𝐂 𝐇 𝐀 𝐏 𝐓 𝐄 𝐑 38 |𝐓𝐢𝐞𝐟𝐩𝐮𝐧𝐤𝐭

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𝐄𝐥𝐚𝐢𝐧𝐞 (𝐃𝐨𝐧𝐧𝐞𝐫𝐬𝐭𝐚𝐠)

Zwei Tage ist es her. Seit zwei Tagen bin ich in einem Kerker gefangen. Umgeben von Monstern. Umgeben von Kälte und Panik. Vor wenigen Tagen war mein Leben friedlich. Fast perfekt. Jetzt ist Donnerstag und ich liege auf kaltem Steinboden. Ein schäbiges Bett zu meiner linken. Eine dreckige Toilette zu meiner rechten. 

Alles schmerzt. Mein Körper und meine Psyche. Sie haben mich gestern fertig gemacht. Als ich Diego einen blasen musste, dachte ich, dass es nicht schlimmer werden könnte. Noch nie habe ich mich so sehr in etwas getäuscht. Sie haben einen Tag gebraucht, um mich in Stücke zu reißen. An einem Tag haben sie eine sonst so starke Frau dermaßen erniedriget, dass sie ängstlich auf dem dreckigen Steinboden liegt.

Ihren Blick starr auf die Gitterstäbe gerichtet. Die einzigen Konversationen bestehen aus Schreien und meinen Gedanken. Die einzigen Emotionen, welche meinen Körper ausfüllen, waren einst nie so nah. Sie waren eine Fantasie, zu weit weg, um sie sich vorstellen zu können. Doch jetzt sind sie greifbar, nachvollziehbar. Ich hasse dieses Gefühl der Schwäche. Die Erkenntnis nichts machen zu können. Ich muss es über mich ergehen lassen, egal wie erniedrigend es ist. 

Vor ihnen schaffe ich es manchmal Stärke zu zeigen. Meine Angst in den Hintergrund zu schieben. Doch spätestens, wenn sie ihre Spielchen mit mir spielen, schaffe ich es oft nicht. Mir laufen Tränen über die Augen oder ich schreie. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib, weil es beruhigend ist. Weil es mich daran erinnert, dass ich laut sein kann. Dass ich so etwas wie Macht besitze. 

Mein Körper, verziert mit blauen Flecken. Meine Stimme heiser von den Schreien. Meine Seele krank vor Panik. 

Sie haben mich geschlagen. Mit Gürteln, Händen und Peitschen. Jeder Laut, der meine Kehle verlassen hat, war ein Antrieb für sie. Das Benzin für das Feuer. Es hat sie dazu ermutigt weiterzumachen. Mit mehr Kraft, mit weniger Würde. Keiner von ihnen besitzt auch nur einen Funken Würde. Es ist, als wären ihre Seelen erstorben. 

Das Öffnen meines Kerkers dringt gedämpft zu mir durch. Meine Augen entdecken Schuhe. Schwarze Schuhe, so unscheinbar. Doch sie gehören zu jemanden, der ein kranker Psychopath ist. 

„Steh auf."

Ich schüttle mit dem Kopf. Ich habe keine Kraft mich aufzurichten und erneut eines ihrer Spiele zu durchleben. Die Person bückt sich zu mir, greift nach meinen Schultern und zieht mich nach oben. Verwirrt von den sanften Berührungen, schaue ich ihn an. Francesco, der einzige, welcher mich nicht erniedrigt und foltert. Ich kenne ihn nicht. Ich weiß nicht, was er für grausame Taten vollzieht. Doch er ist die einzige Person, vor der ich nicht sofort zurückweiche.

Er war nett zu mir. Er hat mich gewarnt, dass ich mich benehmen solle, und ich habe ihm nicht geglaubt. Nicht glauben wollen. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wollte nicht, dass so meine zukünftige Zeit aussieht. Egal was er mir gesagt hätte, nichts hätte mich auf diese Situation vorbereiten können.

„Bitte komm mit. Ich will dir nicht auch noch wehtun. Doch du lässt mir keine andere Wahl, wenn du nicht tust, was ich dir sage."

Er hilft mir hoch. Sofort spüre ich das Ziehen in meinem Bauch. Die Verletzung ist noch stark zusehen und der Verband wurde zweimal gewechselt, seit ich hier bin. Langsam atme ich durch, in der Hoffnung die Kraft zu finden, welche ich jetzt brauche. Doch diese geht mir langsam aus. Nichts gibt mir Kraft, wie soll ich dann welche spüren? 

Francesco führt mich aus dem Kerker und zusammen laufen wir den mir schon bekannten Weg entlang. Er öffnet die Tür zum Spielzimmer und ich erblicke die reine Hölle. Zwei Männer. Zwischen ihnen steht Diego mit einer selbstgefälligen Haltung, welche mich zum Würgen bringt. Ich richte mich auf und warte, bis er anfängt zu sagen, was er sagen will. 

𝐅𝐚𝐥𝐬𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡𝐬Where stories live. Discover now