L - Dein Hund mag mich nicht

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Ich nickte, während Harry näher an den Zwinger ging und sich Kolja genauer ansah. Ich kannte den Hund und seine Geschichte. Es war nicht zufällig, dass ich Harry heute zu dem Hausbesuch mitgenommen hatte. Ich war mir ziemlich sicher gewesen, dass Kolja etwas in ihm auslösen würde und war neugierig, was jetzt passieren würde.
Unsicher war ich trotzdem, Kolja galt als unberechenbar, zumindest sagte das Mrs Doherty jedes Mal, wenn ich hier raus kam um einen der Hunde zu untersuchen. Wenn ich ihn untersuchen musste, hatten wir dies immer mit Maulkorb getan, ich hatte Niall mitgenommen, der ihn fest im Griff gehalten hatte.

Kolja knurrte leise und nun wurde ich noch unsicherer. Für das Gitter zwischen den beiden war ich in diesem Moment dankbar. Harry jedoch schmunzelte, was ich überrascht zur Kenntnis nahm. „Oh ja, ich weiß, du bist gefährlich. Aber wir spielen im selben Team." sagte er zu dem Hund und zog aus seiner Jackentasche seinen Schlüssel, an dem ein Anhänger vom Militär hing. Er hielt ihn Kolja vor die Nase, der misstrauisch danach schnupperte und schließlich den Kopf schief legte und Harry genau beobachtete.
„Das kennst du, oder? Das hatte dein Herrchen bestimmt auch. Das bekommen alle im Einsatz..." Harry sah zu mir und zeigte mir den kleinen Anhänger mit der englischen Flagge daran und anderen Symbolen, die ich nicht kannte. Neugierig betrachtete ich es. Harry lächelte mich an und sah zu Kolja. „Er hat es nicht verdient, hier in dem Zwinger zu versauern." sagte er leise. Ich nickte bestätigend. „Das sehe ich genauso, allerdings gibt Mrs Doherty ihn nicht her und vermittelbar ist er aufgrund seiner Aggressivität sowieso nicht!" antwortete ich ihm, Harry sah zu mir. „Du hast das schon mal versucht?"

Wieder nickte ich. „Ich habe schon mehrmals mit ihr gesprochen. Aber sie sagt, sie gibt ihm niemals jemandem, der nicht weiß, wie er mit Kolja umzugehen hat. Oder jemanden der nicht weiß, was sie durchgemacht hat." Aufmerksam sah ich ihn an und nun legte er misstrauisch den Kopf schief und sah mich fragend an. „Sag mal..."
„Hm?" fragte ich unschuldig und er schmunzelte.
„Lou, dieser Hausbesuch war nicht zufällig, oder?" fragte er mich und stand auf, steckte die Hände in seine Hosentaschen und sah mich weiter an. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte, dass du Kolja kennenlernst, ja."
Harry nickte und musterte den Hund. „Ist das irgendein Plan, dass ich nicht wieder in den Einsatz gehe?" fragte er mich.

Ich stockte und sah ihn überrascht an. „Was?" fragte ich und schüttelte sofort den Kopf. „Ich würde nie jemanden so manipulieren, denkst du das von mir?!" Ich sah ihn an und er begegnete meinem Blick, in seinem eigenen lag Unsicherheit. „Nein, sowas denke ich nicht von dir."
Kopfschüttelnd ging ich näher zu ihm und sah in seine Augen. „Du bist dein eigener Mensch. Ob ich begeistert davon bin, oder nicht..., wenn du dich verpflichtet dazu fühlst, zurückzugehen, dann werde ich dich nicht aufhalten können. Ich fände es ganz furchtbar und würde jede Minute voller Sorge sein, aber ich würde dich immer unterstützen." Ich sah in seine Augen. „Du bist du selbst und du musst dich nicht ändern, nicht für mich. Außer du willst deine Dämonen bekämpfen. Dann helfe ich dir."

Harry nickte und sah Kolja an, nahm den Blick somit von mir weg und ich fühlte mich augenblicklich weniger verbunden mit ihm. Irgendwie hatte ich etwas Falsches gesagt, auch wenn das nicht meine Absicht gewesen war. Ich bekam Angst, dass er sauer auf mich war. Harry atmete tief durch und sah mich schließlich wieder an. „Es ist wirklich gruselig, dass du immer die richtigen Worte zu finden scheinst. Wirklich gruselig, Lou." Er schmunzelte und ich stieß erleichtert die Luft aus und sah auf den Boden. „Geheimes Talent vermutlich..." murmelte ich. „Ich geh mal zu Mrs Doherty und bespreche die Bezahlung. Bleibst du hier?" fragte ich ihn und er nickte und sah Kolja an. „Ich sehe mal, ob er vielleicht gestreichelt werden will."
„Okay, aber lass dir nicht die Hand abbeißen, ja?" sagte ich scherzhaft und Harry lachte leicht, schüttelte den Kopf und trat an den Zwinger heran. Lächelnd ging ich in Mrs Doherty's Haus und besprach die Kosten mit ihr und den Tag, an welchem sie Helly in die Klinik bringen lassen wollte.

Fateful Dreams | Larry StylinsonWhere stories live. Discover now