

"Das ist nicht selbstverständlich! Nicht nachdem ich dich nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals verletzt habe. Ich will, dass du dir meine Entschuldigung anhörst. Ich will, dass du verstehst, warum ich deine Gefühle damals abgelehnt habe. Ich will, dass du weißt, warum ich wieder zu dir zurück gekommen bin. Und ich will, dass du verstehst... dass...", meine Stimme brach weg. Hier in der Öffentlichkeit konnte ich ihm das einfach nicht sagen.

"Lass uns erst einmal in deine Wohnung gehen, ja? Dann setzen wir dir einen Tee auf und du kannst in Ruhe sagen... was du zu sagen hast", sagte Lev mit ruhiger Stimme. Ich krallte mich fester in seine Jacke und nickte. "Es ist ganz ungewohnt, dass du so erwachsen daher redest", murmelte ich. Lev schnaubte vergnügt, sagte jedoch nichts mehr, bis wir vor meiner Wohnungstür standen.

Ich tippte die Kombination meines Schlosses ein und wir betraten den trockenen und warmen Innenraum. Ich hatte nur ein kleines Zimmer mit einem winzigen Bad und einer kleinen Kochnische, sowie ein schmales Bett und einen flachen Tisch. Ich entledigte mich meiner Jacke und Lev sagte: "Vielleicht solltest du dich erst einmal duschen gehen." Anspannung schwang in seiner Stimme mit und auch ich musste schlucken.

Doch mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen. Mein gesamter Körper fror und wenn ich ihn jetzt unter eine warme Dusche stellte würde ich vielleicht noch das schlimmste abwenden können. Ich nickte und sah ihn an. Auch wenn wir auf diesem Weg den Schirm genommen hatten, war er vorher komplett ohne zu mir gekommen. Dementsprechend nass waren sowohl sein Oberteil als auch seine Hose.

"Was ist mit dir? Wenn du länger in diesen Klamotten bleibst wirst du krank", sagte ich und deutete auf seine Kleidung. Er zögerte und schien abzuwägen, was er am besten tun sollte. "Im Keller steht ein Trockner. Wenn du eine Stunde wartest, kannst du wieder trocken nach Hause... vorausgesetzt du benutzt dann einen Schirm", erklärte ich ihm.

Levs Wangen liefen rosa an und er schaute betreten zu Boden. "Ich bestehe darauf. Ich schau auch, ob ich irgendetwas zum anziehen für dich finde. Ansonsten muss es die Decke tun", setzte ich noch hinterher und er seufzte ergeben. "Also gut", antwortete er.

Jetzt war es an mir ein wenig zu schlucken. Ich drehte mich um und hielt an meiner Badtür inne. "Leg die Klamotten auf einen Haufen und nimm dir meine Decke", sagte ich über die Schulter und schloss dann die Tür hinter mir. Tief atmete ich durch. Dass sich Lev jetzt auf der anderen Seite dieses Stückes Holz auszog ließ meinen Körper kribbeln und ich musste mich zusammenreißen um dem erwartungsvollen Ziehen in meinen Lenden nicht nachzugeben.

Nach der warmen Dusche trat ich aus meiner Tür und hielt sofort inne, als ich sah, wie Lev versuchte sich aus seinem nassen Pullover zu schälen. Sein breiter Rücken war schon entblößt, der Stoff schien ihm jedoch im Nacken zu kleben und er bekam den Kopf nicht sofort durch das Loch gesteckt. Ich hörte ihn fluchen und er tapste blind durch mein für ihn viel zu kleines Zimmer, sodass er prompt gegen mich stieß und mich mitriss.

Wie im Film, dachte ich noch, als ich der Länge nach auf ihn drauf fiel und seine nackte Haut unter meinen Fingern spürte. Sofort rappelte ich mich auf und auch Lev zerrte direkt an seinem Pulli, bis er ihn endlich über den Kopf gezogen bekam. "Oh Gott, das tut mir leid, Yaku! Ist etwas passiert?", fragte er stürmisch und schaute mich besorgt an. Sein Oberkörper war nach wie vor schlaksig, aber definierter, seine Haut leuchtete fast in der sparsamen Beleuchtung und seine Muskeln mündeten in einer leichten V-Linie in seiner Hose. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn gierig anschaute und meinen Blick von seinem Hosenbund reißen musste.

Ich schüttelte kurz den Kopf und schimpfte dann: "Mann, Lev, pass doch auf! Wieso hast du dich erst jetzt umgezogen und nicht sofort, als ich es gesagt habe? Das Shirt ist doch total klamm, kein Wunder, dass es an deiner Haut geklebt hat." Eigentlich wollte ich nicht so streng mit ihm sein, doch ich brauchte ganz dringend eine Ablenkung von meinem schnell klopfenden Herzen und das schien mir die adäquateste Lösung zu sein.

"Ich wollte dir erst heißes Wasser für den Tee aufsetzen, damit er durchgezogen ist, sobald du aus der Dusche kommst", murmelte er entschuldigend und deutete auf eine dampfende Kanne. Überrascht legte ich den Kopf schief und mir blieb nichts anderes übrig als zu grinsen. "Das ist wirklich süß von dir", sagte ich, bevor ich die Worte zurück halten konnte. Levs Gesicht brannte mittlerweile und ich räusperte mich um die peinliche Stille zu überspielen.

"Gib mir jetzt die Klamotten und geh dich auch duschen. Ich packe sie in den Trockner und dann machen wir es uns gemütlich", sagte ich und hob seinen Pullover auf. Lev zögerte einen Moment, dann nickte er und seine Hand wanderte zu seiner Hose. Ich schluckte kurz, als er die Jeans über seine langen Beine streifte und sie mir dann hin hielt. "Die Unterhose ist trocken", meinte er bestimmt, als ich die Augenbrauen hob. Verlegen nickte ich und schaffte die Sachen in den Keller.

Als ich wieder zurück kam, hatte es Lev sich auf meinem Bett gemütlich gemacht, indem er sich in meine Decke gekuschelt hatte und einen dampfenden Becher Tee in der Hand hielt. Ich trat vorsichtig zu ihm heran und er reichte mir eine zweite Tasse. "Danke", murmelte ich und setzte mich ebenfalls auf die Matratze.

Wir schwiegen uns einige Minuten an, bis ich tief Luft holte und ihm fest in die Augen schaute. "Lev", setzte ich an und zog so seine volle Aufmerksamkeit auf mich. "Ich bin ein elender Feigling."

Stay with me || Lev x YakuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt