61 - Edgar und Falko

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Ich sagte Tate am nächsten Tag ab - natürlich nicht, weil ich keine Lust hatte. Wie es aussah, hatte ich mir von irgendwo her eine ordentliche Grippe eingeholt, die sich bis zum Ende der Woche zog.

Zwar war es ziemlich langweilig, nichts wirklich machen zu können, weil man sonst gefühlt zusammenbrechen würde. Aber es gab mir auch die Zeit, in Ruhe über alles nachzudenken und die Welt draußen die Welt draußen sein zu lasen.

Es gab nur mich, mein Bett, Tee, Suppe und meine Serie.

Ich erfuhr von Tate, dass er diesen Mittwochabend auch nicht feiern ging, da er Donnerstag sehr früh arbeiten müsste. Daher wusste ich auch nicht, was im Club wieder vor sich herging und ob Adriana sich weiter an Easton heranmachte.

Vorstellen könnte ich es mir - und es machte mich kirre.

Zwischendurch kam mein bester Freund vorbei, brachte mir Süßigkeiten und zusammen schauten wir einen Film. Ich war froh um die Zeit mit ihm und ich hatte den Anschein, er würde es genauso genießen. Er blieb nur zwei oder drei Stunden, weil ich danach wieder hundemüde geworden bin. Dementsprechend hatten wir auch nicht sooo viel erzählt, sondern nur mal so ein bisschen gequatscht und nebenbei Atlantis zum gefühlt hundertsten Mal geschaut.

Deshalb war er immer noch nicht auf den neuesten Stand, was mich betraf und ich nicht auf den neuestens Stand, was ihn betraf.

Egal, das würde sich schon noch wieder ändern.

Erst am Sonntag ging es wieder mit mir bergauf. Zu meinem Leidwesen hatte ich auch noch die letzten beiden Vorlesungen in der Uni verpasst. Ich hoffte, man würde mir meine bisherige Anwesenheit trotzdem anrechnen. Es brannte mir in den Fingern, bei Easton nachzufragen. Doch würde er überhaupt antworten? Sicher war ich mir nicht.

Also ließ ich es sein, hoffte das Beste und stellte meine Bewerbung zuende. Am liebsten würde ich sie abschicken, doch ich musste mir noch die Teilnahmeurkunde abholen, um sie mit an dem ganzen Stapel abzuheften. Die Uni in Brokenville war noch so richtig altmodisch - die Bewerbung sollte noch per Post und nicht online eingeschickt werden. Hieß, ich musste mir diese Urkunde noch irgendwie besorgen und die nächsten Tage dem Sekretariat einen Besuch abstatten.

Sollte ich da vielleicht auch vorher anrufen? Nicht, dass mir dann die Tante am Empfang sagen würde, sie musste mir die Urkunde erst noch heraussuchen und könnte sie mir erst ein paar Tage später aushändigen.

Augenverdrehend griff ich nach meinem Handy und wollte da anrufen, bis mir einfiel, dass auf einem Sonntag die Chancen nicht sonderlich groß stehen würden, dass jemand im Sekretariat den Anruf entgegennehmen würde.

Verdammt, hoffentlich vergesse ich die Sachen dann morgen nicht. So wie es mir jetzt ging, konnte ich morgen Nachmittag auf jeden Fall wieder arbeiten ging.

Auch wenn mir die Zeit in der Uni sehr viel Spaß gemacht hat, so hatte es doch einige gute Sachen. Erstens musste ich mir keinen Stress mehr machen wegen der Schichtumverteilung auf der Ranch, sodass ich die Vorlesungen schaffen würde. Zweitens würde ich Adriana nicht über den Weg laufen. Drittens, ich kam seltener mit Easton in Kontakt, was meinem Gefühlschaos ganz gut tat - wobei ja offenbar auch wieder nicht.

Nicht, wenn man ständig irgendwelche Situationen vor Augen hatte und auch nicht, wenn man von seiner Exfreundin bedroht wurde.

Ob er wusste, dass Adriana ihn wie ein Wachhund verteidigte und allen anderen den Weg versperrte?

Wahrscheinlich nicht.

Strinrunzelnd starrte ich an die Decke und fragte mich, was ich jetzt noch machen könnte, bis mein Vater in ein paar Stunden nach Hause kommen würde. Ich freute mich sehr auf ihn, auch wenn er dieses Mal nicht so lange bleiben konnte. Trotzdem hatten wir geplant morgen Vormittag gemeinsam irgendwo frühstücken zu gehen und ein Bisschen in der Gegend von Brokenville spazieren zu gehen.

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