Kapitel 16

68 6 0
                                    

Mit einem abrupten Ruck kam der Wagen zum Stehen. Fast knallte ich mit dem Kopf gegen den Vordersitz. Nur ein paar Zentimeter fehlten mir und mein Gehirn hätte an der Windschutzscheibe geklebt. Erleichtert pustete ich auf und griff mir an mein rasendes Herz. 

Bonny, die diese Vollbremsung und die ungewöhnliche Fahrweise, bei der man über rote Ampeln bretterte und fast ein Verkehrsunfall verursachte, von Chris anscheinend schon gewohnt war, schnallte sich ab und sprang freudig aus dem Auto. Chris kam ihr nach und ich und Nikolas folgten ihm. 

Anscheinend war ich die einzige, die erleichtert war, dass wir heil an der Eishalle angekommen waren, denn alle anderen gingen normal auf den Eingang zu, während ich mich noch kurz an dem Autodach abstützen musste, damit meine zitternden Beine nicht unter mir nachgaben. Ich musste kurz durchatmen.

Erst dann traute ich mich loszulassen und immer noch blass um die Nase loszugehen. 

"Nava? Beeil dich doch!", rief Bonny und winkte mich zu ihr. 

"Chris, ich glaube du musst noch mal deinen Führerschein machen!", sagte ich, als ich bei ihnen ankam und meinen Arm um meine beste Freundin legte. "Du fährst schlimmer als ein besoffener Hund mit einer Augenbinde auf."

"Ah komm, du bist nur neidisch, weil du selber keinen hast", erwiderte er, nahm mich in den Schwitzkasten, zog meine Mütze vom Kopf und rubbelte mir durch die Haare. Ich versuchte seine Hand wegzuschlagen, um meine Frisur zu retten. 

Als ich unter seinem Arm auftauchte, waren meine Locken noch wilder und verwuschelter als sonst immer und mein Gesicht leuchtete knallrot von den Versuchen, mich aus seinem Klammergriff zu befreien.

"Mann, Chris", brummte ich genervt und versuchte sie wieder glatt zu streichen, damit sie wieder unter meine Mütze passten.

"Nur zur Erinnerung: Sein Name ist immer noch Jackson", hörte ich die nervige Stimme von Nikolas, der mittlerweile als erster an der Eingangstür angekommen war und sie schon offen hielt, damit wir durchtreten konnten. 

"Danke Arschloch, da hätte ich es doch glatt vergessen", sagte ich und wollte an ihm vorbeigehen, aber er versperrte mit einer Hand den Weg, bevor er sich als erstes durch die Tür drängelte und die Tür losließ. Diese war jedoch ziemlich schwer und knallte mit so einer schnellen Geschwindigkeit zu, dass sie fast meine Nase zu Pfannkuchen verarbeitete. 

Und zum zweiten Mal an diesem Tag war ich nur knapp einer Nahtoderfahrung entkommen, dachte ich und stemmte die Tür auf. Es war fast genauso kalt in der Halle, wie draußen und ich hörte schon von weitem ein Jubeln und das Schaben der Kufen auf dem Eis. 

Ich zog mir meinen Schal enger um den Hals und betrachtete interessiert den einzigen Stand, der Kakao, Tee, Kaffee und Hotdogs verkaufte. Außerdem gab es auch noch Chips, zu denen man auch geschmolzenen Käse in verschiedenen Geschmäcken kaufen konnte. Sofort breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus und ich wollte mich schon lässig gegen den Verkaufstisch lehnen und mir alles auf ein Mal kaufen, aber Bonny zog mich am Kragen weg.

"Zuerst schauen wir, wo wir sitzen und dann erst kannst du dir was kaufen."

Chris zeigte uns ehrenhaft die allerbesten Plätze, von denen man am besten das Spiel beobachten konnte. Sofort bemerkte ich schon ein paar Eishockeyspieler, die sich auf dem Eis einfuhren und noch ein paar Tore übten. 

"Wie wenig Leute hier sind", freute ich mich, wandte mich dann aber skeptisch an Bonny: "Sind sie etwa so schlecht, dass niemand zu ihren Spielen kommt?", und deutete auf die vereinzelten Leute, die auf ihren Plätzen saßen. 

"Süß. Du wirst noch sehen, wie viele Leute kommen werden, Kampfzwerg", raunte mir Nikolas ins Ohr, bevor er sich umwandte und die Treppe hinunterging. 

"Ich plane schon die Hochzeit", quietschte Bonny, bevor sie mir ein blaues Trikot ins Gesicht schmiss. Perplex fing ich es auf und betrachtete es skeptisch. "Und jetzt los, zieh es an! Ich will endlich etwas zum Essen kaufen. Ich sterbe gleich vor Hunger!", flötete meine beste Freundin, während Jackson seinem besten Freund die Treppe runterfolgte und dabei unmännlich kicherte.

Sie stülpte sich selber ein blaues Trikot über, welches ihr sichtlich zu groß war, bevor sich mich in das andere reinzwang, sich dann bei mir unterhackte und mich zu dem Ständchen zog.

"Alle werden wissen, dass wir Fans von den Wilden Tatzen sind!", stieß sie aus und streckte siegesreich ihre Faust in die Luft.

"Die Wilden Tiger", brummte der Mann am Verkaufstisch in seinen Bart.

"Genau das meinte ich", sie strahlte ihn fröhlich an.

"Wir nehmen bitte zwei Mal die Nachos mit dem Käsedip und zwei Tassen Kakao."



Infinitely in LoveWhere stories live. Discover now