Verfluchte Möglichkeiten

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Das schwarze Kleid saß wie angegossen.

Die Person, die es für mich bereitgelegt hatte, wusste viel über mich – es schien, als hätte sie mich über längere Zeit beobachtet.

Sie wusste vielleicht auch Dinge, die niemanden etwas angingen.

Ich hatte mich auf die breite Fensterbank gesetzt und mich an das große Fenster gelehnt, während sich mein Blick immer wieder in der Ferne verlor.

Endlich hatte ich etwas Zeit, meine Gedanken vernünftig zu ordnen.

Ich war von Mitgliedern dieser Gruppe aus meinem Grab ausgegraben worden – wo sie mir den Hinweis geliefert hatten, dass mich Slenderman tatsächlich schon ein Weilchen beobachtet hatte.

Er hatte mich lebend gebraucht – ich sollte die Nummer 10 in etwas sein, was er plante.

Man hatte mich verschleppt – ich schien mich also in seinem Versteck und Zufluchtsort für seine Mitglieder zu befinden.

Dieser Ort war noch nie von jemanden gefunden worden – und wenn es doch so gewesen war, war die Person sicherlich nicht mit dem Leben davongekommen.

Es stellte sich in jener Hinsicht also die Frage, was er genau von mir wollte und welche Pläne er hatte. Aber wenn man seinen Aussagen trauen konnte, dann war die Antwort darauf nicht mehr weit entfernt... auch wenn ich die Unwissenheit und Ignoranz in diesem Fall vielleicht sogar vorgezogen hätte.

Was mich jedoch einfach nicht mehr loslassen wollte, waren die Fragen, die er mir gestellt hatte.

Eine Sprache – er wusste von meinen Fähigkeiten.

Wie viel wusste er?

Ich vergrub meinen Kopf zwischen meinen Beinen.

Ich hatte das Versprechen gebrochen, was ich meiner Mutter gegeben hatte.

Es war mir nicht gelungen, meine Kraft versteckt zu halten – und ich war gerade erst in der Entwicklung. Wie würde es dann erst werden, wenn sich meine Veränderung vollendete?

Und wie sollte ich meinen Bedarf an Blut decken?

Nur, weil ich jetzt mit anderen Killern unter einem Dach wohnte, hieß das nicht, dass mein Blutdurst verschwinden würde.

Aber ich kam hier nicht weg.

Wenn sie diesen Fakt entdeckten... würden sie mich dann rausschmeißen, wenn nicht sogar umbringen?

Masky, Toby und Hoodie hatten es nicht direkt gesehen, dass ich das Blut meiner Verwandten getrunken hatte – sie hatten nur vom Morden gesprochen.

Doch ich war mir sicher, dass es Slenderman in meinen Gedanken gesehen hatte.

Ich hob den Kopf wieder, als ich Fußstapfen vernahm, die sich auf dem Flur bewegten. Anhand der Lautstärke würde ich auf mehrere Personen tippen...

Langsam rutschte ich von der Fensterbank hinunter und strich mir erneut eine Strähne aus dem Gesicht.

Mein blondes Haar war teilweise noch immer vom Dreck geschwärzt – doch ich hatte mich nicht mit dem kalten Wasser waschen wollen, welches in einer Schüssel auf dem Spiegeltisch gestanden hatte.

Ich vernahm, wie sich ein Schlüssel im Schloss meiner Tür drehte. Instinktiv spannte ich mich an, obwohl ich wusste, dass es sich um Eyeless Jack handeln musste, der sich auf der anderen Seite der Tür befand.

Noch immer sah ich den Mörder mit Ehrfurcht – ich würde keine Angst vor ihm haben.

Vielleicht war es die Begebenheit gewesen, wie unser erstes Treffen abgelaufen war – wo ich keinerlei Schaden genommen hatte, wie es mit den anderen vier gewesen war...

Golden Blood | Eyeless JackМесто, где живут истории. Откройте их для себя