Frauenarzt

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Ich sah Victoria panisch an.
Sie lächelte, nahm mich an die Hand und wir gingen zusammen rein.
Meine Schwester meldete uns an, während ich schon mal ins Wartezimmer ging.
Dort saßen mehrere schwangere Frauen. Manche waren noch ganz am Anfang, aber manche schoben schon eine riesige Kugel vor sich her.
Werde ich auch in ein paar Monaten so aussehen.
Wir warteten fast eine Stunde, dann wurden wir in ein Behandlungszimmer gerufen.
Die Frauenärztin war sehr nett und führte mich zu dem Gynäkologenstuhl.
Victoria drückte die ganze Zeit meine Hand. Dann machte die Frau einen Vaginalultraschall. Auf dem Bildschirm erkannte man schon einen kleinen Menschen.
Die Frauenärztin drehte sich zu uns um: ,,Herzlichen Glückwunsch!
Sie bekommen ein Baby."
Doch als sie meinen Blick sah, verschwand ihr Lächeln:
,,Möchten Sie es überhaupt behalten?"
Ich wusste es nicht. Wenn ich es behalte, was wäre dann mit Paul.
Der würde es doch irgendwann erfahren und dann würde das Chaos erst richtig losgehen.
Ich zuckte mit den Schultern.
Victoria blickte mir in die Augen:
,,Sophia, behalte dein Kind. Mama und Papa werden dich schon unterstützen und ich werde auch immer für dich da sein. Du würdest es noch bereuen und du würdest dir nie verzeihen, dass du dein eigenes Kind umgebracht hast.
Du brauchst den Vater nicht. Paul und ich können auch gerne mal auf das Kind aufpassen, dass hast du auch mal Zeit für dich. Behalte es!"
Victoria hatte Recht.
Jedes Kind hatte das Recht darauf zu leben, egal mit welchen Umständen es auf die Welt kommt.
Ich nickte entschlossen und die Ärztin lächelte: ,,Gute Entscheidung!"
Dann ging der Ultraschall auch weiter.
Die Frauenärztin meinte, ich wäre 11+5 und der Geburtstermin wäre ungefähr der 05.01.
Danach wurde mir auch noch Blut abgenommen und ich bekam den Mutterpass. Ich bekam auch schon das erste Ultraschallbild von meinem Baby.
Wir verabschiedeten uns und Victoria und ich gingen wieder nach Hause.
Unglücklicherweise waren unsere Eltern wieder da und bemerkten, dass etwas mit mir nicht stimmte.
,,Was ist denn los mein Schatz?"
Doch bevor ich reden konnte, brach ich in Tränen aus.
Victoria gab meinen Eltern das Ultraschallbild.
Diese sahen es sich verwundert an: ,,Dein Baby war vor drei Wochen doch schon viel größer."
Victoria sah mich an und ich nickte:
,,Na ja! Das ist auch nicht mein Baby sondern Sophias!"
Ich erkannte durch einen Schwall Tränen hindurch, dass meine Eltern mich verwirrt und wütend ansahen.

Der Freund meiner SchwesterWhere stories live. Discover now