32 - Doch nicht so leere Drohungen

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Mir war schlecht und mit einem Mal war ich doch ganz froh, dass ich nichts zum Abendbrot gegessen hatte.

Keine Ahnung, warum. Aber das Gespräch mit Charon lag wie ein Stein in meinem Magen.

Ich fühlte mich schrecklich... zwiegespalten. Als hätte ich mehrere Gefühle aufeinmal.

Zum einen eben diese Enttäuschung, weil Tate den Abend ganz anders geplant hat als ich es in meinen Vorstellungen getan habe. Zum anderen, dass ich mit Charon vollkommen überfordert war, weil ich erstens wohl den ganzen Abend mit ihm verbringen werde und zweitens, er mir offen zugesteht, mich interessant zu finden, aber wahrscheinlich nicht auf Dauer. Und ob ich dann darauf eingehe? Und zu guter letzt dieser Vortrag über Easton und dass er nur Augen für dieses eine Mädchen hätte.

Adriana.

Warum störte mich das so? Es hatte mich doch überhaupt nichts anzugehen. Und dass er sich in Charons Augen als meinen Babysitter sieht, sollte mich schon genug runterputzen.

Am liebsten würde ich Easton komplett ignorieren, aber leider war das ja nicht möglich. Weil es irgendwie nicht gerade reif wäre und weil er dann bestimmt merken würde, wie sehr mir seine Klarstellung von letztens und das mit Adriana nicht passte.

Es war doch zum Mäuse melken.

Während der Fahrt war es ziemlich still bis auf das Radio. Charon schien zu merken, dass ich an einigen Sachen zu knabbern hatte. Und wahrscheinlich wollte er mich nicht zu sehr bedrängen. Außerdem schätzte ich ihn auch als jemand ein, der darauf wartete, dass man auf ihn zukommt.

Er hatte mir jetzt Zugeständnisse gemacht, jetzt wartete er, inwiefern ich handeln würde.

Nur hatte ich keine Ahnung, wie ich handeln würde. Natürlich reizte Charon mich und natürlich hätte ich auch Lust, mit ihm nochmal in diesen Club zu gehen.

Aber mir machte es irgendwie Angst, dass ich mich vielleicht an ihn gewöhnen könnte und urplötzlich gab es da jemand anderen, den er interessant finden könnte. Ich weiß, das war schon etwas zu weit vorausgedacht und im Moment hatte ich mit ihm noch nichtmal so richtig Zeit verbracht - aber ich hatte eben Angst.

Und zu dem brachte mich der Kerl total zur Weißglut.

Das bewies er genau in diesem Augenblick, als ich abbog und mich in dem Gang vertat. Der Motor röhrte auf und das Auto schuckelte nach vorn.

Charon wurde aus seiner dösenden Stellung gerissen und gründlich durchgeschüttelt. Ich lief rot an, als er mir einen seiner Blicke zuwarf. "Oh man, Iva. Wenn du letztens so Trecker gefahren bist, dann war das ja kein Wunder, dass der stehen geblieben ist."

"Ich kann Trecker fahren!", lautete meine klägliche Verteidigung.

"Nun dann gibts wohl noch ein paar Ungereimtheiten was das Autofahren betrifft."

Ich verdrehte die Augen.

Das breite Grinsen war aus Charons Stimme deutlich herauszuhören. "Da ist er ja wieder. Der Giftzwerg. Hab ihn schon vermisst in den letzten paar Minuten."

"Nenn mich nicht so", knurrte ich und wusste langsam schon nicht mehr, wie oft ich das bereits gesagt hatte.

Charon lachte nur und das Geräusch ging mir mal wieder durch den ganzen Körper. "Leere Drohungen, wie schön-"

Ich trat mit voller Wucht auf die Bremse und Charon wurde nach vorn geschleudert. Es sah zu lustig aus, wie der Gurt seinen Oberkörper hielt und er mit einem Ruck wieder tief in den Sitz zurück gedrückt wurde, dass mir die Mundwinkel bei meinem aufkeimenden Grinsen weh taten. "Leere Drohungen also ja?"

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