Kapitel 14 - Nikolas

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„Wie lange dauert das noch?", fragte ich genervt und tippelte mit meinen Fingern auf der Lehne des Vordersitzes herum, als Bonny schon zum vierten Mal an der Tür klingelte und bei jedem Mal immer verzweifelter aussah. 

"Beruhig dich, wir haben doch Zeit", antwortete Jackson von vorne und schlug meine Hand weg, die ständig seinen Fahrersitz betatschte. "Und setzt dich normal hin", befahl er mir, weil ich mich abgeschnallt hatte und ungeduldig hin und her rutschte. 

Seufzend lehnte ich mich nach hinten, während aus meinem Augenwinkel die Gestalt von Bonny auftauchte, die die Beifahrertür öffnete und den Kopf ins Auto reinsteckte. 

"Es gibt drei Möglichkeiten, wieso sie nicht aufmacht. Erstens, sie hat keinen Bock und will uns nicht öffnen. Zweitens, sie hört laute Musik und spielt nebenbei Clash Royale, weshalb sie uns nicht hört. Oder drittens, sie ist eingeschlafen, was gar nicht gut für uns ist, weil man sie dann nur sehr schwer aufwecken kann. Sie würde sogar weiterschlafen, wenn eine Bombe neben ihr explodieren würde", sie schwieg einen Moment, bevor sie weitersprach.

"Und es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir das herausfinden. Dazu brauche ich aber eure Hilfe", sagte sie und lächelte uns unschuldig an.

Zwei Minuten später hielt Jackson mich wackelig auf einer Räuberleiter, während Bonny uns lautstark anfeuerte. 

"Das ist das letzte Mal, dass ich euch bei irgendwas helfe", knurrte ich wütend und versuchte krampfhaft nicht umzukippen. Wieso musste Jack auch so herumtänzeln?

"Scheiße", fluchte Bonny auf einmal und begann loszurennen. Wie ein Stuntman sprang sie über ein Gebüsch in den Garten von den Nachbarn von Nava und blieb vor dem Fenster stehen. Die Gardinen wackelten, so als hätte jemand davor durchgesehen, während Bonny begann hektisch irgendwelche Zeichen zu machen. 

Auf ein Mal wurde das Fenster ein kleinen Spalt geöffnet und eine krächzige Stimme rief:

"Ah Kindchen, du bist es. Ich wollte schon die Polizei rufen, weil ich dachte, dass jemand versucht einzubrechen."

Bonny lachte nervös und tauschte kurz ein paar Worte mit der alten Dame aus, die verständnisvoll nickte. Dann ging das Mädchen erleichtert wieder zurück zu uns. Mittlerweile klammerte ich mich verzweifelt am Fensterbrett und hing halb in der Luft, weil Jackson mich schon fast komplett losgelassen hatte und nur noch mit einer Hand mein linkes Bein hielt. Das andere versuchte ich nach oben zu schwingen. 

"Planänderung", rief ich mühsam, während meine Arme schon zitterten.

"Ich versuche zuerst das Fenster zu öffnen, und erst dann hochzuklettern!"

Irgendwie schaffte ich es, mich wieder so hinzustellen, dass ich nicht mehr so viel Kraft aufwenden musste. Dann atmete ich tief durch und löste eine Hand vom Fensterbrett. Irgendwie schaffte ich das Fenster zu öffnen, wahrscheinlich war es nicht zu gewesen. Ich stieß es auf, bevor ich Jackson ein Zeichen gab und er mich hochstemmte, sodass ich mit Schwung mein Bein hochschwingen konnte und mich am Rahmen festhalten konnte, um dass zweite Bein ebenfalls nach drinnen zu manövrieren. Dann war ich im Zimmer und unterdrückte ein Prusten.

Das Zimmer, in dem ich mich befand, war klar und deutlich das Zimmer von Nava. Überall hingen Plakate von irgendwelchen Musikbands und Schauspielern, bei denen fast nur Männer enthalten waren. Klamotten lagen auf dem Boden verteilt und Schulbücher waren unordentlich auf dem Schreibtisch gestapelt. Insgesamt sah das Zimmer wie ein bunter Farbklecks aus, den die Wände waren in einem hellen orange gestrichen und die Möbel passten alle nicht zusammen. Und im Bett, auf dem eine Menge Sticker klebten, lag Nava und schnarchte. 

Auf ihrem Bauch lag eine graue Katze, die mich irritiert anblinzelte und das Köpfchen schief legte. 

Leise trat ich näher und rüttelte das rothaarige Mädchen an der Schulter. Sie rümpfte die sommersprossenübersäte Nase und schmatze, während sie sich auf die andere Seite, also mit dem Rücken zu mir, drehte. Die Katze fiel von ihrem Bauch und maunzte leise, ehe sie sich erhob und auf den Schreibtischstuhl stolzierte, wo sie sich elegant hinlegte und anfing sich zu putzen.

"Wach auf", sagte ich und schüttelte sie noch mal.

"Nur noch fünf Minuten, Mama", murmelte sie und kuschelte sich tiefer in die Bettdecke.

Ich stöhnte genervt auf, und trat zum Fenster. 

"Wie kann man sie am besten aufwecken?", rief ich zu Bonny runter. Diese überlegte nicht lange.

"Ich habe eine Idee."



Infinitely in LoveWhere stories live. Discover now