Sie verstehen mich nicht

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„Wir wissen, dass du es nicht einfach hast, Hallee."

Ich sah der Direktorin direkt in die Augen, als sie dieses Statement von sich gab.

Sie wusste, dass ich es nicht einfach hatte? Das ich nicht lachte – sie hatten keine Ahnung.

„Was werden Sie unternehmen?", meine Tante, welche auf dem Stuhl neben mir saß, beugte sich etwas vor, „Wird Hallee von der Schule verwiesen?"

Darauf wartete sie doch nur.

„Hallee – gibt es etwas, worüber du reden möchtest? Brauchst du Hilfe?", die Direktorin ignorierte die Frage meiner Erziehungsberechtigten, während sie mich erneut musterte. Ich hatte eine ungefähre Ahnung, was gleich kommen würde, also hielt ich den Mund.

Was brachte es mir, wenn ich redete? Meine Worte zeigten eh keine Wirkung.

Die Frau vor mir seufzte, bevor sie eine Schublade öffnete und einen Zettel hervorzog. „Mrs. Jones, ich bitte Sie, dass Sie für Hallee diese Möglichkeit in Anspruch nehmen", sie schob das Papier zu meiner Tante, bevor sie sich wieder an mich wandte, „Ich habe das Gefühl, dass es besser wäre, wenn du einmal über deine Probleme reden könntest. Ich kann mir vorstellen, dass so einiges an Gewicht auf deinen Schultern lastet."

„Eine Psychologin?", meine Tante sah Mrs. Davis an, „Das können wir nicht bezahlen."

Sie log.

Sie hatten das Geld – sie wollten es nur nicht für mich ausgeben.

Wobei... in diesem Fall war ich ganz froh darüber, dass sie sich sträubte – ich wollte keine Therapien mehr, ich hatte von diesen schon genug in meinem Leben gehabt.

Ich weiß noch, wie sehr mich diese Art von Mensch gequält hatte, als Mom gestorben war – ich wollte diesen Schmerz nicht schon wieder ertragen müssen.

„Sie können einen Antrag beim Jugendamt stellen, die Kosten werden dann übernommen", informierte meine Direktorin und ich schluckte, „Es ist wichtig, dass wir jetzt etwas unternehmen."

Sie redeten über mich, als wäre ich nicht im Raum.

Ich hasste es.

„Nun, kommen wir nun zurück zum Thema", sie räusperte sich, „Den Umständen entsprechend wirst du dein Stipendium vorerst nicht verlieren, Hallee."

Ich sah auf, als diese Worte aus ihrem Mund kamen. Ein kleiner Funke an Hoffnung quoll in mir auf, ich war teils erleichtert, aber auch teils misstrauisch.

Es gab noch einen Catch, oder?

„Da du aber bereits wegen Schwänzen und Fehlstunden aufgefallen bist, werde ich dich trotzdem vorläufig suspendieren", sie zog ein Dokument aus einem Order, „Sehe es als eine Chance, dich zu sammeln."

Verdammt – ich habe es mir schon fast denken können. Zwar war ich nicht verwiesen worden, aber eine Suspension war ebenfalls keine Glanzleistung.

Meine Tante würde mich ohne Zweifel „auspeitschen". Sie hatte auf eine Möglichkeit wie diese gewartet – zu Hause würde ich sofort „Wind von vorne" kriegen.

Nur, weil ich diesen blöden Unfall gehabt hatte – und ich es nicht hatte beweisen können.

Ich schielte zu meinem Ellbogen – er war noch immer heil. Ich hatte es mir nicht eingebildet, es war wirklich passiert.

„Wie lange darf Hallee nicht zur Schule?", meine Tante sah kurz zu mir, während ich meinen Blick senkte.

„Sagen wir – lassen Sie mich überlegen – diese Woche. Sie hat dann genug Zeit, sich bei einer Psychologin zu melden - das setze ich übrigens voraus", mein Blick schnellte nach oben, als sie das sagte.

Golden Blood | Eyeless JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt