L - Heute ist Freitag

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"Gut, jetzt erzählst du mir endlich, wieso du in den Armen von dem Soldaten lagst und ihr Trockensex vor der Praxis hattet, oder?" Niall lehnte sich auf der Sitzbank zurück und grinste mich an. 
Wir saßen im Pub, nachdem wir uns nach der Arbeit dazu verabredet hatten, gemeinsam ein Bier zu trinken. Ich lachte leise und stützte den Kopf in den Händen ab. "Was soll ich dir sagen? Es ist einfach passiert." sagte ich schulterzuckend. Ich wusste ja selbst nicht, wie es passiert war. Also wusste ich auch nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich beschloss, ihm von dem Abend zu berichten, ließ jedoch Harry's Albträume weg, da ich es als zu privat empfand. 

"Er ist also mitten in der Nacht wach geworden und ihr hattet Sex?" fragte er, woraufhin ich nickte. "Es kam praktisch einfach so über uns." Niall lachte, nahm einen Schluck seines Bieres. "Und hattest du vorher wieder Träume?" 
Ich schüttelte den Kopf, sah Niall an. "In dieser Nacht nicht. Ich vermute mittlerweile, dass es daran lag, dass er neben mir lag." erläuterte ich meine Gedanken, die ich mir während des Dienstes praktisch die ganze Zeit gemacht hatte. "Sag mal, hast du dich in den Kerl verliebt?" Niall sah mich mit großen Augen an, ich schüttelte sofort den Kopf, dann zuckte ich mit den Schultern. "Ein bisschen vielleicht?" antwortete ich. "Ist das eine Frage?" hakte Niall verwirrt nach, also fing ich an zu lachen. "Ich denke, ich habe mich ein bisschen verknallt. Er ist...unglaublich nett zu mir, sanft auch." Ich seufzte. "Und so unglaublich heiß..." fügte ich leiser hinzu, weshalb Niall nun wieder leise lachte. 
"Die Anziehung war deutlich zu sehen." 

Seufzend trank ich mein Bier, sah Niall an und dann schweifte mein Blick hinter ihn in Richtung Eingang des Pubs, den ich von meiner Position aus perfekt sehen konnte. Meine Augen wurden groß, als ich Gemma und Harry erkannte, die den Pub soeben betraten und sich an die Bar stellten, um etwas zu bestellen. "Heilige Scheiße..." murmelte ich gedankenverloren bei seinem Anblick. Er trug eine schwarze Jeans, einen cremefarbenen Wollpullover und einen Mantel darüber, den er in diesem Moment auszog und ordentlich gefaltet auf den Stuhl neben sich legte. Seine Schwester zog die Jacke aus und warf sie darüber, was ihr einen mahnenden Blick ihres Bruders bescherte. 

Niall drehte sich ebenfalls um und als er Harry auch entdeckte, sah er grinsend zu mir. "Was für ein Zufall!" Ich nickte leicht. "Ich weiß nicht, ob ich immer noch an Zufälle glaube..." murmelte ich, konnte meine Augen nicht von Harry nehmen, der gerade die Getränke zahlte. Er wirkte unglaublich ernst Gemma gegenüber. Ich konnte sehen dass er lächelte, doch es erreichte seine Augen nicht. "Gehst du hin?" Niall unterbrach meine Gedanken und ich blinzelte, sah ihn an. "Nein...ich will nicht stören." 
Mein bester Freund runzelte die Stirn. "Was für ein Quatsch ist das denn? Ihr fresst euch auf der Straße halb auf und jetzt willst du im Pub nicht Hallo sagen?!" fragte er verwirrt und ich seufzte genervt, sah wieder zu Harry. "Er ist mit seiner Schwester hier..." sagte ich leise, als ob das eine adäquate Antwort wäre, weshalb Niall leise schnaubte. "So ein Schwachsinn!" murmelte er. 

Ich wollte etwas sagen, doch in dem Moment sah sich Harry suchend um, dann trafen sich unsere Blicke und er stoppte seine Bewegungen. "Oh..." hauchte ich, während er die Schultern straffte und Gemma's Arm berührte und etwas zu ihr sagte. Der Kopf seiner Schwester fuhr herum zu mir und als sie mich erblickte, fing sie an zu strahlen. Niall sah zu den beiden und dann zu mir. "Jetzt wirst du ja sehen, ob er es ernst meint." 
Ich sah verwirrt zu Niall. "Was soll das heißen?" fragte ich, woraufhin mein bester Freund mit den Schultern zuckte. "Wenn er dich mag, kommt er zu dir. Ganz einfach." 
Noch ehe ich etwas erwidern konnte, sah ich, wie Harry sich in Bewegung setzte. Mein Blick traf wieder seinen und mein Herz begann schnell zu schlagen, als er auf mich zukam. "Ach du meine Güte, Louis, du bist ja völlig hoffnungslos..." murmelte Niall amüsiert. 

Harry brauchte nicht lange, dann stand er vor mir und sah zu mir. "Was für ein Zufall." sprach er und ich nickte. "Wirklich..." antwortete ich wenig geistreich, doch mein Hirn setzte aus, wenn er mich so ansah wie gerade eben. Harry lächelte mich an und diesmal erreichte es seine Augen, sie fingen förmlich an zu glänzen. Ich lächelte sofort ebenso breit, wollte etwas sagen, doch Gemma unterbrach mich und unseren Blickkontakt, indem sie sich dazwischen schob. "Louis! Hi!" rief sie und umarmte mich, was ich ein wenig überrascht erwiderte. "Hey Gemma!" antwortete ich lächelnd. 
Harry legte die Hand auf Gemma's Arm, sie sah sofort zu ihm. "Darf ich wohl?" fragte er amüsiert, woraufhin Gemma lachend die Hände hob und sich auf die Sitzbank neben Niall setzte, sie sah ihn grinsend an. "Ich bin Gemma, hi!" stellte sie sich vor. Niall sah sie ein wenig überfordert an, nickte dann aber lächelnd. "Niall, hallo." 

"Hallo, Niall." sagte Harry, ohne den Blick von mir zu lösen. Er beugte sich zu mir herunter und ich schnappte leise nach Luft, als er seine Lippen auf meine legte und mir einen zarten Kuss verpasste. "Darf ich mich setzten?" flüsterte er gegen meine Lippen. 
Ich schmunzelte. "Die Frage hat deine Schwester vermutlich schon beantwortet." flüsterte ich zurück und er lachte leise. Ich rutschte ein Stück zur Seite und Harry setzte sich neben mich, sah Niall freundlich an. "Ist es okay, wenn wir uns so aufdrängen?" fragte er ihn. Niall sah die Geschwister ein wenig ungläubig an, nickte dann aber. "Klar, wieso nicht?" 
Harry nickte zufrieden, dann fanden seine grünen Augen wieder den Weg zu mir. "Ich hatte schon überlegt, dir zu schreiben heute. Wie schön, dass wir uns hier treffen. Gehst du öfter hier hin?" 

Ich nickte. "Ja, hin und wieder." antwortete ich lächelnd und atmete tief durch um meine Nerven zu beruhigen. Harry bemerkte es, legte den Kopf schief. "Alles okay?" fragte er. "Ich habe nicht mit dir gerechnet." sagte ich ehrlich und lachte leise. "Aber ich freue mich!" sagte ich hinterher, Harry grinste sofort und nickte. 
"Meine Güte, ihr stellt euch ja wirklich an!" Gemma seufzte theatralisch und beugte sich vor, sah mich ernst an. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Guckt nicht so! Küsst euch doch einfach, ihr starrt euch die ganze Zeit so an!" 
"Gemma!" knurrte Harry warnend, seine Schwester winkte nur ab. Kopfschüttelnd sah er zu mir. "Entschuldige meine Schwester. Sie ist...hin und wieder ganz schön unhöflich!" Ich lachte leise, sah ihn an. "Ein bisschen recht hat sie ja." 

Er sah mich überrascht an, dann lachte er, sah Gemma an. "Das meine ich im Übrigen damit, dass er sehr direkt ist!" sagte er zu ihr, ehe er sich mir wieder widmete und die Hand an meine Wange legte, um mich in einen tiefen Kuss zu ziehen. Ich erwiderte sofort und er lehnte sich mir entgegen, drückte mich praktisch gegen die Lehne der Bank, auf der wir saßen. Als er seine Lippen löste, war ich leicht außer Atem, öffnete die Augen und sah ihn wieder an. "So hat mich noch nie jemand geküsst." sagte ich leise, Harry grinste. 

Niall räusperte sich. "Und behandelt hat dich so auch nie jemand." warf er ein, mein Kopf schnellte zu ihm und ich sah ihn wütend an. "Niall!" mahnte ich ihn, er sah mich entschuldigend an. "Was meint er damit?" fragte Harry mich und ich winkte ab. "Nicht..." Ich sah zu ihm. "Nicht so wichtig, Niall hat nichts damit gemeint." 
Der Grünäugige musterte mich einen Moment. "Erzählst du es mir irgendwann vielleicht?" fragte er mich, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. "Das kann ich dir nicht versprechen." 
Er nickte. "Verstehe ich. Alles gut." Er küsste meine Wange, sah zu Niall. "Wie war euer Arbeitstag? Und ihr müsst mir unbedingt erklären, was es mit dem Dämonen-Chihuahua auf sich hat!" Er sah zwischen uns hin und her. "Was bedeutet das?" 

Wir verbrachten eine ganze Weile gemeinsam zu viert in dem Pub, erzählten den Geschwistern von dem Chihuahua und anderen, anstrengenden Patienten beziehungsweise deren Herrchen und Frauchen, tranken dabei den ein oder anderen Drink. Mit Gemma verstand ich mich sehr gut, sie war lustig und ziemlich direkt. Mit jedem Drink, den sie zu sich nahm, wurde ihre Zunge lockerer und gegen Ende unterhielt sie im Alleingang den halben Pub mit ihren Geschichten. 
Harry strich unterdessen immer wieder über meinen Arm, lehnte sich mir mehr entgegen und küsste schließlich meine Schläfe sanft. 
"Weißt du, heute ist Freitag." flüsterte er in mein Ohr, ich neigte automatisch den Kopf. "Ja, gut erkannt. Ich freue mich, dass du den Kalender lesen kannst." antwortete ich frech und er lachte leise in mein Ohr, verpasste mir eine heftige Gänsehaut. 

"Darf ich wieder mit zu dir kommen? Ich denke, Daisy vermisst mich sicher." sagte er, weshalb ich nun zu ihm sah. "Ach, dir geht es also um Daisy? Was ist mit dem Grundmisstrauen?" fragte ich schmunzelnd.
Er grinste. "Sie mag mich. Und ich mag sie." Er küsste meine Stirn. "Dich mag ich auch." 
Ich atmete zittrig und sah ihm in die Augen. "Wirklich?" flüsterte ich, woraufhin er nickte und mir einen kurzen Kuss gab. "Ja, das tue ich. Wollen wir verschwinden?" flüsterte er wieder. Ich konnte nur nicken. Ich fand keine Worte, doch ich war mir sicher, dass es auch so absolut klar war, dass ich sofort mit ihm gehen zu mir gehen wollte.

Fateful Dreams | Larry StylinsonWhere stories live. Discover now