Die Bösen verlangen nach dem Guten

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Ich schlug die Augen auf und setzte mich auf, während ich an mir herunterblickte. Mein blaues Nachthemd war rot befleckt, doch dieses Mal war es nicht allzu schlimm.

Der Schaden hielt sich in Grenzen – jetzt blieb nur noch die Frage, wen ich diese Nacht erwischt hatte.

Wie auch die letzten Male setzte das Schuldgefühl nicht ein – eher war es Ekel, welcher mich überrannte. Der metallische Geschmack in meinem Mund ließ mich würgen, ich sprang beinahe schon aus dem Bett, bevor ich zur Tür hastete.

Natürlich checkte ich meine Umgebung, bevor ich ins Badezimmer eilte, wo ich mich erneut einschloss. Wie auch nach letzter Nacht schälte ich mich aus meinen Klamotten, bevor ich unter die Dusche sprang.

Ich wurde langsam ein Profi – gruselig.

Das Wasser kam rotbräunlich in der Auffangwanne an, ich schauderte kurz, bevor ich begann, meinen Körper gründlich einzuseifen.

Der Gestank von Blut war nur schwer abzuwaschen – man musste parfümiertes Duschgel verwenden, damit man das Metallische bändigen konnte.

Ich öffnete meinen Mund und ließ heißes Wasser in meinen Rachen rieseln, bevor ich es herunterschluckte. Der Geschmack ließ mich würgen, doch ich konnte meinen Mageninhalt gerade so noch wieder zurückschieben.

„He", ein Klopfen an der Tür ließ mich das Wasser ausschalten. Ich konnte Mary vernehmen, die genervt an die Tür hämmerte.

„Seh zu, dass du fertig wirst, Hallee! Ich muss mich auch noch für die Schule fertig machen, weißt du?!", ich runzelte die Stirn, bevor ich aus der Dusche stieg.

Das war nicht gut... ich hatte vergessen, mir Wechselsachen mit ins Bad zu nehmen... und wie kriegte ich die blutige Kleidung unbemerkt zurück in mein Zimmer? Meine Cousine würde sicherlich nicht wieder zurück in ihr Zimmer gehen, dafür klang sie zu genervt.

Sie würde nicht riskieren, dass Collin vor ihr ins Bad huschte.

Mein Blick glitt zu meinem Handtuch, ich schluckte.

Damit müsste ich wohl Vorlieb nehmen – das Shirt konnte ich zwischen Handtuch und Körper einklemmen.

Eine andere Wahl hatte ich nicht.

Ich trocknete mich im Rekordtempo ab, bevor ich nach der Mundspülung griff und die minzige Flüssigkeit hinunterschluckte.

Ich wusste, dass man sie eigentlich gurgeln sollte – doch das brachte nicht sehr viel. Also musste ich in den sauren Apfel beißen und das Brennen in meinem Rachen aushalten. Nur so konnte ich die Beweise vernichten.

Ich unterdrückte ein Würgen, bevor ich nach meinen Sachen griff und diese unter das Handtuch klemmte.

Dann öffnete ich die Tür.

Mary sah mich arrogant an, sie schob mich schließlich aus dem Badezimmer raus und knallte die Tür hinter sich zu. Ich blieb kurz verdutzt stehen, bevor ich in mein Zimmer eilte. Nach dem Abschließen ließ ich das Handtuch fallen und griff nach den Sachen, bevor ich meine Schranktür öffnete und eine Schublade herausriss.

Diese Schublade war besonders, denn sie hatte einen Zwischenboden, welcher locker in der Vorrichtung saß. Ich hob das Stück Holz hinaus und verstaute die Sachen bei den anderen.

Shirt, Hose, Socke 1...

Moment... Wo war Socke 2?

Ich hatte sie doch nicht verloren, oder?!

Hektisch sah ich mich in meinem Zimmer um, doch ich konnte das fehlende Kleidungsstück nicht entdecken.

Verdammt.

Golden Blood | Eyeless JackOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz