Kapitel 9

120 7 0
                                    

Fröhlich schloss ich die Tür auf und rief ein lautes "Bin wieder zurück" durch das gesamte Haus. Stille empfing mich und ich seufzte auf.

"Hallo? Jemand zu Hause?", brüllte ich nun noch lauter, aber niemand antwortete. 

Hatten sie Tomaten auf den Ohren?

Ich warf meine Schultasche schwungvoll auf den Boden, sodass es laut krachte, aber die Schulbücher waren mir in diesem Moment ziemlich egal. Sollten sie doch kaputt gehen! Und die Lampe, die gefährlich wackelte, als meine Tasche den Holztisch berührte, auf dem sie stand, ignorierte ich gekonnt. Sie war sowieso hässlich und ich versuchte schon seit mehreren Jahren, sie unauffällig zu zerstören. Natürlich nur, indem es aussah, als wäre es ein Unfall gewesen, denn sonst hätte meine Mutter mich einen Kopf kürzer gemacht. 

Suchend wanderte ich durch das ganze Haus und schaute in jeder Ecke nach, ob sich meine Eltern nicht zusammen verstecken spielten und deshalb nicht antworteten. Obwohl ich gut im suchen war, fand ich sie nicht. Ich seufzte und ging in die Küche um mir etwas zu essen zu holen, als ich einen Zettel auf dem Kühlschrank hängen sah. Ich riss ihn ab und begann ihn zu lesen.

Dein Vater und ich sind für eine Geschäftsreise weg. 

Auf deinem Schreibtisch findest du ein paar Geldscheine, die für zwei Wochen reichen sollten. 

Falls du dich einsam fühlst, dann kannst du gerne bei Bonny übernachten.

Bleib artig und stell nichts an!

Kuss

Mama

Ich schnaubte laut auf und schmiss den Zettel in den nächstbesten Mülleimer. Sollten sie mich doch alleine lassen! Ich würde die Zeit ausnutzen und alleine Party machen. Als hätte Bonny gewusst, dass sie man gerade über sie geschrieben hat, klingelte mein Handy. Eine neue Nachricht war angekommen. 

B: Kommst du mit zum Eis essen? Um 14:30 beim Angelo? -14:04

Na gut, die Party, mit schiefem Karaokegesang, Filme ohne Ende gucken und im ganzen Haus tanzen, ohne dass irgendjemand es mitkriegte, konnten warten. Da ich etwas Ablenkung gebrauchen konnte, stimmte ich zu.

N: Klar :) Bei Eis bin ich doch immer dabei -14:04

Ich sprintete die Treppe nach oben in mein Zimmer, um das Geld zu holen, welches meine Eltern mir hinterlassen hatten. Es waren viele Geldscheine, aber ich wollte sie nicht zählen. Ich packte nur schnell zehn Euro in meine kleine Tasche, die ich meistens mitnahm, wenn ich irgendwo hinging. Dann rannte ich die Treppe nach unten, checkte, ob ich meinen Schlüssel eingepackt hatte und  trat dann aus dem Haus.

Kurz blieb ich stehen, um zu überlegen, ob ich mein Fahrrad nehmen sollte, oder ob ich die paar Minuten zu Fuß gehen könnte. Dann entschied ich mich, lieber zu gehen, denn dann würde ich genau pünktlich kommen. Nicht zu spät aber auch nicht zu früh. Also trottete ich los. 

Nach einigen Minuten sah ich schon die rote Markise. Ich guckte mich um, bemerkte aber Bonny nirgendwo, deshalb setzte ich mich schon mal an einen Zweiertisch, damit wir noch einen freien Platz hatten. Ich wusste, wie viele Menschen täglich bei Angelo Eis aßen, deshalb ging ich auf eine Nummer sicher. Falls Bonny doch nicht sitzen wollte, würden wir halt zum Fluss gehen, der fast direkt daneben lag und wunderschön war. Wir mochten es im Sommer, unsere Beine in das Wasser reinhängen zu lassen, und uns abzukühlen. Zwar konnte man es mittlerweile nicht mehr, weil es schon zu kalt war und vereinzelt schon Schnee lag, aber einfach dort herumzusitzen und Eis zu essen war trotzdem schön.

Ich tippelte schon ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, denn ich konnte mir diesen Tick nicht abgewöhnen, während ich durch Tiktok scrollte und mein ganzes Leben überdachte. Manche Menschen fühlten sich auf der Plattform einfach zu wohl. Deshalb wischte ich traumatisiert ein Video weiter, als sich ein Schatten in meine Sonne stellte. Ich fing an zu grinsen und hob meinen Blick, nur um dann angeekelt meine Nase zu krausen.

Vor mir stand niemand anderes als Nikolas, der sich gerade den Stuhl gegenüber von mir zurückzog und sich mit einem Seufzen fallen ließ, sodass die Beinchen quietschten. Am Tisch daneben half Chris Hemsworth aka Jackson Bonny gerade dabei, zwei Stühle zu unserem Tisch zu ziehen. Beide nahmen neben einander Platz. Ich ignorierte Chris und Nikolas und wandte mich direkt an Bonny, die mich gerade unschuldig anlächelte. 

"Was macht er denn hier", fragte ich und deutete undamenhaft mit dem Zeigefinger auf Nikolas, der sich gerade gemütlich zurückgelehnt hatte. 

Infinitely in LoveWhere stories live. Discover now