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Heimat ist kein Ort. Es ist ein Gefühl.

Nachdem Emilio den Rotschopf doch noch eigenhändig ohne Fallschirm aus dem Flugzeug geworfen hat, bekomme ich ein gutes Gefühl. „So, jetzt können wir wieder umkehren." Emilio schüttelt den Kopf. „Nein, und das willst du auch nicht." Verdammt richtig. „Ich muss an meine Tochter denken." rechtfertige ich mich ohne Grund dafür. „Überleg es dir. Du hättest du Maffia, mich, diesen Hans Peter, .." Ich unterbreche ihn gleich, weil ich Angst habe was noch kommt. „Sein Name ist Jack." Emilio rollt mit den Augen. „Wie auch immer, mir egal wie dieser Clown heißt." Sein Atem beschleunigt sich und ich weiß, was er im vorigen Satz noch hinzufügen wollte. Ich hätte auch ... „Auch Aiden." spricht er meine Gedanken aus. Es ist verlockend.
Aber Hope und Jack. Das war das traumhafte Leben in Cancún. Ohne Aufregung oder Action. Ohne alles, was mir früher Freude bereitete. Bis er wieder kam.

Ich will es. Selbst wen es eigennützig ist. „Wir versuchen es. Ich gebe dir 3 Tage." Emilio nickt glücklich, doch Jack mischt sich sofort ein. „Nein." Er steht auf und kommt auf uns zu. „Du weißt, ich kann mit dir überall hinreisen. Beste Freunde fürs Leben, wenn du es ganz kitschig haben willst. Aber zusammen mit ihm in deine Vergangenheit. Das mache ich nicht mit." In Emilios Augen strahlt Wut. Wobei er verteidigend die Hände hebt. „Dann musst du gehen." spricht Emilio meine verbotenen Gedanken aus. „Bitte Jack. Du kannst fliegen, wenn du möchtest, aber ich will es wenigstens versuchen." Der Blick, den er mir daraufhin zuwirft, macht eins deutlich. Du hast den Verstand verloren! Aber das ist mir egal. Dann ist es halt so. Lieber den Verstand als die Hoffnung verlieren. „Du meinst du bist bei ihm sicher. Aber du wurdest seinetwegen beinahe angeschlossen." Emilio und ich lachen gleichzeitig auf. „Ich bitte dich ..."

„Mami?" meine Tochter tritt aus der Tür. „Wo sind wir?" Ich lächle sie an. „Weit über dem Wasser. Wir fliegen in den Urlaub. Dort ist besseres Wetter." Lüge ich. Sie kommt weiter auf mich zu und ich hocke mich hin. Als ich sie hochhebe, kommt dann auch schon die nächste Frage. „Und wer ist das?" Hope deutet auf Emilio. Dieser gesellt sich sofort lächelnd zu uns. „Mein Name ist Emilio. Und wer bist du?" Ohne seinen Worten eine Pause zu lassen, kommt ihre erwartete Antwort. „Hope." Ihre Stimme klingt distanziert. Doch sie wirkt nicht eingeschüchtert. „Sonst kann sie reden wie ein Wasserfall.", bemerkt auch Jack lachend. Während Emilio nun da steht wie ein vollkommener Vollidiot. Er hatte sich wohl mehr erhofft. „Ach wirklich. Ich auch." Was eine Lüge. „Hätte ich nicht gedacht." Sagt auch Hope wissend. Sie ist definitiv zickig ihm gegenüber. Das ist gut. „Hope sprich nicht so mit ihm." Sage ich, obwohl ich es eigentlich will. Sie entschuldigt sich sofort bei mir und hüpft runter. Als sie zu den Sitzen stürmt, weiß ich sofort, was sie dort hinzieht. „Das Meer.", flüstert sie leise. Ganz begeistert folgen ihre Augen dem Glanz des Wassers.

„Wir gleich da.", sagt Emilio nach einer Weile. Niemand von uns kommentiert etwas. Wir sind alle in unserer Welt. Ich in der Vergangenheit mit Emilio. Jack in sorgender Zukunft . Und Hope, die träumerisch mit einer Decke um den Körper geschlungen die Aussicht bewundert.

Als auch ich einen Blick durch das Fenster werfe, sehe ich es auch. Das Land. Die Stadt. New Orleans. Dieses Gefühl von Heimat, das seit langer Zeit verlassen war. Es ist wieder zurück. „Ich bin wieder zurück."

Und dass wird nicht das Ende sein.

Stärker als Hass Where stories live. Discover now