Kapitel 45: Die notwendigen Übel

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Draco schleifte einen Stuhl aus dem Esszimmer zur Badewanne, drehte ihn herum und setzte sich rücklings auf ihn. Seine feuchten Hemdsärmel waren bis zu seinen Ellenbogen hochgekrempelt und er trug immer noch einen Gurt über seine Brust gespannt, der eine Pistole beherbergte. Die Vorderseite seines T-Shirts und der Hosen waren durchnässt.

Der Badezimmerboden glich einem Schlachtfeld. Überall war Wasser. Die Kleidung, welche Lucius vorher noch getragen hatte, war nun überall über den Boden verstreut, genau wie Klumpen matten Haares, die Draco vom Kopf seines Vaters heruntergeschnitten hatte.

Der ältere Malfoy saß mürrisch und schweigsam, im Seifenwasser. Seine knochigen Knie waren angezogen, die Hände lagen schlaff, unter dem Wasser, an seiner Seite. Er starrte nichts an, war tatsächlich so reglos, dass er eine Statue hätte sein können. Das Fieber war geschwunden. Trotzdem, der Biss auf seiner Schulter würde sich nicht bessern. Er war lila und aus der Mitte der Wunde rann klebriger Eiter. Die ganze rechte Seite seines Körpers hatte bereits eine leicht violette Tönung angenommen. Wie es schien, hatte Narzissa ein ganz gutes Stück aus ihm herausgebissen. Dies war das dritte Bad in einer Stunde und die erste Wanne Wasser, die nicht innerhalb von Minuten trübe wurde, nachdem Lucius in sie hineingestiegen war.

„Wenn du dich nicht selbst wäscht, werde ich rüberkommen und es für dich tun", drohte Draco.

„Mein Aussehen ist von geringfügiger Bedeutung, wenn man in Betracht zieht, dass ich sowieso bald sterbe", kam die dramatische Antwort. „Ich sehe keinen Sinn darin."

„Bis die Zeit gekommen ist, bist du immer noch der Herr dieses Manors und ich werde nicht zulassen, dass du in deinem eigenen Haus aussiehst und riechst wie ein heimatloser Vagabund."

Lucius kniff seine blutunterlaufenen Augen zusammen. „Ich frage mich: Gefällt es dir, zu sehen, wie tief ich gesunken bin?"

Draco verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Nur knapp verpasste er dabei den Ausdruck des Bedauerns auf Lucius' Gesicht.

***

Mehrere Tage später, reihte Hermione ihre Waffen vor sich in der Bibliothek auf, um sie zu säubern. Sie sah auf, als Draco herein schritt. Er begann sich durch ihre Vorräte zu wühlen.

„Wie geht es unten voran?"

„Langsam."

Sie nickte. „Die Medikamente, die du ihm gegeben hast, haben sein Fieber gesenkt. Aber keine Antibiotika der Welt werden die Entzündung aufhalten können. Alles, was du jetzt noch tun kannst, ist, es ihm so angenehm wie möglich zu machen."

Draco hörte damit auf sie anzustarren. „Du lässt es so klingen, als wüsste ich nicht, dass er stirbt. Ich habe eine medizinische Ausbildung. Glaub mir, ich weiß es."

„Ich weiß, dass du es weißt", besänftigter sie ihn, da sie sich Dracos düsterer Stimmung vollkommen bewusst war. „Es ist nur so, dass ich..."

„Das Offensichtliche feststelle", unterbrach er sie. Er gab es auf, weiter in der Tasche das finden zu wollen, nach dem er suchte.

Hermione legte ihren öligen Lappen ab und ging zu ihm, um ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm zu legen. „Manchmal muss das Offensichtliche festgestellt werden, weil es uns dabei hilft, mit schwierigen Wahrheiten umzugehen."

Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Als wir hier angekommen sind, konntest du kaum durch diese Hallen gehen, ohne vor der Dunkelheit zurückzuschrecken. Und jetzt denkst du, dass du dafür geschaffen bist, mich über meine Gefühle zu belehren?"

"Nicht wirklich", sagte sie und hob ihr Kinn. "Die Belehrung würde nur funktionieren, wenn du überhaupt zugeben würdest, Gefühle zu haben. Rede mit mir darüber. Du hast nicht einmal zwei Worte über deine Eltern verloren, seit wir herausgefunden haben, dass sie hier sind."

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt