17.Kapitel

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Der Frühling kam schneller als wir erhofft hatten, mit seinen leuchtenden Farben zurück. Die Blumen und Bäume blühten in den herrlichsten Farben und saftige, junge Blätter zierten wieder die Bäume. Und mit dem Frühling kehrte auch Miss Ashton nach Highclere Castle zurück.

Wenn ich ehrlich bin, war es mir nicht recht, dass Miss Ashton zurück kehrte. Doch ich hatte in dieser Angelegenheit nichts zu sagen.
Von der Kammerzofe der Lady erfuhr jeder, der es hören wollte oder nicht, dass es der Plan der Lady war, George so bald wie möglich an eine reiche Lady zu verheiraten. Und diese Lady war allem Anschein nach Miss Ashton.

Es war wieder meine Aufgabe, Miss Ashton aufzuwarten und diese Aufgabe erfüllte ich gerne."

"Sag mal Granny, liebte diese Miss Ashton, Großvater?"

Ich sah Charlotte ernst in die Augen, und gab zu, "ich glaube schon... Dazu wollte ich gerade kommen."

Charlotte nickte und hielt erwartungsvoll die Hände über den Tasten des Laptops bereit.

"Wie immer sprach Miss Ashton mit mir, während ich ihr in ihre Kleider half oder sie frisierte. Und mir viel auf, dass sie von Tag zu Tag mehr über George sprach. Sie fragte mir einige Löcher über ihn in den Bauch. Ob ich ihn näher kennen würde, was seine Vorlieben waren und Gott weiß was noch.

Je länger Miss Ashton auf Highclere Castle verweilte, umso mehr Gerüchte wurden in der Dienstbotenstube verbreitet. Man munkelte, dass den Bentleys das Geld knapp wurde und sie deshalb auf Georges baldige Heirat mit einer reichen Erbin bestanden. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass soetwas geschehen könnte.

Gelegentlich bekam das Personal mal einen freien Nachmittag. Und ich freute mich sehr, als auch ich endlich einmal frei bekam. George und ich planten für diesen Nachmittag ein Picknick an unserer alten Stelle im Park. Dafür bestellte ich bei unserer Köchin einen großen Picknickkorb mit Sandwichs und allem was dazu gehört.

"Hast du etwa einen Vereherer?" Fragte das dusselige Küchenmädchen schelmisch.

Ich war wie vom Schlag getroffen, als sie dies sagte. "Nein habe ich nicht" stammelte ich, doch es war bereits zu spät, ich sah dieses Funkeln in ihren Augen, welches immer nur dann auftauchte, wenn sie eine gute Klatschgeschichte witterte.

Aber bevor sie mich weiter mit Fragen löchern konnte, kam mir die gutmütige Köchin zu Hilfe. "Wofür bezahlt man dich eigentlich" fauchte sie das Küchenmädchen an, "jedenfalls nicht fürs quatschen... Und jetzt mach dich wieder an deine Arbeit!"

"Diese Köchin ging aber ganz schön rau mit dem Mädchen um" stellte Charlotte fest.

Ich schüttelte den Kopf, "Nein, meine Liebe, dies ist der normale Umgangston unter den Dienstboten gewesen."
"Das ist ja wirklich hart gewesen" seufzte Charlotte.
"Nicht nur gewesen, sondern so ist der Ton in vielen Haushalten immer noch" erklärte ich ihr. Aus ihren großen grauen Augen blickte sie mich ungläubig an.

"Es war schon immer so, dass die, die in der Hierarchie ganz oben standen, am meisten rumbrüllen durften. Aber sie hatten auch die Verantwortung dafür, dass alles glatt lief. Der Butler ist immer der, der alle Stricke in der Hand hält. Und gleich nach ihm kommt die Haushälterin.
Aber ich weiche schon wieder vom Thema ab" seufzte ich und fuhr fort: "wir schlenderten durch den in allen Farben blühenden Park. Es duftete nach Regen, Gras und frischen Blumen. Während wir gingen, hielt er meine Hand, als wäre dies das selbstverständlichste der Welt.

Als wir unser Ziel erreicht hatten, machten wir es uns auf einer Decke gemütlich. Solange es warm genug war, saßen wir auf der Decke und unterhielten uns.

Ich war eigentlich kein besonders gesprächiger Mensch, aber mit deinem Großvater war es so einfach.
Als es etwas kälter wurde, wollten wir noch immer nicht nach Hause gehen, denn es war einfach zu schön mal einen ganzen Nachmittag nur für uns zu haben. Und wir wollten beide nicht, dass er endete.

Je kälter es wurde, umso enger rückten wir zusammen. Und nach einer Weile nahm er mich in seine starken, Schutz bietenden Arme. Ich liebte dieses Gefühl, denn er gab mir so viel Sicherheit und Geborgenheit.

Als es begann dämmrig zu werden beschlossen wir zum Haus zurück zu kehren. Denn seine Familie würde sich mit Sicherheit fragen, wo George den ganzen Nachmittag geblieben war.

Ohne uns etwas dabei zu denken, liefen wir in aller seelenruhe Händchen haltend zum Haus zurück.
Doch plötzlich standen wir der wunderschönen Sophie, Georges jüngerer Schwester gegenüber. Erschrocken ließen wir uns los, doch sie hatte es natürlich schon längst gesehen.

Ihr Porzellan artiges Gesicht blickte mich zuerst streng und George vorwurfsvoll an. Und dann breitete sich ein belustigter Ausdruck auf ihrem Gesicht aus.

"Was geht denn hier vor" fragte sie diabolisch lächelnd.

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IWhere stories live. Discover now