Bitte nicht!

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Langsam sagen meine Eltern mich nicht mehr schräg an, wenn ich an ihnen vorbeigehe.
Ich glaube, sie haben es hingenommen, dass Victoria und ich beide schwanger waren. Mein Bauch war zwar immer noch normal, aber seit ein Paar Tagen sah man eine kleine Wölbung.
Victoria meinte, man sieht erst so wenig, weil ich noch so eine elastische Haut habe. Umso besser!
Paul hatte ich seit unserem Kuss nicht mehr gesehen und das war auch gut so.
Er soll in dem Leben meines Babys keine Rolle spielen.
Ich werde das alleine schaffen.
Gerade war er bei Victoria im Zimmer und ich hatte das Gefühl, als würde er mir auch aus dem Weg gehen.
Ich lag auf meinem Bett, mit einer Spieluhr auf dem Bauch, damit das Baby sich ans Gute Nachtlied gewöhnt und träumte vor mich hin.
Doch plötzlich wurde mit einem Ruck die Zimmertür aufgerissen und ich schreckte auf.
Paul stand direkt vor mir und sah mich mit wütenden funkelnden Augen von oben aus an: ,,Sag mir das es nicht war ist?" Ich sah ihn verwirrt an.
,,Sag mir, dass es nicht wahr ist, dass du schwanger bist!"
,,Victoria!", zischte ich leise und schloss schnell die Tür.
Dann drehte ich mich mit einem Ruck um: ,,Kannst du mal bitte aufhören so zu schreien?"
Doch Paul fragte mich noch einmal:
,,Bist du schwanger, Sophia?"
Wortlos starte ich auf die noch klingende Spieluhr und Paul folgte meinem Blick.
Auf meinem Nachttisch lagen die Ultraschallbilder. Das sagte ja wohl alles. Paul sah mich fassungslos an.
,,Kannst du mir mal sagen, wieso ich so etwas von Victoria und nicht von dir erfahre?" ,,Du interessierst dich doch nicht mal fürs Baby!"
,,Ich bin der Vater!"
Ich ging so nah an ihn ran, dass sich fasst unsere Nasenspitzen berührten:
,,Bist du dir da ganz sicher?"
Er ging ein paar Schritte zurück:
,,Als ich mit dir geschlafen habe, war das dein erstes Mal. Das hast du selbst gesagt! Und seit dem hättest du nichts mehr mit Typen am Hut."
Ich sah ihn verwirrt an.
Woher wusste er das?
,,Victoria und ich erzählen uns alles.
Es gibt keine Geheimnisse zwischen deiner Schwester und mir."
,,Ach wirklich?"
Paul seufzte und sträubt seine Haare:
,,FAST keine Geheimnisse. DAS habe ich ihr natürlich nicht gesagt."
,,Trotzdem! Du bekommst schon ein Baby. Von meiner Schwester!
Erinnerst du dich? Deine Freundin!
Das was wir hatten war nichts.
Ein ganz normales One-Nightstand.
Es hat nichts bedeutet."
Man sah richtig, wie ihn dieser Satz im Herzen traf.
Doch ich ließ mich nicht abbringen:
,,Das daraus ein Kind entsteht hatten wir beide nicht gedacht.
Aber es ist halt so. Wir können nichts daran änder. Aber ich mach das alleine.
Du musst dich um nichts kümmern."
Entschlossen öffnete ich die Tür und wollte das er geht, doch stattdessen knallte er die Tür zu und drückte mich mit seiner ganzen Kraft dagegen.
Seine Stirn an meine gelehnt flüsterte er: ,,Ich entscheide wann ich gehe!
Und du bist nicht allein. Ich werde dich unterstützen. Mit allen Mitteln.
Aber ich bitte dich, dass es Victoria nicht rausbekommt. Okay? Ich werde mich um beide Kinder kümmern.
Aber niemand darf etwas davon erfahren, okay?"
Ich konnte mich nicht bewegen, doch meine Augen verfolgten die Bewegungen seiner Lippen.
Wieso muss er auch nur so gut aussehen? Das würde ich jetzt nicht hier stehen und seine Lippen angaffen, obwohl ich mir geschworen habe, dass nie wieder zu machen, weil mich das echt anmachte. Diese kirschroten Lippen.
Auch Paul sagte nichts mehr.
Er starrte mich nur an.
Leise fragte ich: ,,Wo ist Vic..."
,,Nicht in diesem Raum!"
Dann küsste er mich. Ich stöhnte auf, vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn noch näher an mich ran.
Seine Hände wanderten über meinen Bauch, während ich immer noch an der Wand gedrückt war.
Seine Zunge bahnte sich in meinen Mund und dann lagen seine Hände plötzlich an meiner Hüfte, hob mich hoch und ich umschlang deine Taille mit meinen Beinen.
Der Kuss war der beste, den ich kWh hatte. Und darauf konnten sich Paul echt etwas einbilden.
Paul. Der Verlobte meiner Schwester!
Erschrocken stieß ich ihn von mir weg.
Der Stoß war allerdings so doll, dass er auf dem Boden geworfen wurde und mich gleich mit sich riss.
Zum Glück landete ich etwas seitlich, sodass meinBauch fast gar nicht den Boden berührte.
Ich stand schnell auf.
,,Du hast mir versprochen, dass du das nie wieder tust!"
Paul stand grinsend auf:
,,Ich hatte aber das Gefühl, dass es dir gut gefallen hat."
Meine Hand schnellte vor und ich knallte ihm eine.
Erschrocken sah er mich an, doch als er mein wütenden, aber auch lustvollen Gesichtausdruck sah, wurde er sofort wieder so wie immer: unwiderstehlich:
,,Es tut mir leid, Sophia!"
Er öffnete die Tür und wollte rausgehen, drehte sich dann aber doch noch einmal um:
,,Ich meine das ernst! Ich werde dich mit Geld unterstützen."
Dann schloss er hinter sich die Tür.
Langsam ließ ich mich auf mein Bett zurückfallen.
Ich glaube, ich entwickle langsam Gefühle für Paul.
Für der Verlobten meiner Schwester!
Bitte nicht!

Der Freund meiner SchwesterWhere stories live. Discover now