65 - Du merkst gar nichts

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"Pasta hört sich super an", antwortete ich mit strahlenden Augen.

"Das ist sehr gut", er machte die Kühlschranktür zu und stellte alles auf die Theke ab. "Weil du musst mir auf jeden Fall beim Kochen helfen. Nudeln kann ich aufsetzen, aber von alles andere habe ich nicht die größte Ahnung. Ich flüchte eigentlich lieber aus der Küche." Etwas verlegen fuhr er sich mit der Hand über seinen Nacken.

Oh, er ist nervös.

Ich grinste ihn nur an. "So, also muss ich dir zur Abwechslung mal etwas beibringen ja?"

Er nahm seine Hand herunter und stützte sich damit auf der Arbeitsfläche ab. "So wie es aussieht schon - auch wenns mir schwer fällt  es zuzugeben", grinste er schelmisch zurück.

"Ach wie herrlich", sagte ich und mein Blick fiel wie aus heiterem Himmel auf eine süße karierte Schürze, die neben dem Kühlschrank hing. "Und würdest du dir dann auch eine Schürze umbinden?"

Er verdrehte die Augen, seine Munwinkel zuckten jedoch. "Alles, was die Chefköchin wünscht."

Erfreut nahm ich die Schürze vom Haken und reichte sie ihm. "Für den Schutz in der Küche. Soll ja gefährlich hergehen", zog ich ihn spöttelnd auf.

Als er griff nach dem Stoff, machte es aber so, dass sich dabei sehr offentsichtlich unsere Finger berührten. Selbstbewusst funkelte er mich an. "Keine Sorge, ich weiß um die Gefahr."

Ich stemmte meine Hände in die Seiten. "Nun dann verlange ich nächstes Mal rutschfeste Socken", ich nickte zu seinen Füßen. Erst als ich es ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, auf was ich mit meiner Äußerung eigentlich anspielte.

Seine Lippen verzogen sich prompt zu einem verruchten Lächeln. "Nun wie langweilig wäre es denn, wenn man sich auf jede Gefahr vorbereiten würde?" Er ließ die Frage offen im Raum stehen und wickelte sich die Schürze um die Hüfte. "So Chefköchin, wie geht es weiter?" Erwartungsvoll blickte er zu mir.

Schnell wandte ich mich ab, dass er mein (schon wieder) hochrotes Gesicht nicht wahrnehmen konnte. "Erstmal was Leichtes, was du kannst. Nudelwasser aufsetzen."

"Alles klar." Man hörte das Klappern von Töpfen, während ich gefühlt jeden Schrank aufmachte, um nach einem Schneidebrett zu suchen. Plötzlich spürte ich ihn hinter mir, seine Körperwärme und der schöne Duft verrieten ihn.

"Was genau suchst du so energisch?"

Ich biss mir auf die Lippe. "Ein Brett. Zum Schneiden. Für die Tomaten."

"Ach na damit kann dir dein Küchenpraktikant aushelfen." Er schien von mir wegzutreten, weswegen ich mich wieder traute, mich zu ihm umzudrehen.

Der Topf stand wie befohlen mit Wasser und Deckel auf der Herdplatte und Easton holte von einem Regal ein Brett, das er auf die Arbeitsfläche legte. "So und jetzt Tomaten abwaschen und dann schneiden?"

"Einhundert Punkte für den Küchenpraktikanten", witzelte ich und fing an, die Tomaten abzuwaschen. Er nahm sie mir ab und legte sie neben das Brett.

Schweigend betrachtete er mich kurz von der Seite, ehe er wieder die Stimme erhob. "Du kochst oft für dich alleine oder? So wie ich es von Charon mitbekommen habe, ist dein Vater nicht allzu oft zu Hause."

"Nein, ist er nicht", gestand ich seufzend. "Aber wenn er da ist, dann genießen wir auch beide die Zeit."

"Wie lange bist du denn immer so alleine?"

Ich trocknete mir die Hände an einem Handtuch ab. "Naja unterschiedlich. Manchmal nur ein paar Tage und manchmal auch bis zu zwei Wochen oder mehr."

"Krass. Heißt, du wohnst praktisch eigentlich allein."

Dark ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt