Die Kreaturen mit den Waffen

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Eine Wurzel traf meinen wunden Oberkörper, ich verkniff mir ein Aufjaulen – es würde ihnen nur Freude bringen, wenn ich meine Schmerzen zeigte.

Sie waren Mörder, die sich von Schmerzen ernährten.

Ich versuchte den Kopf zu heben, was mir angesichts meines verspannten Nackens nicht gelang. Mein Haupt fiel unsanft zurück in seine Ausgangsposition, während ich lauschte.

Schwere Fußstapfen, das Schleifen meines Körpers... mehr konnte man nicht hören.

Es würde mir niemand zu Hilfe kommen.

Wer würde mir denn auch schon helfen? Ich war ein Monster – eine mörderische Bestie.

Ich war nicht besser als sie.

Mein Schicksal hatte sich bereits in Stein gemeißelt, als ich diese drei Personen zum ersten Mal getroffen hatten – sie hatten meine Fährte aufgenommen. Es war klar, dass Raubtiere ihre Beute nicht mehr ziehen ließen, wenn sie sie einmal erspäht hatten.

Darum hatte ich mich auch nicht gewehrt, als sie im Garten der Jones nach mir gegriffen hatten. Ich hatte keine Miene verzogen, als sie mich auf meine Füße gezwängt hatten – nur um zu bemerken, dass ich mit meiner Verletzung nicht laufen würde.

Das war auch der Grund, warum sie zur unsanften Methode gegriffen hatten – wenn ich nicht laufen würde, dann würden sie mich eben mitschleifen.

Ich schloss die Augen, als ich ihr leises Geflüster vernahm. Was sie genau sagten, wusste ich nicht, sie waren zu leise.

Erneut traf mich eine Wurzel, dieses Mal aber genau auf meiner Rippe. Ein kläglicher Laut rutschte mir über die Lippen und ich hätte mir dafür am liebsten eine Ohrfeige gegeben.

Als man dann aber plötzlich meinen gesunden Fuß losließ, mit welchen man mich gezogen hatte und wir zum Stehen kamen, machte sich ein flaues Gefühl in meinem Magen breit.

„Wenn du sie weiterhin so vor dich hinziehst, Masky, ist sie noch vor unserer Ankunft tot", hörte ich einen von ihnen sagen, „Sieh dir doch mal an, wie sie aussieht! Überall Schrammen, Dreck und Blätter!"

„Was kann ich denn dafür, wenn sie zu unfähig ist, um zu laufen?", entgegnete der Angesprochene, also Masky.

„I-Ich habe e-euch gleich g-gesagt, d-dass es eine s-schlechte Idee w-war!", warf nun auch der Dritte ein und ich hielt die Luft an.

War ich im falschen Film?!

Seit wann beschäftigten sich Mörder mit dem Wohlergehen des Opfers?

„Und was soll ich zum Teufel machen?!", Maskys Stimme wurde lauter, ich konnte seine zornigen Augen schon fast durch seine Maske sehen. Es schien ihm nicht zu gefallen, wie seine Kollegen mit ihm sprachen – verständlich, schließlich war er es, der einen Außenseiter mitschleifen musste.

Ich schaffte es, dieses Mal den Kopf zu heben und zuzusehen, wie sich die drei angespannt gegenüberstanden. Ein Starren schien ihnen zu reichen, denn sie sagten kein Wort.

Es war, als würden sie sich telepathisch verständigen.

Wenn ich jetzt erneut einen Fluchtversuch wagte, was würde dann passieren?

Sie sprachen von ihrem Meister – den Geschichten und Sagen zufolge müsste dies Slenderman sein – welcher mich lebend haben wollte.

Warum?

Was machte mich anders – war es der Fakt, das ich gemordet hatte oder steckte mehr dahinter?

Wusste er etwas? Hatte er eine Ahnung von dem, was mir wiederfuhr?

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now