𝑪 𝑯 𝑨 𝑷 𝑻 𝑬 𝑹 8| 𝑫𝒖𝒏𝒌𝒍𝒆 𝑲𝒊𝒏𝒅𝒉𝒆𝒊𝒕

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𝑺𝒂𝒈𝒆 (𝑺𝒐𝒏𝒏𝒕𝒂𝒈 𝑴𝒊𝒕𝒕𝒂𝒈)

Am Morgen ist mein Vater wieder zu einem Meeting gefahren und jetzt sitze ich wieder alleine an der Küchentheke. Und gegen meinen Willen kommen mir wieder die Erinnerungen an die zwei Telefonate hoch. Zwar hat Lucien mit dem, was er gesagt hat, Recht, aber trotzdem bringen mich meine Beine unbewusst in Richtung Arbeitszimmer. Ich stehe vor der großen, dunkelbraunen Tür und lege dann meine Hand auf die kühle Klinke. Das Zimmer ist riesig, mit einem großen Schreibtisch in der Mitte des Raums, Regalen an den Wänden mit unendlich vielen Büchern und Ordnern sowie abstrakte Gemälde.

Durch die Fenster kommen leicht die Sonnenstrahlen, welche das Zimmer nicht so dunkel wirken lassen. Ich suche den Raum nach Kameras ab und gehe auf den Schreibtisch zu. Mir fällt ein Bild von Elaine und mir auf, welches an der Ecke des Tisches steht. Ich weiß nicht mal, nach was ich suche und trotzen fange ich an die Schubladen zu öffnen.

Nach einigen Minuten habe ich nur Rechnungen oder legale Verträge gefunden, von denen ich schon wusste. Die Order durchzusuchen, würde Stunden dauern, also gebe ich mit leeren Händen wieder in die Küche und mache mir eine Bowl. Ich bin gerade dabei die Tomaten zu schneiden, als der Laptop meines Vaters klingelt und der Bildschirm angeht. Ich gehe auf ihn zu und bemerke, dass er entsperrt ist, also öffne ich die E-Mail welche neu zugeschickt wurde.

"Sehr geehrter Herr Knight. Die Aufträge wurden problemlos ausgeführt und Herrn Clift haben wir zur Strecke gezogen, er wird mit Sicherheit seinen Mund halten. Die nächste Druckung ist in Planung. Beim Meeting werden wir darüber reden. Hoffentlich bringen sie gute Nachrichten vom Gespräch mit Hr. Bianchi mit. Bis bald.
Arbeiten sie gewissenhaft, wenn sie stürzen, stürzen wir."

Fuck. Ich nehme mein Handy und mache ein Bild von der E-Mail, bevor ich sie wieder schließe. Bei Satan, was ist das? Was hat der Vater von James mit dem Geschäft von Eugenio zu tun. Klar sie haben es damals zusammengeführt aber die Betonung liegt auf „damals". Welche Druckung? Wir vermieten und verkaufen Häuser, Wohnungen, alles in die Richtung. Zwar werden Dokumente oder so ausgedruckt, aber was soll man denn da großartig planen? Und wer Herr Bianchi ist?

Ich habe keinen Schimmer. Mist! Warum musste dieses Teil auch hier stehen und warum habe ich diese Telefonate mitgehört? Das kann vieles bedeuten, aber irgendetwas stimmt nicht, das weiß ich. Während ich Elaine anrufe, schneide ich das Gemüse weiter. Zu meinem Nachteil geht sie nicht ran. Denk logisch Sage...Elaine kann jetzt auch nichts machen und ich will ihre Zeit nicht verschwenden. Meine Mutter? Was soll sie schon dazu sagen und mit Padre darüber zu reden kommt auf gar keinen Fall in Frage. Mit Lucien habe ich darüber auch schon gesprochen. Was wird er wohl dazu sagen, wenn ich ihm beichte, dass ich das Thema nicht ruhen gelassen habe?

Am Nachmittag

Ich sitze gerade im Auto und fahre wieder zu meiner Madre. Padre war in der Zwischenzeit nicht mehr da, also konnte ich mich nicht verabschieden. Nachdem ich meine Bowl fertig hatte, habe ich mich doch dazu entschieden Lucien anzurufen. Ich habe ihm alles gesagt und er kam daraufhin zu mir. Es hat ein wenig gedauert, aber wir haben uns dazu entscheiden Herr Clift darauf anzusprechen. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, aber das ist sie einzige Möglichkeit, die für uns am besten klang. Ich parke auf dem Parkplatz, nehme meine Tasche und gehe nach oben in das Loft von meiner Mutter und mir. Ich nehme meinen Schlüssel aus der Tasche und schließe die Tür auf.

Mein Blick huscht sofort zu den zwei Personen an der Küchentheke. Meine Madre sitzt halbnackt auf der Theke und zwischen ihnen Beinen steht ein Mann. Sie küssen sich wild und immer wieder kommt ein Geräusch, welches sehr stark nach einem Stöhnen klingt. Zwar sind Padre und Madre seit einigen Monaten geschieden aber das zu sehen versetzt mir einen kleinen Stich im Herzen. Ich stehe wie angewurzelt da und meine Kinnlade ist wahrscheinlich schon am Boden angekommen. Plötzlich klappen die Augen meiner Madre auf und sie schaut mich mit erschrocken an. Sie stößt den Mann von sich, nimmt sich ihr Shirt und zieht es sich über. Der Mann schaut mich nun auch an und zieht sich panisch seine Sachen an.

„Sage- ich wusste nicht, dass du jetzt schon kommst" 

Sagt sie etwas außer Atem.

„Ja..sieht man."

„Sage ich -"

„Madre, lass es bitte. Macht bei ihm weiter und gut ist."

Sie sieht mich unsicher an, geht dann aber schließlich mit dem Fremden durch die Tür. Was zur Hölle ist das alles? Ich bete einfach, dass ich das nie wieder sehen muss. Als ich an meinem Schreibtisch sitze, fange ich an die Hausaufgabe für morgen zu machen und danach räume ich mein Zimmer auf. Da es noch nicht allzu spät ist, entscheide ich mich dazu noch in die Stadt zu gehen, um ein paar Dinge zu besorgen. Die Luft ist angenehm und der Sonnenuntergang färbt die Umgebung in einem tiefen Rot. Ich gehe in den Laden und bezahle alles an der Kasse.

Draußen setzte ich mich auf eine Bank und schreibe eine Mail an den Vater von James. Ich hoffe, dass er einen Termin für mich hat und mir mit Ehrlichkeit alle Fragen beantworten kann. Nebenbei esse ich die Laugenstange und gehe dann wieder nach Hause. Als ich zu der Kommode schaue, sehe ich, dass meine Mutter noch nicht zuhause ist. Es ist schon spät am Abend, weshalb ich ins Bad gehe, um mich fertig zu machen. Dann gehe ich ins Bett, mache noch eine Serie an und schlafe ein wenig später ein.

Traum (Flashback)

Ich stehe auf der Terrasse und schaue die Blumen an, die überall wachsen. Es ist ein schöner Sommertag und Elaine schwimmt gerade im Pool. Ich höre Madre und Padre nach draußen kommen und merke, dass sie Stimmung ziemlich angespannt ist. Sie schreien sich an und stehen jetzt neben mir.

„Du bist nur weg."

„Gott, verstehst du denn nicht, dass es nicht so einfach ist ein Unternehmen zu führen?!"

„Vielleicht hättest du Alendro nicht gehen lassen sollen!"

„Komm mir jetzt nicht mit ihm! Er ist ein Bastard, unfähig ein Unternehmen zu führen und besitzt keinen Funken Disziplin!"

„Ihr wart Beste Freunde! Du kannst mir nicht sagen, dass das ganze nur wegen Meinungsverschiedenheiten entstanden ist!"

„Lass es Kathy! Es ist vorbei Punkt."

„Du checkst es nicht oder!?"

Er war gerade dabei die Hand zu heben, als ich mich zwischen die Beiden stelle und der Schlag mich trifft. Ich falle durch die Stärke des Schlags nach hinten und spüre einen harten Knall am Hinterkopf. Vor Schmerzen schreie ich auf und merke, wie Tränen meine Wangen entlang rollen. Mit verschwommener Sicht sehe ich wie Elaine sich neben mich hockt.

„Warum hast du das getan?" 

Fragt mein Padre sauer.

„Dein Ernst? Such das Problem bei dir, nicht bei ihr! Du bist derjenige, der seine impulsiven Gefühle offensichtlich nicht unter Kontrolle hat." 

Gibt Elaine scharf zurück. Wenn sie so weitermacht, wird unser Vater ausrasten. Da er schon an seiner Grenze ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis er wiederholt zuschlägt. 

„Ihr seid allesamt ein Dreckshaufen! Wo ist euer Respekt geblieben?"

„Wo ist deine Ehre geblieben?" 

Frage ich ihn halb abwesend, da das Pochen in meinem Kopf von Zeit zu Zeit immer schlimmer wird. Meine Stimme ist nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Ich höre wie er ein Schnauben von sich gibt und die Terrassentür zuknallt. Dann wird alles schwarz und die Dunkelheit zieht mich mit sich. Ich versuche wach zu bleiben, doch ich habe keine Kraft. 

𝐅𝐚𝐥𝐬𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡𝐬Where stories live. Discover now