𝑪 𝑯 𝑨 𝑷 𝑻 𝑬 𝑹 12| 𝑫𝒂𝒔 𝑻𝒓𝒆𝒇𝒇𝒆𝒏

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𝑺𝒂𝒈𝒆

Die Sonne wärmt meinen Körper und der leichte Wind bläst mein Haar in alle Richtungen. Ich hatte nur einen Block Unterricht, was mir wirklich zugutegekommen ist. Die meisten Nächte sind kurz und ich werde von Albträumen geplagt, oder eher Erinnerungen. Diese Nacht war wieder quälend, ich habe das Gefühl, gar nicht geschlafen zu haben. 

Ich bin zu Fuß unterwegs und überquere die Straße, um dann in das Café hineinzugehen. Es ist nicht sonderlich groß aber sehr schön und modern eingerichtet. Mir kommt ein angenehmer Geruch entgegen und ich genieße diesen für einen Moment. Ich schaue mich um und sehe Herrn Clift hinten in der Ecke sitzen. Ich hatte ihn über E-Mail angeschrieben, um nach einem Termin zu fragen. Die Telefonate und auch die E-Mail, die an meinen Vater adressiert war, lassen mich nicht in Frieden und ich muss ständig daran denken. Ich riskiere viel für dieses Treffen. Wenn mein Padre davon erfährt, kann ich mich darauf einstellen, dass er jede erdenkliche Foltermethode an mir testet.  

Meine Hände sind eiskalt und trotzdem schwitzig. Ich stehe immer noch im Gang, unsicher doch einen Rückzug zu machen. Aber wann stellt sich diese Chance wieder? Alendro weiß, wer ich bin und dass Eugenio mein Vater ist, trotzdem hat er diesem Treffen zugestimmt. Mit wackeligen Schritten und zitternden Händen, gehe ich auf ihn zu. Als er mich bemerkt, steht er auf und lächelt mich freundlich an. Alendro zieht mich in eine Umarmung, mit welcher ich nicht gerechnet hatte.

„Es ist so schön dich wiederzusehen Sage."

„Die Freude liegt ganz meinerseits."

Er lässt mich los und wie setzen uns gegenüber voneinander. Alendro mustert mich und mit einem Mal bin ich mir bei dem, was ich hier tue, ganz im Klaren und bereue nichts. Auch wenn hierbei nichts weiter rauskommt, ist es wirklich schön ihn wiederzusehen. Die Zeiten damals, die Urlaube und Ausflüge waren unvergesslich und Alendro war wie ein zweiter Vater für mich. Zu Schade, dass all dies zunichte ist. 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei diesem Treffen nicht darum geht, um über die Vergangenheit zu reden. Dir liegt etwas auf dem Herzen, nicht wahr?"

„Ich-"

Wir werden von einer Bedienung unterbrochen und somit habe ich kurz Zeit meine Gedanken zu sammeln. Ich bestelle eine Latte und Bagels dazu, Alendro einen Kaffee und ein belegtes Brötchen.

„Nein, es geht tatsächlich nicht darum, über die schönen Urlaube zu quatschen."

Ich schlucke schwer und muss meinen Blick von Alendro abwenden, um weiterreden zu können.

„Es geht um meinen Vater Eugenio. Ich habe da ein paar Dinge mitbekommen und weiß nicht, wie ich mich zu verhalten habe und wie ich das ganze interpretieren soll. Ich brauche deine Hilfe."

„Was hast du mitbekommen?"

Ich berichte ihm von den Telefonaten und er hört aufmerksam zu.

„Da gibt es noch etwas."

Ich krame in meiner Tasche rum und ziehe die ausgedruckte E-Mail hervor, welche ich ihn über den Tisch schiebe und auf seine Reaktion warte. Alendro liest sich die E-Mail gründlich durch und ich erkenne, wie sich seine Stirn in Falten legt und seine Augenbrauen in die Höhe schießen.

„Was?" 

Er legt das Stück Papier zu Seite und atmet tief aus, bis er dann das Wort ergreift und ich hoffentlich Informationen oder Klarheit bekomme.

„Sage du bewegst dich hier auf gefährlichem Terrain. Das ist dir bewusst, oder?"

Ich beiße auf meine Lippe und meine Finger bohren sich schmerzhaft in meine Handflächen. Ja, das weiß ich, aber nicht in welchem Ausmaß und seine Worte und die plötzliche Unsicherheit, die er ausstrahlt, lassen mich langsam zweifeln, wie tief ich mich da reingeritten habe. Ich gebe trotz dessen ein ersticktes und kaum hörbares "ja" von mir.

𝐅𝐚𝐥𝐬𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡𝐬Where stories live. Discover now