Eine Veränderung mit Folgen

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In jener Nacht änderte sich mein Aufgabenfeld.

Auf einmal musste ich nicht mehr sortieren, sondern durfte Eyeless Jack bei seinen kruden Experimenten mit dem seltsamen Gift helfen, was allerdings in mehreren Spuckattacken endete.

Immer wieder zwang er mich dazu, ihm den Geruch zu beschreiben, welcher nach jeder Substanz verändert war. Immer wieder traf mein Geruchssinn auf die schrecklichsten Kombinationen, die man sich vorstellen konnte.

Er ließ mich erst gehen, als ich mich vor Anstrengung und Magenkrämpfen kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Die Befürchtung, dass er dieses Experiment mit mir bewusst durchgeführt hatte, lungerte die ganze Zeit in meinen Gedanken herum, während ich kraftlos die Treppe hochkroch.

Ich fühlte mich so leer... mein Hals tat weh, meine Glieder waren schwer...

Was war auf einmal los mit mir?

Wieso hatte ich eigentlich so viel spucken müssen, mein Magen war doch komplett leer!

Als ich das Foyer erreichte, traf ich zu meinem Unglück auf Kiara, die neben Phoenix gerade durch den Haupteingang ins Haus trat. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie mich wahrnahm, wobei zugleich eine Sorgenfalte auf ihrer Stirn entstand.

„Hallee!", rief sie schließlich aus, bevor sie schnurstracks auf mich zu spazierte. Phoenix folgte ihr etwas widerwillig, ich konnte beobachten, wie sie mich musterte.

Dafür, dass sie Jeffs Trainee war, sah sie noch ganz passabel aus – bis auf ein paar Blutergüsse schien es ihr gut zu gehen.

„Wo warst du beim Frühstück, Hallee?", Kiara klang schon fast vorwurfsvoll, als sie mich erreichte, „Du hattest gesagt, dass du kommst! Ich hatte dir extra einen Platz freigehalten..." Sie zog einen Schmollmund, während Phoenix an ihre Seite trat und ihre Hand auf Kiaras Schulter legte.

„Beruhige dich, es geht hier nur um Frühstück", sagte sie und ihre Stimme klang erstaunlich weich, während Kiara ihren Schmollmund wieder ziehen ließ und stattdessen nach meinem Arm griff.

„Dann kommst du jetzt halt mit, Hallee! Ich habe gehört, dass es heute Lasagne gibt – die kannst du dir nicht entgehen lassen!", meinte sie und zog mich unsanft mit, während Phoenix uns kopfschüttelnd folgte.

Als ich das Wort „Lasagne" hörte, drehte sich mein Magen erneut um, jedoch nicht im guten Sinne. Die Übelkeit war schlagartig zurück und ich musste mich zusammenreißen, nicht zugleich auf den Boden zu reihern.

Stattdessen versuchte ich, mich auf die zarte Gestalt vor mir zu konzentrieren. Anhand ihrer Körperhaltung erkannte ich, dass sie zielstrebig war – war sie wirklich so fixiert darauf, mich zum Essen zu bewegen?

Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, welches jedoch sofort wieder von einem Würgereflex ersetzt wurde. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Phoenix mich erstaunt musterte, ihre Körperhaltung hatte sich nun ebenfalls verändert.

Mit der Unmut kam auch die Realisation, dass ich nun doch noch auf andere Mitbewohner treffen würde, wenn ich Kiara nun ohne Widerstand folgte. Für einen kurzen Moment zog ich es wirklich in Erwähnung, dass ich mich in der letzten Sekunde davonmachte, doch ihr Griff um mein Handgelenk wurde zum Ende hin fester.

Verdammt, manchmal dachte ich echt, dass ich wie ein offenes Buch für sie sein musste – warum tauchte das junge Mädchen mit den roten Haaren immer dann auf, wenn ich in Situationen steckte, die meine Gedanken komplett vernebelten?

Letztes Mal war es nach der exzessiven „Schlafphase" gewesen, wo sie mir für einige Fragen die Antwort gegeben hatte – und jetzt war sie auf einmal wieder da, wo mich neue Fragen und Zweifel plagten, woran ich mental fast ertrank.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now