Kapitel 11

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Am nächsten Tag in der ersten Pause, ging ich miesgelaunt über den Schulflur, rempelte manchmal ein paar Schüler an, damit sie aus der Seite gingen und versuchte im Kopf auszurechnen, wie viele Minuten von dem langweiligen Unterricht ich eigentlich noch vor mir hatte. Allerdings funktionierte mein Gehirn so früh am Morgen nicht gut, weshalb ich mich ständig verzählte. 

Bei meinem Spind blieb ich stehen und knallte meinen Kopf mit voller Wucht, damit meine Gedanken sich ordneten, gegen die Eisentür, die laut schepperte. Sofort drehten sich alle Köpfe, die im Umkreis von zwei Metern neben mir standen, zu mir herum. Die Schüler, die an mir vorbei gehen wollten, machten einen großen Bogen, aber ich ignorierte es. 

Stattdessen blieb meine Aufmerksamkeit an zwei Jungs hängen, die deutlich zu erkennen in der Pubertät steckten, denn sie riefen sich gegenseitig: 

"Im Pausenhof ist gerade ein großer Streit, da müssen wir hin!", zu und kicherten danach. 

Ich zuckte mit den Schultern und beschloss ebenfalls zu gucken, was da draußen los war, denn immer mehr Schüler strömten aus der Tür raus. Ich folgte ihnen. 

Auf dem Schulhof sah ich eine Meute, die sich in einem Kreis aufgestellt hatte und jemanden in der Mitte anfeuerte. Interessiert drängelte ich mich weiter nach vorne, um zu sehen, wer sich da prügelte, aber ich sah nur einen Knäul aus Armen und Beinen. 

"Gib ihm!", schrie ich deshalb jemanden von den beiden an, immerhin musste ich ja für jemanden von ihnen sein. 

Auf ein Mal legte sich eine Hand auf meinen Rücke, die mir ziemlich bekannt vorkam.

"Oh Gott, dass ist schrecklich", flüsterte Bonny neben mir, die sich bestürzt die Hand an den Mund hielt. Hinter ihr stürmte Chris vorbei, der versuchte die beiden Personen auseinander zuzerren. 

"Man, was glotzt ihr so? Helft mir verdammt noch mal", brüllte er und zerrte niemand anderen als Nikolas von einem anderen Typen. Sofort schritten zwei weitere Jungs ein und hielten die beiden auseinander, während der Typ, den Nikolas zu Brei gekloppt hatte, benommen durch die Gegend guckte, als würde sein Gehirn nicht verstehen, was gerade abgegangen ist. 

Er sah schlimm aus, denn aus seiner Nase, die sehr schief aussah, tropfte Blut und an seiner Schläfe sammelte sich langsam ein blauer Fleck. Nikolas war im Gegensatz zu ihm sehr gut davon gekommen, denn dieser hatte nur eine aufgeplatzte Lippe. 

Sofort zehrte Bonny mich geschockt zu ihrem Freund und Nikolas.

"Was ist passiert?", fragte sie besorgt und krallte sich mit ihren Nägeln fest in meinen Arm. 

"Ich habe gerade eine 2-jährige Beziehung beendet", sagte Nikolas und wischte sich mit einer Handbewegung das Blut von den Lippen. 

"Oh nein. Es tut mir so Leid", flüsterte Bonny erschrocken und schlug sich die Hand vor den Mund. 

"Keine Sorge, war nicht meine."

Ich prustete los. Meine beste Freundin boxte mir mit der Faust in den Arm und gab mir ihren besten Todesblick, der mir zu verstehen gab, dass ich die Klappe halten sollte. 

"Alle Schüler gehen jetzt bitte in den Unterricht und ihr", mischte sich der Direktor ein und deutete auf alle Menschen, die in der Mitte standen.

"Ihr kommt jetzt in mein Büro, aber sofort!", man hörte sofort die Wut, die in seiner Stimme mitschwang. Aber mit einem Blick auf den Jungen, der schlapp in den Armen von den beiden anderen hing, die vorhin eingeschritten waren, änderte er seine Meinung.

"Außer Zack. Ihr zwei bringt ihn sicher in die Krankenstation. Alle anderen, mitkommen!"

Brav schritten wir hinter ihm her. Ein bisschen hatte ich schon aus und Bonny neben mir war genauso nervös. Immerhin hatten wir nichts angestellt. In seinem Büro ließ sich Direktor Hans-Meier in den riesigen Lederstuhl sinken. Direkt vor ihm stand gut leserlich ein Namensschild mit seinem Vor- und Nachnamen auf dem Tisch. Er verschränkte die Finger und legte sie vor sich ab.

"Setzt euch!", dröhnte er mit seiner lauten Stimme und ich zuckte ein wenig zusammen. Man konnte jetzt definitiv verstehen, wieso er der Schulleiter war. 

Leise nahmen wir in den Stühlen, die ebenfalls im Zimmer standen, platz. Niemand wagte es ein Wort zu sagen. Nicht Mal ich, die dafür bekannt war, ihre Klappe immer dann aufzureißen, wenn gerade nicht der richtige Moment war. 

"Nikolas, ich bin in der Annahme, dass sie in der Prügelei verwickelt waren. Habe ich Recht?", fragte Herr Hans-Meier und ich fühlte mich ein wenig wie in einer Detektivserie.

"Ja", antwortete dieser. 

"Ich bin ehrlich zu ihnen. Ich habe die Prügelei nicht angefangen, sondern Zack. Seine Freundin hat ihn wohl mit mir betrogen. Ich habe mich nur gewehrt, als er als erster zugeschlagen hat", verteidigte sich Nikolas.

"Hat jemand von euch das ganze gesehen?", wandte sich der Direktor an uns und wir schüttelten alle unsere Köpfe.

"Nikolas, du bist schon mehrere Male sehr aufgefallen, weil du ständig in irgendwelche Auseinandersetzungen verwickelt bist. Wenn du so weiter machst, dann muss ich mir eine ernsthafte Strafe für dich überlegen. Das ist also meine letzte Warnung! Wenn du noch mal sowas ähnliches anstellst, dann gibt es ernsthaft Konsequenzen! Stattdessen musst du am Nachmittag Nachsitzen. Das kann mal etwas entspannter sein, wie Aufgaben aus dem Unterricht machen, oder aber es gibt strenge Aufgaben, wie zum Beispiel die Sporthalle aufräumen oder putzen. Hast du mich verstanden?"

Nikolas nickte stumm und erhob sich von seinem Stuhl, um aus dem Büro zugehen. Weil der Direktor ihn nicht aufhielt, standen wir ebenfalls auf und verließen den Raum. Nikolas war weg und man konnte ihn nirgendwo sehen, weshalb sich Chris auf die Suche nach ihm machte. Bonny seufzte neben mir erleichtert. 

"Ich habe wirklich gedacht, dass die Strafe schlimmer wird", sagte sie und presste sich eine Hand ans Herz.

"Ich auch", antwortete ich. "Immerhin hat er einem Schüler fast das halbe Gesicht weggedroschen."

Ich sollte wohl ihn Zukunft aufpassen, wie ich mit ihm redete, sonst wäre ich vielleicht die Nächste mit einer kaputten Nase.

Infinitely in LoveWhere stories live. Discover now