Aus liebe wird schnell hass!

7.5K 244 4
                                    

Ich legte mein Handy zur Seite und starrte weinend an meine Decke.
Es klopfte leise an meine Zimmertür und meine Mutter kam herein.
Sie nahm Emma auf den Arm und setzte sich neben mich aufs Bett:
,,Was ist denn los?"
Ich konnte ihr nicht antworten, aber sie wusste auch so, was los ist.
Es wäre, als könnte sie in mich hinein schauen.
,,Ach, süße! Es wird schon ein anderer kommen, der bei die bleibt und immer zu dir steht. Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass Paul nicht der richtige ist!"
,,Aber er ist Emmas Vater!"
,,Ich weiß, aber du wirst schon einen neuen finden, der auch die Vaterrolle für Emma übernehmen wird. Du musst zugeben, dass Paul das nie wirklich für wichtig gehalten hat?"
Wie konnte sie das nur sagen?
Ich habe Liebeskummer und meine Mutter redet schlecht über ihn.
Das würde ich bei meiner Tochter niemals tun!
Mama legte Emma neben mich aufs Bett und verließ mein Zimmer.
Ich dachte, ich würde nie wieder lachen, aber wie immer brachte Emma mich zum Lächeln.
,,Mama!" Ich habe mich richtig erschrocken. Ich sah Emma genau an und sie lächelte so ein süßes Engelslächeln: ,,Mama!"
Sie hat mich das erste Mal Mama genannt. Wieder fing ich an zu weinen, aber dieses Mal aus Freude.
Mir kann noch so schlimme Sachen passieren, aber Emma muntert mich immer wieder auf.
Ich hob sie hoch und lächelte: ,,Ich hab dich lieb, meine Süße! Und ich verspreche dir, du wirst ein hervorragendes Leben führen. Mit oder ohne Vater, mich wirst du nie verlieren. Das verspreche ich dir!"
Sie lächelte mich an und ich lächelte zurück. Ich drückte sie an meine Brust und ließ mich mit den Rücken zurück aufs Bett fallen.
Ich werde sie immer lieben und ich werde immer ihre Bedürfnisse vor meinen stellen. Sie braucht mich; ich bin ihre Mama!
Ich dachte an Paul! Ich darf mich jetzt nicht fallen lassen und alles mir egal sein lassen, ich trage Verantwortung.
Es hat es mit uns nicht ernst gemeint und daran kann ich jetzt auch nichts mehr daran ändern.
Aber trotzdem muss ich etwas unternehmen.
Irgendetwas, was ihn verletzt!
Ich habe nur keine Ahnung was.
Plötzlich vibrierte mein Handy.
Ich nahm es, in der Hoffnung, nicht Pauls Namen auf dem Display zu sehen, aber ich hatte Glück.
Es war Alex, ein Freund von mir aus uralten Kindertagen.
S: Hey, Alex! Was gibt's?
A: Hey, Sophia. Rate mal, wo ich jetzt gerade bin?
S: Äh, keine Ahnung? Bei dir zu Hause?
A: (lacht) Vor eurer Haustür!
S: Was machst du den vor unserer Haustür? Du studierst doch gerade. Am anderen Ende des Landes!
A: Ich habe Semesterferien. Und ich dachte, da kann ich doch meine alte Freundin Sophia einen Besuch abstatten. Also, lässt du mich rein?
S: Warte kurz!
Ich legte auf, legte Emma schnell in ihr Bett und stürmte zur Haustür.
Und tatsächlich! Als ich die Tür öffnete, sah ich in diese eisblauen Augen und dieses verstrubbelte blonde Haar. Ich hatte ihn so vermisst.
Ich fiel ihm um den Hals und sog seinen Duft in mich auf.
Er lächelte und wirbelte mich im Kreis herum. Dann stellte er mich wieder auf meine Füße und betrachtete mich von oben bis unten: ,,Das du vor ein paar Monaten noch schwanger warst, sieht man dir echt nicht an."
Ich lachte: ,,Du alter Schleimer! Komm doch rein!"
Ich ging schnell in mein Zimmer und holte Emma, während Alex sich im Wohnzimmer bequem machte.
Alex war nach meiner Familie und nach Paul der erste, der von meiner Schwangerschaft erfahren hatte.
Nun saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer und lachten.
Das mein Herz zertrümmert auf dem Boden meiner Seele lag, hatte ich in diesen Stunden total vergessen.
Als Alex gehen wollte, drehte er sich noch einemmal um: ,,Treffen wir uns bald wieder, Sophia!"
,,Sicher, morgen Abend? In ,,TheSeven"?"
Alex lächelte: ,,Klingt gut! Dann hole ich dich um acht Uhr ab."
,,Super, ich könnte echt mal wieder eine Auszeit gebrauchen. Ich freu mich! Also bis morgen."
Ich schloss hinter ihm die Tür und setzte mich wieder mit Emma aufs Sofa. Ich spürte zwar immer noch diesen stechenden Schmerz in meinem Herzen, aber sich abzulenken mit einem anderen ist doch nicht falsch? Oder?

Der Freund meiner SchwesterWhere stories live. Discover now