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Je mehr ich von der Welt sehe, um so mehr bin ich von ihr enttäuscht und jeder neue Tag bestätigt meinen Auffassung von der Unbeständigkeit aller menschlichen Charakterzüge und gibt Zeugnis davon, wie wenig man sich auf den Schein von Anstand und Vernunft verlassen kann. 
-Jane Austen

Zusammen mit Hope laufen Jack und ich am Strand von Cancún entlang. Dabei ist der kleine Wirbelwind uns schon um Meter voraus. „Sie rennt förmlich zur Eisdiele." stellt auch Jack fest und ich lache auf. „Ja, wenn sie nicht stehen bleibt, um Muscheln zu sammeln." Jack und ich beobachten freudig das Schauspiel. Bis sie wieder umkehrt und in meine Arme rennt. Hopla. „Eine große. Eine ganz große Muschel." Ihre kleinen Augen weiten sich ein wenig als sie die Muschel in Jacks Hand gibt. „Mami hat schon zu viele. Ich schenke sie dir, Jacki." Jack bedankt sich und schon ist sie wieder auf der Suche nach neuen Besonderheiten.

„Hast du mit Davis gesprochen?" erkundigt sich Jack, nachdem Hope außer Hörweite gerannt ist. „Nein, aber das muss ich auch nicht." Jack runzelt Stirn. „Wieso?" Weil ich nicht mehr hören will, wie schlecht das Geschäft läuft! Doch das sage ich nicht. „Es gab keinen Grund. Emilio hat alles im Griff." Jack nickt verständnisvoll. „Ich dachte nur wegen des Problems in Venezuela." Jetzt bin ich die, die verwirrt ist. „Welches Problem?"

Jack will grade etwas dazu sagen als Hope wieder kommt. „Darse prisa." Ich grinse. Ihr Spanisch ist wirklich knuffig. „Wir kommen schon. Aber du bist zu schnell." Daraufhin packt sie mich und Jack am Arm und läuft. „Jetzt seit ihr auch so schnell wie ich."

Als wir dann ein paar Minuten später vor Hope's Lieblingseisdiele stehen bleiben, fallen ihr die Augen raus.
„Wieso ist sie geschlossen?" Ich habe keine Ahnung. Doch Jack geht wissend zum Hintereingang und trifft auf den Besitzer. „Was ist hier los?" Kalle schaut traurig aufs Meer. „Wir haben kein Geld mehr." Der Besitzer schaut traurig auf das Meer hinaus und ihm kullert eine Träne über die Wange. Hope löst sich von meinem Bein und mustert den Besitzer ausgiebig. Nachdem sie damit fertig zu sein scheint, geht sie einen Schritt auf ihn zu und umarmt ihn. „Schade. Es war echt lecker hier."

Auf Kalles Lippen legt sich ein Lächeln. „Echt? Das freut mich." Hope wirft ihm ein zuversichtliches Lächeln entgegen. „Komm Kleine wir müssen jetzt." Ich stimme Jack zu und Hope verabschiedet sich von dem Mann.

„Wie wäre es mit einem Wettrennen?" Hopes Augen fangen an zu strahlen. „Aber seit nicht böse, wenn ich gewinne." Jack schlägt bei ihr ein und ich nicke. „Natürlich. Aber dafür musst du erstmal gewinnen." Zusammen laufen wieder zurück zum Strandhaus. Hope ganz vorne. Jack und ich direkt neben ihr.

Als wir dann vor dem Eingang des Anwesens ankommen, scheinen ihre Beine müde zu werden. Hope schmeißt sich ohne zu überlegen ins Gras.

„Das ist echt hart.", murmelt sie enttäuscht. Jack und ich fangen an zu lachen. „Mensch kleine, das hätte ich ja nicht gedacht." Hope steckt Jack die Zunge raus und rennt weg. Doch Jack ist sofort hinter ihr und fängt sie ein.

Ein Donner ist im selben Moment zu hören und ich gehe zu ihnen. „Komm, wir gehen rein." Hope nimmt meine ausgestreckte Hand und Jack öffnet uns die Tür.

Doch sobald wir eintreten, blicke ich auf einen 1,90 Meter großen Mann, von dem ich nicht dachte, ihn wiederzusehen.

Was macht er hier? Wie ist er überhaupt hineingekommen? „¿quién es?" ‚fragt nun Hope ein wenig verängstigt als sie ihn sieht. „Ein alter Freund.", antwortet Jack für mich auf Hopes eben gestellte Frage.

Ich drehe mich zu meiner Tochter runter in die Hocke. „Was hältst du davon, wenn Jack dich heute ins Bett bringt?" Sie scheint noch etwas verwirrt zu überlegen. Bitte sag ja. Komm schon Universum. Bitte.

Hope nickt als ihr Blick auf einen angespannten Jack fällt. „Aber nur, wenn du später zum Kuscheln kommst. Jacki kann das nicht gut." Ich kann nichts anderes, als darüber zu schmunzeln und sehe Jack bittend an. Er nickt sofort. „Gut kleine. Und weil es kein Eis gab, gibt es heute so viele Geschichten, bis du einschläfst."

Das funkeln in ihren Augen erleuchtet wieder und sie scheint den Mann am Flügel überhaupt nicht mehr wahrzunehmen.

Das ist auch besser so. Denn ich wüsste nicht, wie ich ihn erklären könnte. Ihn, den ich dachte, nie wiederzusehen.

Stärker als Hass Where stories live. Discover now