Das Blut an meinen Händen

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Jenen Morgen werde ich nie vergessen.

Ich war recht spät aufgewacht, weshalb ich ein wenig länger gebraucht hatte, um völlig zu sinnen zu kommen – jeder kannte dieses Müdigkeitsgefühl, wenn man zu lange gelegen hatte.

Doch da war etwas gewesen, was mich an jenem Tag stutzig gemacht hatte: ich war ohne Halsschmerzen aufgewacht. Mein Hals hatte sich wieder normal angefühlt, das unangenehme Brennen war verschwunden gewesen.

Und dann war mir der metallische Geruch aufgefallen.

Ich hatte ihn praktisch schmecken können, so stark war er gewesen. Der Geruch hatte mich meine Augen öffnen lassen, ich hatte mich abrupt aufgesetzt, um die Quelle zu finden.

Als ich in jenem Moment an mir heruntergeblickt hatte, war mir mein Herz fast aus der Brust gesprungen.

Mein sonst weißes Schlafoberteil hatte eine rötliche Farbe angenommen, die Flecken waren nicht zu übersehen gewesen.

Es war jedoch keine Malfarbe, nein – ein kurzes Schnüffeln hatte gereicht, um meine schlimmste Befürchtung wahrwerden zu lassen.

Es war Blut gewesen.

Echtes Blut.

Ich wusste noch, wie entsetzt ich an jenem Morgen ins Badezimmer gestürmt war – mein Herz hatte noch immer Saltos in meiner Brust gesprungen.

Ich hatte mir immer und immer wieder die Frage gestellt, was geschehen war – ich hatte mir dieses seltsame Phänomen einfach nicht erklären können.

War ich verletzt?

War es mein Blut?

Was hatte ich getan?

Jene Fragen waren mir durch den Kopf gegeistert, als ich mein Abbild im Spiegel gemustert hatte.

Die glatte Oberfläche hatte mein Spiegelbild wiedergegeben, es war so klar gewesen – jeder hätte eins und eins zusammenzählen können.

Das Blut um meinem Mund und meine rötlich gefärbten Zähne hatte mich verraten.

An jenem Morgen kam ich zur Erkenntnis, dass ich etwas war, was man fürchten musste.

Ich war eine Mörderin.

Die Panik, die mich daraufhin durchflutet hatte, war nur ein leises Lüftchen im Sturm gewesen – es war nur die Vorgeschichte.

Man sperrte mich ein, wenn sie mich erwischten!

Wen hatte ich getötet?

Warum... warum hatte ich Blut in meinem Mund?

Hatte ich etwa – war ich ein Monster?

Letzteres hatte mich einfach nicht mehr loslassen können – die fehlende Erklärung machte mich noch immer nervös.

Ich hatte seither keine Nacht mehr normal geschlafen – mein Schlaf war von Albträumen geplagt, die mich einfach nicht mehr zur Ruhe finden ließen.

Immer und immer wieder hatte ich die Nachrichten verfolgt, ich hatte sämtliche Zeitungen durchgeblättert.

Wonach ich suchte? Ich hatte keine Ahnung, vielleicht war es die Angst gewesen, die mich getrieben hatte.

Die Angst, dass sie mir auf die Spur gekommen waren.

Bis vor ein paar Tagen hatte ich nicht einmal gewusst, wen es erwischt hatte – wen ich ermordet hatte.

In dieser Zeit hatte ich versucht, mir ein neues Bild zu schaffen.

Ich träumte einfach nur.

Es war alles nur ein böser Traum – ich hatte niemanden umgebracht.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now