18.Kapitel

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Während der nächsten Tage hatte ich eine ungeheure Angst davor dass Lady Sophie irgendjemand etwas von George und mir erzählen könnte. Die Angst hatte ich weniger um mich selbst als um George. Denn ich befürchtete, dass sein Vater noch zorniger wurde, als er so manchmal schon war. Und in seinem Zorn seinen Sohn verstoßen könnte. Und natürlich hatte ich auch Angst um mich selbst. Denn wenn diese Geschichte ans Licht kommen würde, wäre ich höchstwahrscheinlich meine Stellung los.

Doch meine Furcht schien sich als unbegründet zu erweisen, da nichts geschah. Aber es war deutlich zu spüren, dass sich etwas zwischen George und mir verändert hatte.

Wir sahen uns viel weniger und wenn wir uns sahen, wirkte George ängstlich und traurig. Er klammerte sich stärker an mich, und jedes mal verabschiedete er mich mit diesem traurigen Blick, der mich ganz Krank machte. Und ich hatte das Gefühl, dass er sich Miss Ashton immer mehr zuwandte...
Er ging mit ihr im Park spazieren, saß beim Essen neben ihr und verbrachte mehr Zeit als gewöhnlich mit dieser Dame.

Die anderen Mädchen und ich saßen gemeinsam in der Dienstbotenstube und nähten. Plötzlich kam das oberste Hausmädchen völlig außer Atem die Treppe herunter geeilt.
"Was ist denn los?" Fragte die Kammerzofe der Lady hochnäsig, mit hochgezogener Augenbraue.

"Lord George und Miss Ashton werden heiraten" keuchte sie ganz außer Atem. Ich spürte, wie mein Herz für einige Sekunden aussetzte und mein Atem stillstand. Denn in diesem Moment brach für mich eine Welt zusammen.

Wären nicht all die anderen Mädchen um mich herum gewesen, wäre ich wohl in Tränen ausgebrochen. Doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Stattdessen musste ich so tun, als würde ich mich für meine Herrschaft freuen.
Das einzige was ich wollte, war George aufzusuchen und mit ihm sprechen. Und nach einiger Zeit, in der ich mit meinem Gewissen Rang, stand ich auf und verließ die Dienstbotenstube.

Als ich durch die hellen, wunderschönen Räume des Schlosses eilte, drohten mich die Tränen doch zu überwältigen.

Ich fand George in seinem Zimmer und vermutete, dass er dort auf mich gewartet hatte.

"Warum" fragte ich und konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Er erhob sich aus seinem Sessel und nahm mich in seine Arme.
Auch über Georges Wangen kullerten dicke Tränen, bis auf mein Gesicht. Und es machte mich unfassbar unglücklich ihn so traurig zu sehen.
"Ich habe keine andere Wahl" schluchzte er und schlang seine Arme fester um mich.
"Warum" fragte ich abermals, "ist es wegen Lady Sophie?"

Er nickte, "ich weiß nicht, ob du weißt, dass ein gewisser, sehr reicher Gentleman an ihr interessiert ist...
Das ist aber relativ unwichtig. Sie kam gestern Abend zu mir. Und sie sagte, dass ich unbedingt Miss Ashton heiraten müsse, weil sie Papa sonst von uns erzählt. Denn wenn ich keine reiche Erbin heirate, muss sie diesen Gentleman heiraten und das ist das letzte was Sophie will. Ich glaube sie würde alles dafür tun."

"Und deswegen heiratest du jetzt Miss Ashton?" Fragte ich schockiert.
"Habe ich denn eine Wahl?"
"Ja, die hast du..." begann ich, "du könntest deiner Familie von uns erzählen. Egal ob ich dann meine Stelle verliere oder nicht. Ich liebe dich, und daran wird sich auch nichts ändern."
George sah mir tief in die Augen, "und ich liebe dich über alles." Dann küsste er mich sanft.

George seufzte, "ja, ich werde es meiner Familie erzählen, wenn der Rechte Augenblick gekommen ist..."

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IWhere stories live. Discover now