31.Kapitel

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"Hat Großvater seinen Urlaub bekommen?" Fragte Charlotte beiläufig, während sie auf die Tasten ihres Laptops eingehämmerte.

"Ja, hat er" antwortete ich, "er erreichte uns sogar noch vor dem Brief, indem er uns ankündigte dass er bald kommen würde. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag im Mai.

Es war ein ungewöhnlich warmer und sonniger Tag. Die Blumen und Bäume blühten in den herrlichsten Farben und dufteten so verführerisch, dass es uns schwer fiel unsere Arbeit im Haus ohne murren zu verrichten.

Von einem der Fenster im Obergeschoss aus beobachtete ich etwas neidisch, wie die Lady unter einem feinen weißen Sonnenschirmen im Park spazieren ging. Trotz dass ich mich nun wie eine Lady verhalten konnte, wurde ich nicht wie eine behandelt. Dies enttäuschte mich etwas, doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wusste ich, dass ich aufgrund meiner Herkunft niemals von jemandem erwarten konnte mich wie eine Adlige zu behandeln.

Plötzlich hörte ich das knirschen von Reifen auf dem Kies vor dem Haus. Augenblicklich ließ ich meinen Staubwedel fallen und eilte erneut zum Fenster.

Auf dem peinlich sauberen, gepflegtem Hof des Lords hielt ein Automobil, welches ich noch nie gesehen hatte. Der Chauffeur stieg aus dem Wagen um dem Lord die Tür zu öffnen.

Elegant stieg George aus der Kutsche. Er trug seine rote elegante Ausgehuniform und sah den Umständen entsprechend gut aus. Er war genauso wunderschön, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Aber auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass er deutlich abgenommen hatte und sein Blick traurig und melancholisch war.

Ich wusste nicht, ob es mir gestattet war ihn zu begrüßen, doch in diesem Augenblick waren mir mögliche Konsequenzen gleichgültig. Ich wollte nur noch zu George, dem Mann, den ich über alles liebte.

Als er mich den Gang entlang eilen sah, ging er mit entschlossenen Schritten auf mich zu, um mich in seine Arme zu schließen.
Ich war so erleichtert, dass mein Geliebter endlich wieder bei mir war. Als ich in Georges Augen blickte, die aus der Nähe betrachtet gelblich Schimmerten sah ich, dass auch er unendlich erleichtert und glücklich war.

Doch sein Bilck wandelte sich gleich wieder in Unbehagen, als er über meine Schulter hinweg seinen Vater auf uns zukommen sah.

"Was hat das zu bedeuten" keifte der Lord schon von weitem. George und ich zuckten zusammen. Wir waren es schon gewohnt, dass der Lord oft übellaunig und herrisch war. Doch seit dem Krieg war er nur noch unerträglicher geworden.

"Hallo Vater" begrüßte George den Lord.
"Tu nicht so freundlich" keifte dieser und zu mir gewandt fügte er hinzu: "und du machst dich sofort wieder an die Arbeit!"

Verschreckt tat ich, was er mir befahl. Den ganzen Tag wollte ich nichts anderes als George wieder sehen, doch erst am späten Nachmittag suchte er mich auf.

Er trug nicht mehr seine Uniform sondern einen Anzug, wie es damals üblich war. Und über dem Arm trug er eines von Lady Sophias alten Kleidern herein.

"Meine Eltern erlauben, dass du heute Abend mit uns und unseren Gästen zu Abend isst."
Während George das sagte, glänzten seine Augen freudig und er lächelte über das ganze Gesicht.
Sein Lächeln war so ansteckend, dass auch ich anfangen musste zu Lachen.

"Hat dein Vater auch zugestimmt" fragte ich dennoch etwas skeptisch.
"Ja, hat er... Es hat allerdings eine Weile gebraucht" gab er zu. "Meine Mutter hat ihn nun endlich überzeugen können, dich als Schwiegertochter anzunehmen."

Als George dies sagte, flossen aus seinen, wie aus meinen Augen Freudentränen.

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum