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Es hilft nichts, die Vergangenheit zurückrufen zu wollen, außer sie wirkt noch in die Gegenwart hinein. -Charles Dickens

„Was willst du hier?" Emilio schaut enttäuscht auf. „Dich sehen. Es war so qualvoll, ohne dich. So unendlich langweilig." Alleine an der Stimme hört man, dass er deutlich was getrunken hat. Und die leeren Flaschen beweisen das.

„Emilio, das bringt jetzt nichts geh zurück." Er schnappt sich eine Flasche und wirft sie an die Wand. „Immer schickst du mich weg." seine Stimme klingt voller Wut. „Ist es ihretwegen?" Er deutet auf ein Foto von Hope. „Sie hat damit nichts zu tun. Das weißt du." Er lässt den Rahmen fallen und kommt auf mich zu. „Dann seinetwegen." Ich denke gar nicht nach bevor ich spreche. „ Aiden?" Emilio lacht auf. „Nein, ich rede von dem Boy Toy, der deine Tochter ins Bett bringt." Jack. Wie lächerlich. Doch diese Bezeichnung setzt mir einen Stich ins Herz. Boy Toy, wann ich das zuletzt gehört hatte? Bestimmt schon Jahre her und doch noch in meinen Erinnerungen präsent.

„Jack hat damit nichts zu tun. Es geht um dich." Emilio zieht die Augenbrauen hoch. „Ach also war ich all die Jahre nicht perfekt genug?" Er greift nach meinem Arm. „Hab ich nicht alles gemacht. Hat es dir an irgendwas gefehlt?" Ich traue mich nicht in seine Augen zu sehen. „Feige bist du. Einfach feige." Das stimmt. „Du bist weggerannt. Hast mich einfach stehen lassen. Und was habe ich gemacht?" Mein Blick schweift zum Fenster. „Ich sag' es dir. Ich habe dir deinen Freiraum gegeben. Habe zugelassen, dass ich dein Geschäft übernehme. Habe sogar Aiden eine Chance gegeben." Und noch ein Stich. Alleine sein Name. Ich vermisse ihn. Aber ich fühle mich einfach schrecklich. Ich habe die Maffia über ihn gestellt. Das Leben Tausender über ihn. Und am Ende hab ich doch das gemacht, was er wollte. Ich bin meinen Weg gegangen. Das war das einzige, was mir Trost gab. Das und meine kleine.

„Und dieses Mädchen." Emilio greift wieder nach einem Bild. „Wann wolltest du mir von ihr erzählen?" Ich senke den Kopf. „Es weiß niemand von ihr." Doch da unterbricht er mich schon. „Ach du meinst niemand außer Kim, Will, Jack, die läute in der Halle und Aiden." Ich bin wie gelähmt. Aiden. Nein. Ich starre die Uhr an. Es ist viel Zeit vergangen. Doch stehen bleiben konnte sie nicht. „Er weiß nichts." Emilios Stirn liegt in Falten. „Que?" Ich sehe ihn verletzt in die Augen. „Ist er nicht der Vater?" Ein zufriedenes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen auf. „Er weiß es nicht." Ich bringe nicht mehr raus und das Lächeln auf Emilios Lippen verschwindet. „Wenn das so ist, müssen wir eine Lösung dafür finden." Ich ziehe scharf die Luft ein. „Wir müssen nur ein paar kleine Probleme beseitigen. Und du bist wieder bei mir." Das kann er sowas wie von vergessen! „Ich lasse es nicht zu, dass du ihr oder ihm etwas tust!" Mein Brustkorb scheint sich voller Wut zu reißen. „Nein. Dazu wird es unter keinen Umständen kommen und ich bringe auch nicht Aiden um." Meine Atmung verlangsamt sich. „Aber du musst zurück."

Stärker als Hass Where stories live. Discover now