36 - Neben mir ein goldgelbes Auto...

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Das grelle Scheinwerferlicht stach mir in die Augen, als ich Tates Wagen Richtung Startlinie fuhr. Doch bevor ich dort ankam, wurde wir von einem der Aufpasser angehalten. Ich ließ das Fenster herunter, sodass er zu uns sprechen kann. „Auf Anweisung der Rennleitung darf im Finale nur der Fahrer im Auto sein", sagte er und seine grauen Augen nahmen Charon in die Mangel.

Dieser schürzte entrüstet die Lippen. „Bitte was? Ich habe die ganze Zeit seelischen Beistand geleistet und jetzt wird mir der Erfolg meiner Arbeit verwehrt?" Stur schüttelte er den Kopf und machte es sich demonstrativ auf dem Beifahrersitz bequem, dabei legte er einen Arm auf meiner Schulter ab. „Ich bleibe hier."

Der Aufpasser unterdrückte sich sichtlich ein genervtes Aufstöhnen. „Anweisung der Rennleitung", wiederholte er nochmals und kaute auf einmal schmatzend auf einem Kaugummi herum. Als wäre ihm gerade eben eingefallen, dass er den ja auch noch im Mund hatte.

Charon wollte gerade etwas erwidern – sein Blick war mindestens genauso angeekelt von dem Kaugummigeschmatze wie meiner – als eine zierliche Gestalt mit langen braunen Haaren neben dem Aufpasser am Fahrerfenster herantrat.

„Komm jetzt, Charon. Ich musste auch aussteigen", sagte Adriana, bevor sich ihre funkelnden Augen auf mich richteten. „Iva hätte so oder so Schwierigkeiten bei ihren Gegnern. Da macht es keinen Unterschied, ob du jetzt bei ihr sitzt oder nicht. Easton wird das Rennen gewinnen."

Empört setzte ich zur Gegenwehr an. „Tja, Easton hatte bisher aber noch nicht mich als Gegner", stellte ich selbstbewusst klar.

Adriana zog überrascht über meine Reaktion ihre perfekt gezupften Augenbrauen zusammen.

Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Charon sich mühsam ein Lachen verkniff.

Und was war jetzt sein Problem?

Ehe das hier doch noch in einer Diskussion endete – ich war mir sicher, mit Adriana konnte man stundenlang diskutieren – mischte sich der schmatzende Kaugummikauer, aka der Aufpasser, wiedermal ein.

„Das kannste ja gleich mal zeigen, Kleine – wenn dein Beifahrer es endlich auch mal aus dem Auto schafft."

Kleine?

Und schon war ich drauf und dran, ihm auch mal gehörig meine Meinung zu sagen, als ich Charons Stimme vernahm. „Lass dich von den allen nicht so sehr provozieren", raunte er mir zu, sein warmer Atem strich hierbei über mein Ohr.

Ich biss mir auf die Lippe.

Lustig, dass ausgerechnet er das sagte.

„Du machst das schon", Charon beugte sich zurück, klopfte mir nochmal auf die Schulter, dann verschwand er aus dem Auto und lief hinter Adriana her zu den anderen Zuschauern.

Seltsamerweise wirkte das Auto ohne ihn und seinen Kommentaren ziemlich leer.

Egal, ich tat ja so, als hätte ich mit ihm ein halbes Jahr lang einen Roadtrip gemacht. Dabei bin ich mit ihm nur ein paar Rennen gefahren.

Belustigt über mich selbst, befolgte ich also den Befehlen des Aufpassers und fädelte mich ganz außen in die letzte freie Lücke an der Startlinie.

Neben mir ein goldgelbes Auto.

Na super.

Klasse, dass er ausgerechnet neben mir starten musste.

Wie von selbst schoss mein Blick zum Fahrerfenster und konnte dahinter Eastons Gesicht ausmachen. Langsam drehte er den Kopf und schaute zu mir herüber.

Sein Blick war stechend, das sich auf den Lippen bildende Lächeln spöttisch.

Mistkerl, dem werde ich es zeigen.

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