Mir geht es genauso

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Lev PoV

Meine Eingeweide krampften sich zusammen. Mein Herz klopfte vor freudiger Aufregung über das Angebot des Designers gleich doppelt so schnell, während mein Gehirn förmlich rote Alarmglocken schrillen ließ.

Ich hatte die Chance meine heutige schlechte Leistung wieder auszubügeln. Ich konnte mich beweisen, obwohl er allen Grund gehabt hätte, mich nie wieder zu buchen. Und dennoch...

Sandros Worte spukten in meinem Kopf herum, immer und immer wieder.

"Komm mir in der kommenden Show nicht in die Quere und es bleibt unser Geheimnis, dass du kleinen Sportlern gern einen bläst, wenn sie die Beine beim Sonnenuntergang für dich breit machen."
„Glaubst du, Sportvereine sind auch so nachsichtig, wenn es um Homosexualität geht? Was wird wohl aus der Karriere deines kleinen Freundes?"

Bei dem Gedanken an seine Worte wurde mir speiübel. Was ist, wenn er von diesem Angebot Wind bekam? Selbst wenn ich es nicht annehmen würde, wofür Mika mich wahrscheinlich einen Kopf kleiner machen würde, lag es nahe, dass er früher oder später davon erfuhr.

„Lev? Geht es dir immer noch nicht besser?", hörte ich Yakus Stimme, während er mir vorsichtig am Ärmel zupfte. Ich sah zu ihm hinunter und dann wieder in das erwartungsvolle Gesicht des Designers. Besorgnis blitzte in seinen Augen auf und er tätschelte meinen Arm.

„Es war töricht von mir, dich in diesem Moment damit zu belasten, wo es dir doch nicht gut geht. Überdenke mein Angebot, aber warte mit deiner Antwort nicht zu lang", zwinkerte er mir zu und wandte sich dann wieder um. Doch bevor er durch den Türrahmen gehen konnte, lief er offenbar in eine andere Person hinein.

"Verzeihen Sie bitte... oh, hallo Sandro", sagte der Designer freundlich und mein Blick schnellte nach oben, bevor er den von Sandro traf. Kurz zuckte Panik über sein Gesicht, doch er straffte schnell die Schultern, bevor er ein freundliches Lächeln aufsetzte.

"Ich wollte schauen, wie es Lev geht", antwortete er und schaute gespielt besorgt über die Schulter des Designers. Dieser nickte und drehte noch einmal den Kopf zu mir. "Das ist nett von dir. Hoffentlich ist er bald wieder auf dem Damm und fit für mein Shooting", zwinkerte er und schob sich dann an ihm vorbei aus meinem Blickfeld.

Sandros Gesicht zierte immer noch ein Lächeln, doch nun wirkte es überheblich, wissend, triumphierend. "Lev, Lev, Lev", setzte er an und schüttelte den Kopf, "Ich dachte, ich hätte dich ausführlich gewarnt." Wütend kniff ich die Augen zusammen und funkelte ihn an.

"Was kann ich dafür? Hör endlich auf mit dieser Farce", rief ich aus und krallte mich unbewusst in Yakus Arm fest. Doch Sandro schüttelte nur weiter diebisch lächelnd seinen Kopf und wandte sich ab. Ich wollte im nach, ihm endlich klarmachen, dass er sich aus meinem Leben raushalten sollte, endlich dieses Bild löschen sollte.

Doch Yaku hielt mich zurück. "Yaku! Dieser Typ hat ein Foto von uns beiden! Wenn rauskommt, dass wir beide... dass du mit mir... dann ist deine Karriere in Gefahr", rief ich verzweifelt und versuchte mich los zu reißen. Es gelang mir auch, jedoch spürte ich direkt, wie sich ein Schwindel in meinem Kopf breit machte.

"Lev, dir geht es nicht gut, also ruh dich lieber aus. Wir klären das, wenn es soweit ist... außerdem... glaubst du wirklich, ich lasse mich kleinkriegen, nur weil ich in einen Mann verliebt bin? Ich bin in dieser Mannschaft, weil ich ein guter Libero bin. Und das lasse ich mir nicht wegnehmen", sagte er bestimmt.

In meinen Ohren klingelte ist. Hatte ich Yaku gerade richtig verstanden? "Was hast du gerade gesagt?", flüsterte ich und ließ mich wieder auf den nahegelegenen Stuhl sinken. Ich hatte das Gefühl, meine Beine sind aus Wackelpudding. Yaku, der im übrigen immer noch meine Hand hielt, stellte sich vor mich und schaute mir aufmerksam in die Augen.

"Du hast mich genau gehört. Das wollte ich dir vorhin sagen: es tut mir leid, dass ich dir nie gesagt habe, was das zwischen uns für mich ist. Meine Gefühle für dich sind mir schon so lang klar. Der Gedanke an eine Beziehung war für mich nicht beängstigend. Ich... wusste nur nicht, wie dein Umfeld reagieren würde. Du hast mir von den ganzen Neidern erzählt, ich habe gemerkt, wie Mika reagiert hat. Mein Gott, Sandros Drohungen waren mehr als deutlich! Ich wollte einfach keinen Stress für dich...", sagte er leise und er strich mit seiner Hand über meine Wange.

"Und ich wollte keinen für dich... da haben wir ja super aneinander vorbei geredet", flüsterte ich und schloss die Augen, während ich mich ein wenig seiner Hand entgegen streckte. "Ich meine ernst, was ich gesagt habe, Lev. Ich liebe dich... so sehr, dass ich nicht weiß, wo oben und unten ist", murmelte er und seine Wangen färbten sich rosa. Doch sein Blick war fest, ehrlich und fast schon grimmig entschlossen auf mich gerichtet.

Ich lächelte unwillkürlich und legte meine Hand auf seine. Ich griff um seine Finger und führte sie zu meiner Brust. Unter der Haut und dem Glitzerstoff meines Outfits hämmerte mein Herz gegen seine Fingerspitzen.

"Mir geht es genauso, Yaku", raunte ich ihm zu und nun lächelte auch er erleichtert. Dann wurde seine Miene wieder ernst. Auch wenn die Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt flatterten, war auch mir klar, dass wir uns überlegen mussten, wie wir weitermachen sollten.

"Was machen wir jetzt mit Sandro? Denkst du, das Bild wird irgendwelche Konsequenzen für dich nachziehen, wenn er es veröffentlicht?", fragte er und legte nachdenklich den Kopf schief. "Ich denke nicht. Diese Branche ist offen... ich wäre bereit zu unserer... also zu uns zu stehen", sagte ich zögerlich und Yaku lachte plötzlich schallend auf um sich dann zu mir nach vorn zu beugen.

"Sag es ruhig, Lev. 'Unsere Beziehung'", grinste er schelmisch und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Er wollte sich wieder zurück ziehen, doch dieser kleine Kuss, hat in mir ein warmes Gefühl freigesetzt, welches sich von der Stelle aus in meinem gesamten Körper ausbreitete.

Ich griff seine Schultern und zog ihn zu mir, um ihm meine Lippen aufzudrücken. Ich konnte und wollte diesen Kuss nicht mehr zurück halten und als Yaku erleichtert aufstöhnte, ließ ich meine Zunge nach vorn schnellen.

Sein warmer, feuchter Mund hieß mich willkommen und Yaku kletterte fordernd auf meinen Schoß, wo er mit seiner Mitte immer wieder über meine eigene strich. Lautes Seufzen und unser heißer Atem hallte in der kleinen Garderobe wider und ließ meinen Puls weiter in die Höhe schnellen.

"Entschuldige", murmelte Yaku an meinen Lippen. "Ich konnte mich nicht mehr zurück halten... wir sollten... uns einen Plan überlegen." Ich nickte, löste meine Lippen jedoch nicht von seinen, sondern ließ meine Hände über seinen Rücken nach unten wandern. "Gleich", raunte ich und sein ersticktes Lachen wurde von meinem gierigen Mund verschluckt.

Ich hatte Yaku wieder... und er liebte mich... mich! Ich hatte das Gefühl, Bäume ausreißen zu können. Und dieses Gefühl würde ich mir nicht wegnehmen lassen. Nicht von Sandro, noch von-... "Was ist denn hier los?", rief Mika atemlos hinter uns, woraufhin wir erschrocken auseinander fuhren.

Stay with me || Lev x YakuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt