Ein Teil meines Lebens

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Er hatte kein einziges Mal mit mir gesprochen.

Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte – ich konnte nur hoffen, dass es mir die nahe Zukunft vermitteln würde, auch wenn ich noch nicht wirklich daran glaubte.

Es war zu grotesk... viel zu viele Informationen schwirrten in mir herum, die ich einfach nicht ordnen konnte.

Ich sah mich erneut in dem grauen, kalt aussehendem Zimmer um, welches mir erst gestellt worden war. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt, was bedeutete, dass dieser Raum nur noch spärlich beleuchtet war.

Ich entdeckte einen Lichtschalter neben der Tür, welchen ich aus Neugierde betätigte. Tatsächlich erweckte eine alte Lampe zum Leben, die an der marode aussehenden Decke hing. Ihr Licht war jedoch nicht sonderlich hell, weshalb ich den Lichtschalter erneut betätigte, damit das gelbliche Licht erneut erlosch.

Ich würde wohl mit Kerzen vorlieb nehmen müssen, da ich weit und breit keine Taschenlampe entdecken konnte. Da ich auch nicht mein Telefon zur Verfügung hatte, gingen mir die Möglichkeiten aus.

Sie hätten mir das Mobilgerät so oder so abgenommen – wenn hätte ich denn auch anrufen sollen? Ich war selbst eine gesuchte Mörderin...

Mein Blick glitt zur Tür, die sich herausfordernd in den Vordergrund meines Bewusstseins drängte. Ich hatte kein leises Knacken gehört, als mich Eyeless Jack zurückgelassen hatte – hieß das, dass ich nicht eingeschlossen war?

Langsam trat ich auf sie zu und drückte die Türklinke hinunter.

Die schwere Holztür schwang auf.

Sofort erwischte mich ein eisiger Windzug, der mir eine Gänsehaut über die Arme jagte. Ich zog meine Glieder fröstelnd an meinen Körper, bevor ich meinen Kopf durch den Spalt schob und hinauslugte.

Zu meinem Erstaunen war der Flur hell beleuchtet, die alten Lampen an den Wänden strahlten wie überall ihr gelbliches Licht aus. Dennoch war der Flur noch immer mit einer gespenstischen Stille geflutet, nichts deutete darauf hin, dass hier Leben hauste.

Ich trat aus meinem Zimmer heraus und blickte in beide Richtungen. Nach links würde es zu den Treppen gehen, außerdem gab es dort noch weitere Zimmer auf der anderen Seite der Treppe. Rechts war in naher Ferne das Ende des Flures zu erkennen, welches mit einer großen Fensterfront gekrönt wurde.

Ich entschied mich dazu, den rechten Weg zu wählen. Da ich kein Verlangen verspürte, mich unter die Wölfe in den unteren Stockwerken zu mischen, wollte ich erst einmal nur das erkunden, was sich mir hier bot.

Mit langsamen Schritten lief ich den Flur entlang, hin und wieder schweifte mein Blick über die Türen. Erst jetzt fiel mir auf, dass jede einzelne Tür eine vergilbte Ziffer besaß, die in der Mitte des Einganges thronte.

Ich hatte das zehnte Zimmer bekommen – das war kein Zufall, oder?

Das musste aber auch bedeuten, dass alle Räume leer standen, die eine höhere Ziffer besaßen.

Ich blieb vor einer Tür stehen, die zu meinem Erstaunen keine Ziffer trug, sondern eine vergilbte Figur, die auf einem Pott saß.

Ein Badezimmer?

Ich hielt inne, bevor ich meine Hand auf die Klinke legte. Dann drückte ich sie zögerlich hinunter, bevor die Tür aufschwang. Ein Schwall warmer Luft traf mich, bevor ich mich im Raum umsah, der mit Kerzenschein erleuchtet wurde.

Der Raum war ebenfalls altmodisch eingerichtet, eine riesige Badewanne thronte in der Mitte des Zimmers. Sie war aus Marmor und verlieh dem Raum daher eine luxuriöse Note, auch wenn der Zustand mancher Möbelstücke, inklusive der Keramik ein anderes Bild erzeugten.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now