9.Kapitel

2.4K 168 3
                                    

"Nach dem Gartenfest hatten wir beinahe mehr Arbeit als zuvor. Alles musste aufgeräumt und bereinigt werden. Außerdem sollten viele der Gäste noch einige Tage auf Highclere verweilen.
Auch Miss Ashton sollte noch bleiben und sie bat darum, dass ich mich auch weiterhin um sie kümmern würde.

Mir gefiel diese neue Aufgabe sehr. Aber ab diesem Zeitpunkt wurden meine Tage nur noch anstrengender und länger. Ich hatte kaum noch Zeit um Luft zu holen. Aber ich konnte trotzdem nur sehr schlecht schlafen.

Eines Morgens erwachte ich sehr früh am Morgen. Es war eigentlich noch viel zu früh um aufzustehen. Doch ich konnte nicht länger untätig im Bett liegen bleiben.

So leise ich konnte kletterte ich aus dem Bett. Ich versuchte auf den alten Holzdielen möglichst kein Geräusch zu verursachen um Evelyn nicht zu wecken.
Ich nahm mir ein Buch mit nach draußen. Das Buch hatte ich mir in Lord Bentleys Bibliothek geliehen. Schon in meiner ersten Woche hatte mir der Herr des Hauses erlaubt, Bücher aus seiner Bibliothek zu leihen. Was damals natürlich keine Selbstverständlichkeit war.

So leise ich konnte schlich ich die Treppe herunter. Mrs Parlow schloss jeden Abend die Hintertür zur Küche ab. Dies kam mir erst wieder in den Sinn, als ich bereits die vielen Treppen nach unten stieg.

Als ich die Küche betrat, herrschte dort schon reges Treiben. Die Köchin bereitete das Frühstück für die Dienstboten vor. Und Sahra das Küchenmädchen heizte den Ofen an. "Hast du die Kamine oben schon angezündet" bellte die Köchin.

So leise ich konnte schlüpfte ich zur Hintertür hinaus.

Es dämmerte gerade, als ich durch den Park von Highclere Castle schlenderte. In der Nacht musste es geregnet haben, denn die Wiesen waren noch nass. Es war so nebelig, dass ich nicht besonders weit sehen konnte..."

Charlotte grinste, "also das typische Englische Wetter..."
"Sag mal Charlotte" begann ich, "gehst du mit mir vielleicht noch einmal den Weg, den ich damals ging?"
Meine Enkelin nickte eifrig. Ich wollte noch einmal dahin zurück kehren, wo ich früher so glücklich gewesen bin. Doch alleine wagte ich es mir nicht mehr, mich so weit vom Haus zu entfernen.

Mühsam erhob ich mich von der Bank. Meine Gelenke schmerzten dabei sehr. Wie hatte ich in den letzten Jahren nur so schnell altern können?!

Bedächtig schlenderten Charlotte und ich bis zum Rand des Parkes. Gepflegte Rasenflächen und sauber beschnittene Sträucher und Bäume hatten sich in eine wilde Landschaft verwandelt. Die alte Steinmauer war noch zugewachsener als ich sie in Erinnerung hatte. Aber das alte Steintor sah noch immer genauso aus, wie damals.

An Charlottes Augen, konnte ich sehen, dass ihr dieser Platz genauso gut gefiel wie mir. Aber sie verband nicht die selben Erinnerungen wie ich mit diesem Ort. "Wie hast du diesen Ort gefunden" fragte sie und blickte sich staunend um.
"Das weiß ich leider auch nicht mehr" gab ich zu, "aber ich habe viele sehr sehr schöne Erinnerungen an diesen Ort."
Charlotte warf mir einen flehenden Blick zu und ich wusste, was ich zu tuen hatte.

"Es war ein kühler Sommermorgen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Es war ein kühler Sommermorgen. Und ich hätte nicht erwartet, dass noch jemand sich um diese Uhrzeit draußen aufhielt. Ich setzte mich auf die alte Steinmauer um zu lesen....

Einige Zeit später hörte ich Schritte. Jemand kam auf mich zu. Erschrocken fuhr ich herum. George Bentley kam von der anderen Seite mit majestätischen Schritten auf mich zu geschritten. Schnell klappte ich das Buch zu und sprang erschrocken von der Mauer. So als hätte er mich bei etwas ungehörigen erwischt.

Der Lord begrüßte mich freundlich, "Guten Morgen, was machen Sie denn zu so früher Stunde ganz allein hier draußen?" "Jetzt bin ich ja nicht mehr allein, my Lord" erwiederte ich. Er nickte, "da haben sie recht... Wie geht es ihnen hier?"
"Sehr gut" antwortete ich, "ich habe endlich das Gefühl eine eigene Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden."
Er lächelte, ein wunderschönes Lächeln, dass ein bisher unbekanntes Kribbeln in mir auslöste. "Das ist sehr erfreulich. Ich habe gehört, dass Miss Ashton sie in höchsten Tönen lobt. Kommen sie mit der zusätzlichen Arbeit zurecht?"
"Ja, ich komme sehr gut zurecht my Lord. Aber es ist ja nicht allzuviel Arbeit, denn Miss Ashton ist eine sehr freundliche und genügsame junge Dame" beantwortete ich seine Frage.

Mir war es äußerst unangenehm in einer solch vertrauten Situation mit meinem Herren zu sprechen. Deshalb sagte ich, dass ich gehen müsse und verschwand hastig über die Wiesen in Richtung des Hauses. 

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt