71 - Unerwartete Gespräche

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Wir saßen alle im Wohnzimmer auf der Couch und schauten uns die ersten Szenen von Edge of Tommorow an - keine Ahnung, wie es letztendlich zu dieser Auswahl kam - als die Haustür klapperte und sich wenige Augenblicke später Charon vor unserer Nase auf einen Sessel fallen ließ.

Hatte er etwa doch einen Schlüssel? Vorhin hatte er doch mit Ariana an der Haustür geklingelt... merkwürdig.

Tate drückte sofort auf Pause, da er sich die Fernbedienung unter den Nagel gerissen hatte. Naja vielleicht war auch er an der Filmauswahl schuld. Venice sah in dem Film ihren Hauch von Romantik und Easton und ich - nun, wir hatten uns ja schon vorher enthalten.

Viel mehr waren wir mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt. Und wohl vielleicht auch ein Stück mit uns gegenseitig.

Während Tate und Venice links von mir saßen, hatte Easton rechts von mir Platz genommen. Unsere Körper lehnten Schulter an Schulter und Oberschenkel an Oberschenkel dicht aneinander. Unsere Hände waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und immer, wenn ich zu ihm herüberlinste, begegnete ich seinem Blick.

Stromstöße fuhren unkontrolliert durch meine Glieder und ich wünschte mir in diesen Momenten nichts sehnlicher, als das wir allein wären.

Nur wir.

Mein Puls musste schon bei 150 sein und flaute zum Glück ein Stück mit Charons Ankunft ab.

"Wo ist Adriana?", fragte Tate so gleich neugierig.

Charon streckte sich wie eine müde Katze in seinem Sessel und blieb etwas langgezogen auf der Sitzfläche liegen, ehe er sich aufrappelte und sich meinem besten Freund wimdete. Dabei hatte er natürlich auch sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ruhen.

Auch wenn mir das leidige Thema gegen den Strich ging.

Easton und ich wussten schließlich, dass Adriana nicht wieder hergekommen wäre nach ihrem "Streit" mit Easton.

"Hab sie nach Hause gebracht", antwortete Charon Tate und warf darauf in Eastons Richtung einen... undeutbaren Blick.

Ob Adriana ihm alles von dem Vorfall erzählt hatte?

Möglich wäre es, die Bindung zwischen ihr und Charon schien ziemlich tiefgreifend zu sein, auch wenn er ab und an von ihrer zickigen Art und Weise genervt ist. Nur war er so besorgt, dass er ihr gleich nachgerannt ist.

"Ach... okay", erwiderte Tate.

Mein Hals wurde trocken und ich hörte, dass Charon noch was zu Tate sagte, doch ich blendete es aus. Wie von selbst rutschte ich von der Couch und warf leise in die Runde, dass ich mir etwas zu trinken holen würde.

Ich wollte nicht nochmal Adrianas Namen hören - das ging mir langsam gewaltig auf den Wecker. Bitte, dann war sie eben jetzt Zuhause. Wie es ihr ging, war mir egal - sie hatte schließlich auch nie darüber nachgedacht, wie es mir in irgendeiner Art ging.

In der Küche angekommen füllte ich mir in ein Glas Wasser ein und stürzte es erstmal herunter. Danach fühlte ich mich gleich besser - doch lange kam ich nicht zum Durchatmen, da erklang Venice' Stimme hinter mir.

"Ich habe mich schon gefragt, wie lange es bei euch beiden dauern wird."

Verdattert blickte ich zu ihr auf und war in dem Moment froh, dass ich mein Wasser schon heruntergeschluckt hatte, sonst hätte ich mich spätestens jetzt wieder daran verschluckt. "Ähm was?", fragte ich verdattert.

Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte goldig auf, ehe sie mich wieder vergnügt anlächelte. „Für mich war es von Anfang an offentsichtlich, dass Easton dich mag. Wenn man so lange miteinander befreundet ist, dann hat man für sowas einfach ein Auge. Und dass du ihn magst, war auch nicht zu übersehen." Sie zwinkerte mir zu. „Ich finde es gut, dass er sich außerdem endlich aus Adrianas Fängen befreit hat. Das war bitter nötig", fügte sie naserümpfend dazu. "Und sie hat dabei endlich auch mal eine Lektion gelernt. Es geht nicht immer alles nach ihrem Willen."

Etwas geschockt von ihren Worten blinzelte ich zurück. "Wie... woher..."

"Ich das mit Adriana weiß?", beendete sie meinen Satz. "Naja." Sie zuckte mit den Schultern und stellte sich neben mich hin. "Es war auch nicht zu übersehen, dass sie allmählich eifersüchtig wurde. Und aus keinem anderen Grund würde sie sonst so einen Abgang machen wie vorhin. Warum auch."

Nun. Venice war wohl genauso wie Charon eine ziemlich gute Beobachterin. Das hätte ich nicht gedacht.

Vielleicht mochte er sie deshalb ehemals so sehr.

Ich drehte mein Glas in den Händen, nicht ganz wissend, was ich jetzt sagen sollte. „Du magst sie nicht sonderlich oder?", hakte ich schließlich nach. „Dabei seid ihr doch mindestens genauso lange befreundet wie das mit Easton und Adriana ging oder?"

Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Wir sind nicht wirklich befreundet - nicht mehr jedenfalls. Sie hat es mir damals schrecklich schwer gemacht, als ich mit Charon zusammengekommen bin. Mittlerweile stehe ich über ihren Charakter und na klar, sie hat auch liebe Seiten. Doch das rechtfertigt alles andere rein gar nichts, was wirklich schade ist - denn im Grunde ist sie echt kein schlechter Mensch. Ich hoffe, sie hat dich noch nicht ins Visier genommen."

Ich seufzte. „Schon längst geschehen."

Mitfühlend verzog sie ihr Gesicht. „Nimm dir das nicht zu Herzen. Sie ist wie gesagt einfach nur verdammt eifersüchtig, dabei ist sie selber schuld an alles. Und ich glaube, genau das hat sie jetzt eingesehen. Nur kann man sich selbst bekanntlich am schwersten verzeihen." Sie zuckte erneut mit den Schultern, dann legte sie mir eine Hand auf meinen Arm. „Auf jeden Fall solltest du dich nicht von ihr beirren lassen und lass dir das mit Easton und dir nicht von ihr versauen. Behandel sie einfach so, als wär nichts gewesen. Das irritiert sie am meisten. Glaube mir. Ich weiß, wovon ich spreche."

Erstaunt darüber, dass Venice einfach so zu mir gekommen ist und mir aufmunternde Worte zusprach, konnte ich sie nur sprachlos anblinzeln. Ich schätze, ich hatte schon zu lange keine Freundin mehr gehabt, dass ich damit nicht so recht umgehen konnte. Letztendlich lächelte ich sie errötend an.

Gut, Themawechsel. Endlich weg von Adriana.

„Wenn wir schon dabei sind", fing ich langsam an, worauf sie mich neugierig anschaute. Gespannt darauf, was ich nun zu sagen hatte. „Mein bester Freund scheint dich auch sehr zu mögen und ich muss gestehen, ich war am Anfang erst nicht so begeistert davon. Vor ein paar Wochen, als wir uns alle das erste Mal im Club begegnet sind, sind wir zu zweit dorthin gegangen und es war so komisch, dass er plötzlich komplett abgelenkt gewesen ist. Und als Charon mir noch erzählt hat, dass du mich für den Dark Club Bereich ausgewählt hast und so die Jungs auf mich angesetzt hast, ist das schon ziemlich niederschmetternd für mich gewesen."

Wow, Iva. Jetzt warst du aber herzlich direkt.

Am liebsten hätte ich meine Worte doch lieber zurückgenommen.

Ihr Lächeln verblasste und ihre Miene bekam einen entschuldigenden Ausdruck. „Oh, das meinst du... Entschuldigung dafür. Das sollte nicht niederschmetternd und doof herüberkommen, eher im Gegenteil." Verlegen biss sie sich auf die Lippe. "Und am Ende war es ein lustiger Zufall oder? Charon hat dir doch bestimmt erzählt, dass du ihm vorher schon aufgefallen bist."

"Ja, das hat er."

Sie nickte und es schien so, als würde sie innerlich mit sich ringen, ehe sie dann doch endlich wieder die Stimme erhob. "Weißt du, Charon ist echt korrekt. Das kannst du mir zu einhundert Prozent glauben", fest sah sie mir in die Augen. "Trotzdem finde ich es gut, dass du für dich herausgefunden hast, dass er leider ein Schmetterling ist was Mädchen betrifft. Klar, er mag dich auch. Das sehe ich natürlich und mir macht das nichts aus, keine Sorge. Nur ist sein Interesse oft nicht von Dauer und ich hatte erst Angst, dass du dich in ihm verrennst. Erst recht, als er mir erzählt hat, dass er dich im Dark Club Bereich geküsst hat..."

Wumms.

Das traf mich wie ein Schlag in die Magengrube - den Rest ihres Satzes hörte ich nicht mehr, da meine Ohren auf Durchzug schalteten und mein Gehirn zu rattern anfing.

Sooo... das Geheimnis ist gelüftet. So viele Verdächtige gab es in dieser Geschichte ja nicht 😌 der Rest wird im nächsten Kapitel weiter erläutert 🙈❤️


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