32.Kapitel

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Während ich mich ankleidete, stieg langsam Panik in mir auf. Nun würden meine erst kürzlich erworbenen Kentnisse auf die Probe gestellt werden und ich wusste nicht, ob ich schon so weit war.

Das Kleid stand mir besser als ich erwartet hätte. Es betonte meine Figur und der Stoff fühlte sich seht angenehm auf der Haut an. Meine Haare frisierte ich nach der gängigen Mode.
Bevor ich mein kleines Zimmer verließ warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel. Dann verließ ich zufrieden den Raum.

George erwartete mich in der Eingangshalle. Er sah wie immer umwerfend aus. Ich war unglaublich nervös. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich hatte das Gefühl, dass ich bald das Bewusstsein verlieren würde.

Majestätisch betrat die Familie Bentley die Halle. Zuerst der Lord mit seiner Gemahlin, die Eltern des Lords und zuletzt die Töchter.
Alle musterten mich bei ihrem eintreten von Kopf bis Fuß, aber schienen später keine Notiz mehr von mir zu nehmen. Und wenn ich ehrlich war, fand ich ihr benehmen äußerst angenehm.

Als es an den Esstisch ging stieg meine Nervosität noch weiter an. Während das Essen serviert wurde unterhielten sich alle über Politik, ein Thema, welches mir noch nie lag. Deshalb hielt ich mich zurück und lauschte der Unterhaltung.
Als das Essen begann hatte ich sowieso genug damit zu tun an alle Regeln zu denken und nichts der köstlichen Speißen zu verschütten.

Damals war es üblich, dass die Damen sich nach dem Dinner in den Salon zurückzogen, um Tee zu trinken und den neusten Klatsch auszutauschen. Die Herren verblieben oft im Spielzimmer oder dem Rauchersalon.

"Hat Großvater denn geraucht" unterbrach mich Charlotte, die nun eifrig Notizen in einem kleinen roten Notizbuch machte.
Ich schüttelte den Kopf und antwortete: "nein, hat er nicht. Doch damals rauchten die meisten Herren mehr als die Londoner Schornsteine..."

"Und warum hatten sie ein eigenes Raucherzimmer?" "Weil die Damen den Zigarrenrauch heute wie damals als nicht besonders angenehm empfanden."

"Was hat George dann bei den Rauchern gemacht?"
"Nun Ja, die Damen klatschten und die Herren tauschten Neuigkeiten aus, die sie für interessant und wichtig hielten. Außerdem waren des öfteren wichtige Persönlichkeiten und Geschäftsleute bei uns zu Gast. Dann hatten die Herren oft wichtige Angelegenheiten zu besprechen..." Erklärte ich Charlotte.

Ich mochte es Charlotte von meinem Leben zu erzählen, denn so konnte ich alles noch einmal erleben, die guten, sowie die schlechten Zeiten.

"Nach einer Weile stießen die Herren zu uns. George setzte sich ganz selbstverständlich neben mich. Ich spürte, wie er mich nachdenklich musterte. Vorsichtig griff er nach meiner Hand und umschloss sie mit seiner eigenen starken und warmen Hand. Sofort fühlte ich mich aufgemuntert und weniger Ängstlich. Immer wieder lächelte er mich an und dabei sah er aus, als sei er der glücklichste Mann der Welt.

Die Gespräche der anderen zogen an mir vorbei, ohne dass ich auch nur ein Wort davon mitbekam. Ich war so glücklich, dass George und ich unsere Liebe nicht mehr verstecken mussten.

Wir verließen den Salon als erstes, um uns zur Ruhe zu begeben. Hand in Hand stiegen wir die große Steintreppe nach oben. George blieb nicht vor seinem eigenen Zimmer stehen sondern vor einem der Gästezimmer auf dem Damenkorridor. Fragend sah ich ihn an. "Das ist jetzt dein Zimmer" erklärte mir George und dabei strahlten seine Augen vor Freude.

Ich konnte mein Glück kaum fassen und bevor ich es verhindern konnte flossen Freudentränen mein Gesicht herunter. Lächelnd nahm George mich in den Arm und flüsterte: "meine Familie hat zugestimmt dich jetzt als eine von ihnen zu behandeln..."

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IWhere stories live. Discover now