𝐅𝐚𝐥𝐬𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡𝐬

𝑪 𝑯 𝑨 𝑷 𝑻 𝑬 𝑹 6| 𝑺𝒑𝒊𝒆𝒍𝒆 𝒖𝒏𝒅 𝑹𝒆𝒈𝒆𝒍𝒏

𝑬𝒍𝒂𝒊𝒏𝒆 (𝑵𝒂̈𝒄𝒉𝒔𝒕𝒆𝒓 𝑴𝒐𝒓𝒈𝒆𝒏)

Als gestern Abend James sturzbesoffen vor unserer Tür stand, musste ich nichts hinterfragen. Die anderen haben schon geschlafen, aber wie so oft hatte ich die Ehre von meiner Vergangenheit geplagt zu werden.

„Elaine?"

„Hm?"

„Hast du zugehört?" 

Sierra sieht mich wissend an und wiederholt dann ihre Frage.

„Wer war gestern an der Tür?"

„James."

„Was? Warum?"

„Er hat sich bei der Tür geirrt." 

Sage ich ausdruckslos, doch ein spielerisches Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht.

„Er war betrunken?"

„Das habe ich nicht gesa-"

„Jetzt schon."

„Ja."

„Elaine..du wirkst abwesend. Ist alles okay?"

„Ja, ich bin nur müde."

Vielleicht sollte ich einen Spaziergang machen? Ich könnte Sage anrufen, seit sie gegangen ist haben wir nur ein paarmal geschrieben.

„Bye, Sierra."

„Viel Spaß, bei was auch immer."

Sie zwinkert mir zu und ich muss lachen. Ich ziehe meine Schuhe über und gehe die Tür hinaus. Ich lasse die Schönheit des Sommers auf mich wirken. Es ist angenehm warm, auf der Grünfläche sind Blumen verschiedenster Farben und am Himmel sind Bienen, Vögel und Schmetterlinge. Als ich meine Aufmerksamkeit auf die Person an der Wand richte, bereue ich es wieder, als ich sehe, wer diese ist.

„Habe ich dich gestört?"

„Ja. Du versaust mir mein Blickfeld."

„Aha, mit der Einstellung bist du definitiv die Einzige."

„Ja?"

„Die meisten Frauen genießen meinen Anblick."

„Ich bin aber nicht die meisten." gebe ich hartnäckig zurück.

„Stimmt. Deswegen wirst du mich auch nie zwischen deinen Beinen sehen und spüren."

Ich sehe ihn fassungslos an versuche mir nichts von der Unsicherheit anmerken zu lassen. Ich habe gelernt, dass man nur schwach ist, wenn man es zulässt.

„Interessant. Warst du nicht derjenige der mich gestern „Herz" genannt hat?"

Ich kann sehen, wie sich sein Gesichtsausdruck schlagartig ändert. Seine Augen schreien förmlich „REUE!". Ha erwischt. Wir sehen uns einen Moment still an, bis er seinen Mund öffnet.

„Ich war betrunken."

„War nicht zu übersehen."

„Ich- ich wollte mich noch bedanken, dass du mich nach oben gebracht hast."

„Oke."

„Kommst du heute zu der Party?"

„Ja, die anderen haben mir keine Wahl gelassen."

„Na dann. Man sieht sich heute Abend."

„Ja. Tschüss."

Mist auf James hätte ich liebend gern verzichtet heute Abend. Mein Handy klingelt und ich erkenne Sages Namen.