H - Der General

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Der Morgen begann hektisch, denn ein unaufhörliches Piepen weckte mich. Ich öffnete die Augen, doch alles was ich sah war ein wuscheliger Haarschopf nah an meinem Gesicht. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich küsste seinen Kopf, was ihn leise murren ließ. 
Louis tastete nach dem Wecker, dann schlug er kräftig darauf und stöhnte genervt, sah nach oben und dann zu mir. Sein genervter Ausdruck ließ mich lachen. "Du bist also ein Morgenmuffel?" fragte ich ihn, woraufhin er seufzte und nickte. "Wenn es sechs Uhr morgens ist, dann ja..." antwortete er mir und gähnte, streckte sich dabei ausgiebig.
Schmunzelnd setzte ich mich auf und sah einen Moment nach draußen, dann zu Louis, der mir nun doch ein strahlendes Lächeln schenkte. Ich lächelte ebenso. "Ich sollte jetzt gehen." sagte ich, woraufhin er nickte. "Ich muss eh zur Arbeit!" sprach er und setzte sich schnell auf. Ich nickte kurz und stand auf, zog mir meine Kleidung an und sah zu Louis, der sich vor seinem Schrank ebenfalls umzog. Daisy schlich um meine Beine herum, weshalb ich sie kurz kraulte. Es war eine ruhige Stimmung, ich wurde das Gefühl jedoch nicht los, dass Louis seltsam drauf war. Ich musterte ihn und als er meinen Blick auffing, lächelte er mich an. "Willst du zuerst ins Bad? Dann füttere ich Daisy." 

Ich nickte und er ging an mir vorbei aus dem Zimmer. Ich seufzte leise, offensichtlich hatte ich mit meiner Annahme recht. Ich machte mich im Bad notdürftig fertig, Louis hatte mir eine Zahnbürste hingelegt, sodass ich das Nötigste tun könnte, um mich ein wenig zu richten. Meine Haare waren ohnehin schwer zu bändigen, weshalb ich sie einfach so beließ, wie sie waren. Dann ging ich den Geräuschen von klapperndem Geräusch hinterher, um Louis in der Küche vorzufinden, wie er gerade Daisy den Napf mit fürchterlich stinkendem Nassfutter auf den Boden stellte. Ich rümpfte sofort die Nase, was Louis, der mich in diesem Moment bemerkte, nicht unverborgen blieb.
Er lachte und sah mich amüsiert an. "Was, das würde dir nicht schmecken? Ich dachte, du willst vielleicht frühstücken!?" scherzte er und brachte mich damit ebenso zum Lachen. "Nicht heute, danke." antwortete ich und sah ihn aufmerksam an. 

Er warf mir einen Blick zu, dann zog er sich seine Jacke an. "Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät. Falls du also nicht Zeit mit Daisy verbringen willst, solltest du mitkommen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Du würdest mich alleine in deiner Wohnung lassen?" Ich war überrascht darüber, Louis lachte leise. "Du bist doch kein Dieb, oder? Du bist Soldat. Ein ehrbarer Mann." Er sah mich mit offenem Blick an und ich nickte. "Du hast recht." Ich sah ihn weiter an, wollte herausfinden, was mit ihm los war. "Ich...würde dich gern zur Arbeit bringen. Wenn du möchtest." schlug ich ihm vor. 
Louis erstarrte in seinen Bewegungen und sah mich vollkommen überrascht an, weshalb ich den Kopf schief legte und ihn fragend ansah. "Keine gute Idee?" hakte ich unsicher nach.
"Ich ging davon aus, dass..." Er schluckte leicht. "...also, dass ich..." Louis stammelte vor sich hin und konnte keinen vernünftigen Satz bilden.

Ich ging auf ihn zu und nahm seine Hand. "Denkst du, ich würde jetzt gehen und dann sehen wir uns nie wieder?" fragte ich ihn direkt und er sah in meine Augen. "Ich habe dir die Nacht doch etwas gesagt, oder? Ich fühle mich in deiner Gegenwart wohl. Wieso sollte ich also sowas tun und dann abhauen?" 
Er zuckte mit den Schultern, wieder war unser Blickkontakt ununterbrochen. "Du bringst mich also zur Arbeit?" fragte er leise und ich nickte, beugte mich zu ihm und küsste ihn sanft. "Wie gesagt...wenn du möchtest." 
Nun erstrahlte Louis' Gesicht wieder und er nickte. "Das wäre schön!" sagte er und küsste mich noch einmal, ehe er sich löste und auf sein Handy sah. "Oh je, wir müssen uns beeilen. Mein erster Termin geht bald los und ich muss mich noch umziehen!" sagte er hektisch und wir zogen uns die Schuhe an und verließen seine Wohnung. 

Den kurzen Weg bis zu seiner Arbeit schwiegen wir, doch es war ein angenehmes Schweigen. Es war ruhig und entspannt, eine Art Schweigen, in welchem man sich wohlfühlen konnte. "Wir sind da!" sagte Louis irgendwann und ich sah mich um, wir standen direkt vor dem Eingang zur Tierarztpraxis, in der Louis zu arbeiten schien. Er drehte den Kopf zu mir. "Du meldest dich bei mir, ja?" fragte er. "Auch, wenn etwas sein sollte oder du Unterstützung brauchst. Oder Gemma!" fügte er sofort hinzu. 
Lächelnd nickte ich. "Versprochen, Lou." Bei dem Spitznamen für ihn hellte sich sein Gesicht noch mehr auf und ich konnte nicht umhin, von diesem freundlichen Wesen vor mir fasziniert zu sein. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn, legte einen Arm an seine Taille und zog ihn an mich. 
Louis erwiderte sofort, legte die Arme um meinen Nacken und lehnte sich an mich. Als er leicht den Mund öffnete, fuhr ich mit meiner Zunge in seinen Mund und es dauerte nur Sekunden, bis sich unsere Berührungen intensivierten, während mein Herz kräftig gegen meine Brust schlug. 

Ein lautes Räuspern ließ uns auseinander fahren, und als ich nach der Quelle suchte, blickte ich in das überraschte Gesicht eines blonden Mannes, der uns ansah mit aufgerissenen, blauen Augen. "Niall, hey!" sagte Louis, er war knallrot im Gesicht, was mich beinahe auflachen ließ. "Schönen guten Morgen." sprach dieser Niall und musterte mich unverhohlen neugierig. "Das ist Harry." stellte Louis mich vor. "Harry, das ist Niall. Mein bester Freund."
Niall nickte mir zu, dann tat er etwas, dass bei Louis und mir zwei völlig unterschiedliche Reaktionen hervorrief. 
Er hob die Hand und salutierte mir. 

"Niall!" rief Louis empört aus und schüttelte hektisch den Kopf, ich hingegen musste lauthals lachen. Der Mann vor uns sah uns beide verwirrt an und ich lachte mehr, während nun auch Louis mich völlig verwirrt ansah. "Ich hab noch nie erlebt, dass mir jemand im privaten Umfeld salutiert!" sagte ich daher zur Erklärung und atmete tief durch, lächelte Niall an. "Schön, dich kennenzulernen, Niall." 
Er nickte und lächelte ebenso. "Ich geh mal rein. Und ihr...keine Ahnung, macht weiter rum?" Er grinste Louis an. "Der Dämonen-Chihuahua ist wieder angemeldet. Also...schnell fertig machen, ja?" Er zwinkerte uns zu, ehe er lachend in die Praxis ging und uns zurück ließ. 
Louis sah mich an und wir fingen beide an zu lachen. "Dein bester Freund scheint nett zu sein!" sagte ich und er nickte. "Ist er. Wenn auch ein wenig direkt..." Er sah zur Tür und dann wieder zu mir. "Ich muss trotzdem rein. Also...bis bald, ja?" 
Ich nickte und küsste ihn noch einmal kurz, schenkte ihm ein sanftes Lächeln. "Bis bald, Lou." 

Dann ging ich und schmunzelte, denn ich spürte seinen Blick auf mir, drehte mich noch einmal um und meine Vermutung bestätigte sich. Er winkte mir lächelnd zu, dann verschwand er in der Praxis. Ich lachte leise und lief nach Hause, nutzte die Zeit als Spaziergang und um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Albträume der letzten Nacht hatten mich irritiert, ich hatte schon lange nicht mehr von meiner Vergangenheit geträumt. Aber wie auch in meinen anderen Träumen, hatte mich Louis da rausgeholt. Diesmal in realer Form. 
In Gedanken versunken betrat ich mein Elternhaus und zog meine Schuhe aus. Ich brauchte dringend ein wenig mehr Schlaf. Die Nacht war eindeutig zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf im Spiel gewesen. 

"Wo zum Teufel warst du?!" rief Gemma, die gerade aus der Küche auf mich zu stolzierte und die Hände in die Hüften stemmte. Ich musterte sie mit hochgezogener Augenbraue für einen Moment. "Entschuldigung, habe ich etwas verpasst?" fragte ich sie, woraufhin Gemma schnaubte. "Kannst du dich nicht melden, wenn du die ganze Nacht wegbleibst?! Ich habe mir Sorgen gemacht! Es hätte sonst was passiert sein können!" rief sie aufgebracht und sah aus, als würde sie gleich Feuer spucken. 
"Gemma!" sagte ich lachend und ging zu ihr. "Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, es kommt nicht wieder vor. Immerhin bin ich erwachsen. Verzeih mir, dass ich mich einfach nicht gemeldet habe bei meiner Schwester!" sagte ich ruhig, lächelte sie an und sie verdrehte die Augen und stieß mir gegen die Schulter. "Wieso hast du plötzlich so gute Laune?" fragte sie, riss die Augen auf. "Oh mein Gott! Du hast bei dem kleinen Betreuer geschlafen!" rief sie aus und klatschte in die Hände. 
"Er ist Tierarzt!" berichtigte ich sie, woraufhin Gemma lachte. "Na und? Wie war's? Ist der Sex gut? Es muss doch ewig her sein bei dir!" 

Ich verzog das Gesicht. "Was lässt dich so eine Frage stellen? Das geht dich rein gar nichts an!" fuhr ich sie an, sie lachte leise. "Ich freue mich, dass du ihn anscheinend magst. Heißt das, du bleibst hier? Hast du ihm erzählst dass er der Star zahlreicher Träume ist?" 
Ich winkte ab. "Visionen! Und nein...noch nicht. Ich...ich erzähle es ihm bald." sagte ich sofort und sie nickte leicht und musterte mich. Sie wollte etwas sagen, doch das Klingeln meines Handys unterbrach sie, wofür ich unglaublich dankbar war. Ich zog es hervor, im ersten Moment hoffte ich, dass es Louis war, doch es war das Militär, genauer gesagt mein Vorgesetzter, der General. Sofort nahm ich Haltung an, auch wenn das affig war am Telefon, und nahm den Anruf mit klopfendem Herzen an.  

Fateful Dreams | Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt