66 - Aus der Reserve gelockt

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Two Feet - Go F*ck Yourself

"Wie bitte?", blaffte ich entrüstet zurück. "Ist das eine weitere Anspielung auf meine Tollpatschigkeit? Natürlich merke ich das! Ich könnte splitterfasernackt vor dir herumrennen und du würdest keinen Finger rühren-"

Blitzschnell beugte er sich zu mir vor, sein Gesicht dicht vor meines, sein Blick genauso durchdringend wie vorhin, als ich auf dem Schreibtischstuhl gesessen hatte.

Mein Herz kam zum Stillstand.

"Ich würde nicht nur einen Finger rühren", sagte er mit einer solchen Sicherheit in der Stimme, die mich sofort zum Stillschweigen brachte. "Oder hast du etwa das von letztes Mal vergessen, bevor wir unterbrochen wurden? Ein... ein Babysitter verhält sich also in deinen Augen so ja? Das ist mir neu."

Meine Augen weiteten sich, nicht nur wegen dieser einen Erinnerung, sondern weil auch mein kompletter Körper schon wieder am Durchdrehen war. "Natürlich hab ich das nicht vergessen", merkte ich gereizt an. "Und natürlich verhält sich kein Babysitter so."

"Dann werfe mir nicht vor, ich würde keinen Finger rühren", knurrte er erzürnt, das Grün fraß sich tief in meine Augen. "Also verbanne dieses Wort mit mir im Zusammenhang aus deinen Gedanken", forderte er. "Das ist absolut unangebracht."

Ich hob ergeben die Hände. "Okay, dann verbanne ich das Wort eben", antwortete ich, allerdings immer noch unglaublich gereizt.

"Gut", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Niemand machte die Anstalten dazu, seinen Blick abzuwenden.

Es war wie ein unausgesprochener Machtkampf.

Ich legte meine Hände auf die Arbeitsplatte ab und lehnte mich ein Stück zu ihm vor, worauf seine Augen plötzlich dunkler wurden. Ein heißer Schauer jagte mir über den Rücken. "Und jetzt?", fachte ich zickig das Feuer zwischen uns weiter an.

Zu meiner Überraschung legte er seine Hände nun jeweils links und rechts von mir ab, wodurch mich sein großer Körper nun komplett einkesselte. "Sag du es mir", konterte er mit erhobener Augenbraue.

"Deine Arroganz ist echt zum Haare raufen", schoss es ungewollt aus mir heraus.

Sein rechter Mundwinkel hob sich, doch der entschlossene Ausdruck in seinen Augen trotzte Meinem weiter grimmig. "Tatsächlich? Und du forderst einen mit deiner Art nicht heraus oder was?"

Also diese Aussage streichelte meinem Ego sehr. "Meiner Art?", schnappte ich trotz allem auf. "Wie ist denn meine Art?"

Das brachte ihn zu einem spöttischen Lächeln. "War klar, dass du das jetzt wissen wolltest."

"Und?", hakte ich weiter nach.

"Nichts und", erwiderte er provokant. "Sehe ich so aus als würde ich dir meine inneren Gedanken sofort auf die Nase binden?"

"Tatsächlich hab ich das gerade mal gehofft."

"Da muss ich dich leider enttäuschen." Er musterte mich mit einen undeutbaren Blick. "Ich rücke gewisse Gedanken nur heraus, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht."

"Gegenseitigkeit? Was soll denn das nun wieder heißen? Heißt du handelst und sprichst nur, wenn du dir absolut sicher bist oder was?", zog ich ihn auf.

Man sah ihm deutlich an, wie er sich versuchte ruhig zu halten. "Nicht in jedem Fall."

Nun stieß ich ein spöttisches Lachen aus, obwohl mir mit meiner inneren Wut so gar nicht zu Lachen zu Mute war. "Nicht in jedem Fall? Nun, welcher Fall muss denn eintreten, dass du handelst ohne dir sicher zu sein?"

Dark ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt