34.Kapitel

1.6K 113 5
                                    

"George führte mich zu den Ställen, die sich im hinteren Teil des Parks befanden. Noch nie zuvor hatte ich solch gepflegte Ställe und so teure, edle Pferde gesehen. Während wir an den Boxen entlangschritten, erzählte mir George, dass jedes einzelne dieser Pferde ein teures Renn, Spring oder Dressurpferd war.

Im Stall herrschte trotz des Krieges geschäftiges Treiben. Allerdings waren die Stallburschen entweder sehr betagte Herren, die kaum noch laufen konnten oder Jungen, die noch nicht alt genug waren um in den Krieg zu ziehen.

Der Auritt war himmlisch... Es fühlte sich an, als würden wir nur so über die Wiesen und Felder fliegen. Die Sonne schien warm auf uns hinab und der Himmel war blau und Wolkenlos.
George und ich ritten auf unserem Weg zum nächsten Dorf durch einen wundervollen Wald. Auf einer kleinen Waldlichtung legten wir eine Pause ein. George half mir aus dem Sattel und gemeinsam setzten wir uns in das weiche Gras der Wiese.

Um uns herum blühten Blumen in allen erdenklichen Farben und es duftete einfach herrlich. George schloss mich in seine starken Arme und strich mir vorsichtig übers Haar. "Bist du glücklich?" fragte er mich mit sanfter Stimme. "Ich könnte nicht glücklicher sein" antwortete ich ebenfalls im Flüsterton.
Er lächelte seelig und küsste mich sanft auf die Stirn. "Ich wünschte, ich könnte für immer bei dir bleiben" sagte er, "aber ich muss schon bald wieder zurück..." Ich hatte in diesem Moment vollkommen vergessen, dass wir im Krieg lebten. "Wann musst du denn zurück" fragte ich erschrocken. "In vier Tagen" antwortete er verdrossen und hielt mich gleich noch fester in seinen Armen.

Am restlichen Tag versuchten wir, den Krieg zu vergessen. Wir ritten weiter in ein malerisches kleines Dorf. In dem wir zum Mittagessen in einen winzigen Gasthof einkehrten. Wir waren weit genug entfernt von Highclere sodass kaum jemand George erkannte. Das Essen war köstlich und die Atmosphäre in der Gaststube gemütlich. Gedämpft unterhielten wir uns über alles mögliche. Trotzdem spürte ich, dass der Krieg nicht nur mich sondern auch George bedrückte.

Auf dem Rückweg ritten wir über die Landstraßen, vorbei an den Dörfern mit all den Pächtern der Bentleys. Wann immer wir Menschen begegneten, zogen diese freundlich den Hut vor ihrem Herrn.

Je näher wir dem Dorf bei Highclere kamen umso mehr dunkle Wolken verdeckten den Himmel. Und noch bevor wir das Dorf erreichten begann es zu Regnen. Es dauerte nicht mehr lange und wir befanden uns mitten in einem tobenden Gewitter.
"Wir müssen uns im Dorf unterstellen" brüllte George mir durch den Sturm zu.

Als wir die Kirche erreichten, waren wir durchgeweicht bis auf die Knochen.
Die Kirche war warm und trocken. Zuletzt war ich an dem Tag von Georges geplanter Hochzeit mit Miss Ashton in dieser Kirche gewesen. Und es erfüllte mich mit großem Kummer nun mit George hier zu stehen.

Am liebsten würde ich dich jetzt gleich heiraten" flüsterte er mir ins Ohr, während er mich in den Armen hielt. Ich war so gerührt, dass mir Tränen in die Augen stiegen, "warum tust du es nicht?" "Weil du eine richtige Hochzeit verdienst. Ein großes Fest, mit einem Traumhaften Kleid, einer Kutsche mit weißen Pferden und deiner Familie."

Ich wand mich aus seinen Armen und sah ihm fest in die Augen. "Und wenn ich das alles nicht will?! Das einzige, was für mich zählt ist mit dir zusammen zu sein..."

Jetzt traten auch George Tränen in die Augen. "Ich liebe dich" flüsterte er und zog mich wieder an sich. "Ich liebe dich..."

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IWhere stories live. Discover now